Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)
›Du‹ zu mir sagen!« Endlich konnte er den Scherz auch mit mir machen.
Hunde
»Man kann so viel lernen von Möpsen«
Emil & Paul (v. l. n. r.)
»Hunde sind sprichwörtlich – zum Beispiel: Ein Hund wäscht den anderen … oder: Morgenhund hat Gold im Mund … oder: Der Glückliche schlägt keine Hunde … oder aber: Ich sei, gewährt mir die Bitte, bei euren Hunden der Dritte.« (»LoriotsKommentare«)
Neben einigen anderen Sketchen avancierte auch der obligatorische Zeichentrickfilm in »Loriot 4« zu einem Klassiker: »Bello, der sprechende Hund«. Loriots Kunst, dem Hund eine Stimme zu geben, habe ich weiter oben schon behandelt. Dass er sich so gut in Hunde einfühlen konnte, war das Ergebnis langjähriger professioneller und privater Studien, beginnend mit seinem Frühwerk »Auf den Hund gekommen«, verspielt erfinderisch weitergeführt mit »Hundnase« und »Schwanzhund« (in »Ödipussi«) und gipfelnd in seinem berühmtesten Ausspruch, ein Leben ohne Mops sei möglich, aber sinnlos.
Die tiefen Einblicke, die er in das Wesen unser vierbeinigen Freunde gewonnen hatte, führten zwischenzeitlich sogar dazu, dass Loriot in der Maske eines Zeichentrickhundes zum Schlagerstar wurde. Wums Gesang »Ich wünsch’ mir ’ne kleine Miezekatze« brachte seinem Autor und Sänger, wie schon erwähnt,eine Goldene Schallplatte ein und der »Aktion Sorgenkind« viel Geld. Meines Wissens hat der Opernfreund Loriot als Mensch nie gesungen, diesen Traum konnte er nur als Hund ausleben.
Der Verleger Gerd Haffmans, Loriots langjähriger Lektor, antwortete auf die Frage im FAZ-Fragebogen, wer oder was er hätte sein mögen: »Mops bei Bülows.« Loriot antwortete auf dieselbe Frage: »Mime, mein Mops« – das sagt alles. Und auf die Frage einer Interviewerin, ob man sich über Hunde lustig machen dürfe, antwortete Loriot 2008, die Würde der Tiere achtend, dass man das nicht generell beantworten könne. Man müsse sich immer fragen, ob der Hund absichtlich oder unfreiwillig komisch sei: »Das heißt, hat der Hund gewollt, dass man über ihn lacht?«
Die ersten beiden Möpse, die ich im Hause Bülow kennenlernte, waren zwei ältere englische Herren namens Henry und Gilbert. Der Bobtail Olaf war mir sympathisch, aber doch ein bisschen zu groß. Als kleiner Junge war ich von einem Schäferhund gebissen worden und hatte seitdem eine gewisse Scheu vor großen Hunden. Und doch rührte mich die Selbstverständlichkeit, mit der Bülows ihre Hunde als vollwertige Familienmitglieder ansahen.
Da wir bis zur Scheidung meiner Eltern auch Hunde hatten, waren die Tiere für mich ein Sinnbild für die heile Familie. Für Loriot waren sie mehr. Ich glaube, er hat in seinem Leben nie ohne Hund gelebt. Selbst als junger Soldat in Russland hatte er zeitweilig einen Hund – auch der Unglückliche schlug keine Hunde …
Das Leben mit Hunden diktierte große Teile des Tagesablaufs der Familie. »Seit Jahrzehnten bestimmen die Verdauungsrhythmen dreier Hunde das gesellschaftliche Leben der Familie. Sie zwingen uns, nach kulturell genutzter Freizeit hastig heimzukehren, nötigen zum Aufenthalt im Freien, nächtlich bei ungünstiger Witterung.« Genau so war es. Die Frage »Gehst du noch mit den Hunden?« führte allabendlich zu kleinen ehelichen Diskussionen (»Ich war gestern.« – »Dafür gehe ich morgen.« – »Morgen wollte ich eigentlich gehen …«), die sich sehr anregend auf die in den Sketchen gezeigten Gespräche zwischen Mann und Frau auswirkten. Übrigens ebenso wie die Frage, wer von den beiden am nächsten Morgen welches der drei Autos nehmen dürfe – alle vorzugsweise mit dem Kennzeichen »TÖLPL«. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass Bülows extra miteinander uneins waren, um Loriot zu inspirieren.
Mit den Möpsen fremdelte ich zunächst. Sie schienen mir hässlich, ihr Röcheln klang unschön, und ihre eingedrückten kurzen Nasen störten mich. Erst nach und nach lernte ich die Vorzüge dieser erstaunlichen Tiere kennen. Sie erwiesen sich als äußerst intelligent und durchsetzungsfähig. So gelang es schon der ersten Generation Bülow’scher Möpse, ihr Herrchen dahingehend zu erziehen, dass er sie allabendlich mit kleinen Köstlichkeiten vom Tisch versorgte.
Für diesen gelungenen Dressurakt bedankte sich Loriot später im Vorwort zu seinem Buch »Möpse & Menschen«: »Bei geeigneter Fortbildung und sinnvoller Tätigkeit erweist sich der Mops ohnehin dem Menschen überlegen. Beispielweise ist er in der
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