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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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will etwas gutmachen und macht es immer schlimmer – so genau entsprach. Es lohnt sich, »The Ladies Man« noch einmal anzusehen, nicht nur wegen der »Hut-Szene«. Der Film enthält mehrere Motive, die sich auch in Loriots Arbeit finden, von der unfreiwilligen »Zimmerverwüstung« über grotesk verunglückte Tanznummern (»Ödipussi«) bis zum Chaos, das ein Filmteam in einem Originalmotiv anrichtet (»Pappa ante portas«). Als Leiterin der Mädchenpension ist übrigens die ehemalige Wagner-Heroine Helen Traubel zu sehen, die nach ihrer Opernlaufbahn – wieihr Kollege Leo Slezak – als Film- und Fernsehkomikerin eine zweite Karriere machte.
    Und dann war da noch die Sache mit dem angeblich »feinen englischen Humor«, ein Etikett, das auch Loriot immer wieder angeheftet wurde. Englischer Humor sei nicht fein, Engländer seien privat sehr ironisch, aber ihre Humoristen seien alles andere als fein, wurde Loriot nicht müde zu betonen. Sieht man sich englische Comedy an, so findet man sein Diktum bestätigt.
    Auch im Alltag war Vicco sehr komisch. Sosehr man tiefernste Gespräche mit ihm führen konnte, so verging kein Tag, an dem er nicht versucht hätte, seine Umgebung zum Lachen zu bringen. Er liebte kleine Pannen, »Verhörer« zum Beispiel (wie Axel Hacke sie in seinen Büchern gesammelt hat). Das fing damit an, dass wir im Sketch »Liebe im Büro« am Schneidetisch irgendwann statt »Geben Sie mir Ihre Hand, Renate« hörten: »Geben Sie mir Ihre Handgranate.« Wir verstanden nie mehr etwas anderes.
    Sein Enkel Leopold, der durch den Großvater schon früh mit Wagner in Berührung kam, verstand als kleiner Junge statt »Tristan und Isolde« »Tristan und die Säule«. Und Loriot selbst wurde – als ehemaliger Schüler eines humanistischen Gymnasiums – sein Leben lang einen Pennälerscherz nicht mehr los und las bei der Lektüre des Wortes »angenommen« immer »Agamemnon«.

»Boll ist toll« – Wahre Geschichten, Witze & große Gefühle
    Wie jeder Mensch liebte auch Vicco komische Geschichten, die tatsächlich passiert sind, selbst wenn er nur selten Sketche daraus machte (wie zum Beispiel »Parkgebühren«). Eine der schönsten Geschichten stammte von seinem Freund, dem »Stern«-Zeichner Peter Neugebauer, genannt »Petchen«.
    Petchen verbrachte mit seiner Freundin Marion, so erzählte Vicco, ein Frühlingswochenende in einem romantischen Landgasthof in Holstein. Der Plan war klar. Man wollte kleine Spaziergänge machen, zwischendurch Nahrung aufnehmen und sich den Rest der Zeit im Bett vergnügen. Als Petchen und Marion im »Landgasthof Boll« eintrafen, überreichte der Wirt ihm sein Gästebuch mit der Bitte, etwas hineinzuschreiben. Er könne sich ruhig Zeit lassen. Petchen lächelte gequält und nahm das Gästebuch mit aufs Zimmer. »Ich schreib einfach ›Boll ist toll!‹«, schlug Petchen vor. Seine Freundin war entsetzt. Als humoristischer Zeichner hatte er einen Ruf zu verlieren. »Boll ist toll!« ging gar nicht. Die beiden grübelten nach einer Alternative, kamen aber auf keine zündende Idee. Petchen war gefangen in seiner Popularität, ein Zustand, der seinem Freund Vicco vertraut war. Kurz und gut, das Wochenende war ein Reinfall. Statt der Spaziergänge und der Stunden im Bett stritten Petchen und seine Freundin unablässig über den Eintrag im Gästebuch. Am Sonntagabend fuhren die beiden entnervt ab, und im Gästebuch stand – »Boll isttoll!«. »Boll ist toll!« wurde bei Loriot zum geflügelten Wort. Seine Frau Romi hat sich irgendwann damit auch in unserem Gästebuch verewigt.

    Petchen erzählte mir die Geschichte später auch, allerdings ganz anders. Bei ihm stand weniger das körperliche Verlangen des Paares im Vordergrund als vielmehr die ungeheure Peinlichkeit der Situation. Angesichts der lebenslangen Freundschaft zwischen Petchen und Vicco sei hier ein längerer »Gegenschuss« erlaubt.

☞ GEGENSCHUSS PETER NEUGEBAUER
    Marion und ich hatten über vierzig Jahre lang eine kleine Zweitwohnung in der Holsteinischen Schweiz, auf dem Gut Kletkamp des Grafen Brockdorff, nicht weit von der Kleinstadt Lütjenburg. Ungefähr eine halbe Stunde entfernt liegt inmitten idyllischer Landschaft das kleine Dorf Kirchnüchel mit dem renommierten Lokal von Herrn Boll. Die Gegend war nicht reich an guten Lokalen. Wer gut speisen wollte, ging zu Boll.
    An einem Samstag im Dezember Anfang der achtziger Jahre fuhren wir dorthin. Wir hatten von Hamburg aus in Kirchnüchel angerufen und einen

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