Der glueckliche Manager
ganz anderen Welt als ich. Für diese Überlegungen sollen Menschen besonders empfänglich sein, die Glück an bestimmten Ereignissen festmachen: eine gute Note in der Schule, ein Sportwagen, eine Gehaltserhöhung, der Traumpartner... Nach einiger Zeit, in der man sich angewöhnt hat, Glück täglich wahrzunehmen, löst man sich von einzelnen Situationen und erlangt ein generelles, (hoffentlich) langfristiges Glücksgefühl. Das bedarf aber einer gewissen Aufmerksamkeit. Je aufmerksamer man lebt, desto häufiger wird man Glücks-Situationen wahrnehmen.
Ich habe das ausprobiert, und es ist faszinierend, was einem dann alles auffällt: Der Pförtner lächelt tatsächlich zurück. Er ist richtig erfreut, dass ich ihn freundlich grüße. Und er bedankt sich, spricht mich mit Namen an. Früher habe ich ihn gar nicht zur Kenntnis genommen.
Die Dame im Aufzug neben mir trägt ein schickes Kostüm. Ich mache ihr ein Kompliment. Sie lächelt und wünscht mir einen schönen Tag.
Meine Sekretärin überfällt mich mit vielen Themen, die heute zu erledigen sind. War ich früher deswegen genervt, so stelle ich jetzt fest, dass sie vor Arbeitsenergie geradezu sprüht. Ich bitte sie um einen Kaffee, lade sie ein mitzutrinken, und dabei besprechen wir in der nächsten halben Stunde äußerst zügig den Tagesablauf.
Und welch ein Wunder: So geht es weiter. Nur, weil ich meine Umwelt aufmerksamer wahrnehme. In diesem Zusammenhang fällt mir eine treffende Weisheit des Ostens ein, die sich für mich bewahrheitet hat: » Sei achtsam und aufmerksam auf die Menschen neben dir. Schenk ihnen dein Lächeln, und sie werden aufblühen wie eine Blüte.«
Glücksstörer: Die eigene Unaufmerksamkeit
Im umgekehrten Fall heißt das aber auch, dass unsere eigene Unaufmerksamkeit uns hin und wieder die Wahrnehmung erschwert.
Ähnliche Überlegungen finden sich in der so genannten »Positiven Psychologie«. Diese Forschungsrichtung der Psychologie beschäftigt sich mit der Frage, was das Leben lebenswert macht, oder auch wie wir uns selbst glücklich machen. Während sich die Psychologie hauptsächlich mit Therapie und Heilung von psychischen Problemen beschäftigt und versucht zu klären, was uns unglücklich macht, konzentriert man sich im Rahmen der Positiven Psychologie auf die Frage, was uns glücklich macht oder wie wir glücklich werden. Sie baut auf der Erfahrung auf, dass ein Wegfall von »unglücklich sein« nicht unbedingt zum Lebensglück führt, sondern Glück und subjektives Wohlbefinden aktiv angestrebt werden müssen. Ziel der Positiven Psychologie ist die Entfaltung und Erhaltung von Lebensfreude. Sie beschäftigt sich mit den drei Schwerpunkten
•positive Emotionen,
•positive Charaktereigenschaften und
•positive Strukturen.
Daraus ergibt sich die Frage: Welche Wirkungsmechanismen unterstützen den positiven Charakter eines Menschen und erzeugen positive Emotionen?
Die Positive Psychologie setzt nicht unbedingt auf neue Methoden, sondern der Hauptmentor Seligman betrachtet die Positive Psychologie »…einfach nur als eine Verlagerung des Brennpunktes in der Psychologie: von der Erforschung schlimmster Erscheinungen im Leben zur Forschung darüber, was ein Leben lebenswert macht.«
Nach Seligman hängen Glück und Lebensfreude stark von einer optimistischen Erwartungshaltung dem Leben gegenüber ab. Diese Erwartungshaltung könne man sich aneignen, meint er.
Vor den Erwartungen liegen aber die Wahrnehmungen. Sie sind sozusagen die Voraussetzung und das Feedback für die Erwartungen gleichermaßen.
Hierzu passt eine Aussage von Andreas Tenzer: »Bei jedem Atemzug stehen wir vor der Wahl, das Leben zu umarmen oder auf das Glück zu warten.«
Wenn ich diesen Gedanken nun in die Unternehmenswelt übersetze und mir überlege, wie ich bei meiner Arbeit glücklich sein kann, so bedeutet das, dass ich mein Wahrnehmungsvermögen schulen werde. Das kann man anderen Menschen nicht verordnen. Das kann man nur sich selbst verordnen.
Wenn ich morgens mein Büro betrete, müsste ein Lämpchen aufleuchten, das mich daran erinnert: Nimm bewusst wahr, und lächle.
Es gab Phasen in meinem Berufsleben, da hatte ich absolut keine Zeit: Sitzungen den ganzen Tag, von früh morgens bis spät abends ohne Unterbrechung, Reisen rund um die Welt – und ich war über das Smartphone Tag und Nacht erreichbar. Ich war wichtig, aber ich war nicht glücklich.
Ich habe dann kleine Regeln eingeführt: Meine Sekretärin musste zwischen jedem
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