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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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sogar Viccos 83. Geburtstag bei uns. An diesem Abend bekam Vicco seinen ersten iPod geschenkt.

Der alte Mann und die Technik
    Loriot war immer ein Technikfan. Er besaß die beste Stereoanlage, die zu ihrer Zeit auf dem Markt war. Die riesigen Aktivboxen sind mir einmal in einem Tonstudio als Referenzlautsprecher wiederbegegnet, da wusste ich, wie gut sie wirklich waren. Als sein in die Jahre gekommener Plattenspieler irgendwann schwächelte, der Einschaltknopf hakte, riet ihm sein Fachhändler, das Gerät reparieren zu lassen, denn »so was Gutes wird heute gar nicht mehr gebaut«.
    Bei Vicco sah ich das erste Mal einen »Walkman«. Er gehörte zu den Ersten, die das damals sensationelle neue Gerät besaßen, einen Kassettenspieler mit zwei Kopfhöreranschlüssen, der, um die Kommunikation zwischen den Musikliebhabern zu gestatten, eine orangene »Sprechtaste« samt Mikrofon besaß. Aus heutiger Sicht, da die Vereinzelung des Großstadtmenschen durch dicke schallgeschützte Kopfhörer weit vorangeschritten ist, eine geradezu rührend anmutende Vorrichtung.
    Während wir in Ammerland eine der Bremer Sendungen schnitten, flog Vicco für einen Tag in die Schweiz zu seinem Verlag. Als er zurückkam, zog er als Mitbringsel die allerneuesten technischen Spielzeuge aus seiner Manteltasche. Er hatte sie am Flughafen Zürich erstanden. In Deutschland gab es dergleichen noch nicht. Es waren die ersten kleinen Videospiele, batteriebetriebene handtellergroße Plastikteile mit einfarbigen LCD-Screens, auf denen man Tennis oder Pingpong spielen konnte. Ich stürzte mich auf die Neuheiten und spielte mehrereStunden hintereinander Tennis. Die Bewegungen der Figuren waren noch nicht flüssig wie bei heutigen Videogames, sondern äußerst ruckelig. Als ich anschließend versuchte, im Bülow’schen Gästezimmer ein Buch zu lesen, tanzten die Buchstaben derart vor meinen Augen, dass jeder Versuch einer konzentrierten Lektüre zum Scheitern verurteilt war – ein Schlüsselerlebnis, das mich Videospielen gegenüber bis heute skeptisch gemacht hat.
    Lange vor der Erfindung der DVD überraschte Vicco mich in Ammerland mit einer Neuanschaffung. In einer dicken Box steckten mehrere »Laser-Discs«, auf denen sich Chéreaus kompletter Bayreuther »Ring« befand. Die silbernen Scheiben hatten die Größe von Vinyl-Langspielplatten und sahen im Prinzip wie große CDs aus. Der Player für diese Technologie – die schon nach kurzer Zeit obsolet wurde, weil die viel praktischere DVD sie ablöste – war im Wohnzimmer direkt an einen Stereo-Verstärker angeschlossen, dessen exzellente Boxen rechts und links vom Fernseher standen.
    Voller Stolz führte Vicco uns das Racheterzett aus dem 2. Akt der »Götterdämmerung« vor, wobei er die Lautstärke, wie so oft, ganz aufdrehte. Vicco liebte es, Opern sehr laut zu hören. In seinem Haus, das keine direkten Nachbarn hatte, war das unproblematisch. Nun kam zu dem überwältigenden Sound auch noch ein kristallklares Bild hinzu – gemessen an dem, was man von der VHS-Kassette gewohnt war. Es war grandios, wir hatten das Gefühl, besser könne es nicht werden. Vicco war auf der Höhe der Zeit und genoss es sichtlich. Es kamen wohl noch ein paar wenige Laser-Discs hinzu, aber der VHS-Recorder mit seiner Aufnahmemöglichkeit blieb noch lange das Video-Medium Nummer eins.
    Natürlich ahnte Vicco nichts von HD-Fernsehern und Bluray Discs heutiger Tage. Dennoch machte ihn eine Bemerkung aus Thomas Manns Tagebüchern nachdenklich, in der dieser – zu Zeiten der Schellackplatte – einen neuen elektrischen Plattenspieler beschrieb und konstatierte, dass damit eine Perfektion der musikalischen Reproduktion erreicht wäre, die wohl nicht mehr zu steigern sei.
    1999 kaufte ich meinen ersten DVD-Player. Ich schwärmte Vicco davon vor. Er konnte sich nicht so recht vorstellen, dass die Qualität der Filme unter der Verkleinerung der Scheibe nicht leiden sollte, aber die Vorführung in meiner Berliner Wohnung beeindruckte ihn. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass dies die Technik der Zukunft sei und dass seine bis dahin nur auf VHS-Kassetten erhältlichen Sketche unbedingt auf DVD erscheinen sollten.
    Als Bülows zurück nach Ammerland kamen, fanden sie eine große Kiste von »Warner Home Video« vor, wo alle Fernseharbeiten von Loriot erschienen waren. Die Kiste enthielt die ersten fünfzig DVDs des Warner-Programms – und ein dazugehöriges Abspielgerät. Das Gerät wurde angeschlossen, Vicco war überzeugt,

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