Der goldene Buddha
Diamanten aus den Augen brechen wollten.
Hinter dem Buddha und am Ende der Halle befand sich eine Tür, die der Mönch aufstieß.
Kühle Luft wehte den Männern entgegen. Kerzen aus Ziegenfett brannten und waren durch kleine Hauben abgedeckt, damit sie nicht verlöschten. Ein kahler Gang nahm sie auf. Sie wandten sich nach rechts und sahen schon bald die Öffnungen in der Felswand. Sie waren durch einfache Leinentücher verhängt. Fast bis zum Ende durchschritten sie den Gang. Dann blieb der Mönch stehen und zog einen Vorhang zur Seite.
»Eure Kammer«, sagte er. »Ihr könnt so lange bleiben, wie ihr wollt. Ihr werdet morgen mit uns speisen und beten.« Der Mönch verneigte sich und verschwand.
Ong-Pal betrat als erster die Kammer. Ghaliwa nahm eine Kerze mit, damit sie wenigstens Licht hatten. Er stellte sie auf den nackten Boden, genau zwischen die beiden primitiven Lager aus Stroh.
»Da ist ja das Gefängnis in Kabul noch besser«, murrte der sonst schweigsame Ghaliwa.
»Beschwer dich nicht. Ist ja nur für ein paar, Stunden«, erwiderte sein Kumpan.
Die Behausungen waren wirklich primitiv. Man hatte sie kurzerhand in die Felsen geschlagen. Es gab kein Licht, keine Wärme, nur das Stroh und die kahlen Steine. Die Männer stellten das Gepäck ab. Ong-Pal ordnete an, dass Ghaliwa am Ausgang Wache halten sollte, denn niemand sollte sie jetzt überraschen.
Der Tibeter öffnete den Rucksack. Sorgfältig in Stoff eingewickelt lag genau das, was er suchte.
Ein batteriegetriebener Diamantbohrer! Er war ungeheuer wichtig, denn mit ihm konnten sie die Steine aus dem Gold lösen. Ong-Pal hatte mit diesem Gerät bereits gearbeitet. Er konnte es perfekt bedienen.
Ghaliwa kam wieder zurück. »Hier hörst du keinen Laut«, sagte der große Schweiger.
»Sei doch froh.«
»Richtig, aber ich traue dem Braten nicht. Der komische Mönch hat nichts gesagt, als wir kamen. Obwohl sich doch keiner in dieses Kloster verirrt.«
»Die sind eben anders als wir.«
»Ob sie etwas gemerkt haben?« fragte Ghaliwa.
Ong-Pal setzte den Bohrer zusammen. »Glaube ich nicht. Die leben doch nur in ihrer komischen Welt und haben für das andere Leben kein Interesse. Hier kannst du sogar Frauen hochschicken, und denen würde nichts getan.«
»Besser als umgekehrt.«
»Eben.«
»Und was machen wir jetzt?« fragte der Afghane.
Ong-Pal grinste. »Was ist mit dir los? Bist zu nervös? So kenne ich dich nicht.«
»Diese Zelle hier erinnert mich zu sehr an mein Gefängnis in Kabul. Das ist es.«
»Verständlich. Hoffentlich kannst du schlafen.«
»Du willst…?«
»Klar.« Ong-Pal legte den Bohrer zur Seite und ließ sich auf das Stroh fallen. »Wir werden in der Nacht zuschlagen. Du kannst ja noch die Kanonen überprüfen.«
»Mach ich.«
Ong-Pal hörte die Antwort nicht mehr, er war bereits eingeschlafen.
Auch der Afghane legte sich nieder, seine rechte Hand jedoch lag auf dem Griff des schweren Revolvers.
Der Tag neigte sich dem Ende zu. Die langen Schatten der Nacht krochen über den Himmel, füllten das gesamte Hochtal aus und erreichten auch das Kloster, das sie mit einer dunkelgrauen Decke überzogen. Die Tiere legten sich zur Ruhe, die Stille des Hochtals wurde noch intensiver.
Auch die Männer schliefen, bis plötzlich ein Gong ertönte, dessen langgezogenes Echo durch die Gänge des Klosters hallte. Sofort waren die Diebe voll da. Ghaliwa hatte den Revolver in der Hand und richtete die Mündung auf den Ausgang.
Dort bewegte sich nichts.
Aber auf dem Gang waren Schritte zu hören. Tappende Geräusche.
Die beiden Diebe saßen auf ihren Strohlagern. Die Kerzenflamme war zum Teil heruntergebrannt, sie flackerte, weil sie bereits mit dem flüssigen Fett in Berührung kam.
Keiner kümmerte sich um die Gäste, die Mönche hatten ihre Aufgabe, der sie nachkamen.
Ong-Pal stand auf und schob den Vorhang ein winziges Stück zur Seite.
Jetzt konnte er in den Gang schauen.
»Sie gehen alle in eine Richtung«, sagte er. »Wahrscheinlich zur Beerdigung.«
»Natürlich, das hatte ich vergessen«, sagte Ghaliwa. »Dann können wir ja bald…«
»Genau.«
Die Männer warteten noch eine Viertelstunde. Im Kloster wurde es wieder still. Wahrscheinlich hielten sich die Mönche jetzt im Innenhof auf.
Ong-Pal rauchte eine Zigarette. Als er aufgeraucht hatte, erhob er sich. »Alles klar«, sagte er mit leiser Stimme. »Wir können.«
Ghaliwa stand ebenfalls auf. Die Parkajacke hatte er nicht geschlossen. Er wollte so rasch wie
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