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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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liegt es auch daran, dass ich dich so lange nicht gesehen habe.«
    »Ich bin immer noch baff, dass du von Florenz hergekommen bist, um mich wiederzusehen. Das ist echt süß von dir.« Und nicht nur das. Sie war überwältigt angesichts seiner Spontanität und Anhänglichkeit; was er alles auf sich genommen hatte, bloß um bei ihr sein zu können. Aber wieso erstaunte sie das bei Tony? Er hatte sich kein bisschen verändert. Sie schon. Die Erleuchtung traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Sie war in der Zwischenzeit reifer und feinfühliger geworden und wusste die feinen Nuancierungen seines Charakters besser zu schätzen.
    Er spülte einen Bissen Croissant mit einem großen Schluck Kaffee hinunter. »Ich wollte immer schon mal nach Paris, mir die Stadt anschauen«, meinte er, »da war das jetzt eine Supergelegenheit.« Er fixierte sie mit fragendem Blick. »Hast du heute was Besonderes vor?«
    »Ich bin gegen elf mit den anderen Finalisten verabredet. Für ein offizielles Foto. Danach habe ich frei.«
    »Hervorragend. Dann machen wir Paris unsicher.«
     
    Die nächsten vier Tage und Nächte vergingen wie im Fluge. Sie besichtigten die Sehenswürdigkeiten und stürzten sich in das berühmt-berüchtigte Pariser Nachtleben. Es war wie früher, nur viel besser, denn nach den langen Monaten der Trennung sahen sie einander mit anderen
Augen. Tony fand, dass sie sensibler und verständnisvoller auf ihn einging als früher und innerlich gereift war. Seine Gefühle für Linda hatten eine neue Dimension erreicht, was er sich jedoch wohlweislich nicht anmerken ließ. Stattdessen behandelte er sie wie eine gute alte Freundin und strengte sich mordsmäßig an, dass sie eine himmlische Zeit verlebten. Sie sollte eine Fülle positiver Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Obwohl ihm der Abschied bestimmt schwerfallen würde, sann er. Nachdem sie von der Aussichtsplattform des Eiffelturms mit dem Aufzug zu Boden geschwebt waren, fanden sie ein kleines Straßencafé, wo sie bei Kaffee und köstlichem französischem Gebäck neue Energie tankten, bevor sie den Louvre in Angriff nahmen.
    »Soll ich dir mal was verraten? Mittlerweile glaube ich fast, dass ich mein hochgestecktes Pariser Sightseeing-Pensum tatsächlich schaffe. Das verdanke ich dir und deinem grandiosen Organisationstalent«, murmelte sie entwaffnend ehrlich, während sie ein Schlückchen von ihrem heißen Mokka schlürfte.
    »Hab ich doch gern gemacht«, grinste er.
    Es war ein milder sonniger Frühlingstag, und das weiche Licht zauberte schimmernde Reflexe auf sein Haar, verlieh seinen Augen ein intensives Strahlen, stellte Linda fest. Sie bemerkte, wie schön diese Augen waren. Wieso war ihr das nicht schon viel früher aufgefallen? Attraktiv hatte sie ihn schon immer gefunden, gleichwohl glimmte in seinen Augen ein faszinierendes Feuer, wenn er sie so wie jetzt aufmerksam und eindringlich fixierte. Sie musste sich selbst gegenüber einräumen, dass sie vieles an ihm nicht wahrgenommen hatte, und das, obwohl sie sich schon seit Langem kannten.

    Welcher Mann würde beispielsweise alles stehen und liegen lassen und mal eben von Florenz nach Paris zu seiner Ex jetten, die gnadenlos auf seinen Gefühlen herumgetrampelt und ihn schwer enttäuscht hatte? Ganz davon abgesehen, dass er sich mächtig ins Zeug legte, um ihr eine schöne Zeit zu bereiten. Da waren die vielen Kleinigkeiten, die ihr an Tony auffielen und die ihn für sie einnahmen. Hatte sie dergleichen vorher nie bemerkt? War sie blind gewesen? Oder hatte sie die Trennung von Tony einfach gebraucht, um seine vielen guten Seiten erst richtig zu erkennen? Wie dem auch sei – inzwischen wusste sie sie zu schätzen.
    Sie spürte ein seltsames Kribbeln in der Magengrube, gefolgt von einem glutheißen Schauer. Ihr wurde mit einem Mal heiß und kalt. Sie schlug die Augen nieder, verwirrt und ratlos. Was war denn plötzlich mit ihr los? Sie war verlegen und aufgeregt wie ein Schulmädchen – und weshalb? Wegen Tony! Heimlich beobachtete sie ihn, wie er den Parisführer studierte und sich auf der Straßenkarte den Weg zum Louvre einprägte. Er schien sich dessen nicht bewusst zu sein, welche Wirkung er auf Linda ausübte. Er machte sie nervös, unwahrscheinlich nervös, und verunsicherte sie vollkommen, ein Gefühl, das sie befremdete. Grundgütiger, aus heiterem Himmel stürmten Emotionen auf sie ein, die ihr völlig fremd waren. Ihr wurde schwindlig, und sie empfand leichte Panik, gleichzeitig genoss sie den

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