Der goldene Buddha
auf Macau bin ich mir noch nicht ganz sicher. Die Frühlingsboten riechen dieses Jahr nicht besonders frisch.«
»Soll ich den Truppen befehlen, die Kundgebung zu beenden?«, fragte der Leiter der Staatssicherheit.
»Auf gar keinen Fall«, sagte Hu. »Wir haben uns noch immer nicht vom Platz des Himmlischen Friedens erholt, und das war 1989. Falls wir nun Maßnahmen gegen friedliche buddhistische Mönche ergreifen, werden wir die Auswirkungen noch in Jahrzehnten spüren.«
»Dann tun wir also nichts?«
»Wir warten vorläufig ab«, sagte Hu, »bis wir herausgefunden haben, was da eigentlich vor sich geht.«
»Wie weit sind wir in dieser Angelegenheit?«, fragte der Präsident der Vereinigten Staaten.
»Inoffiziell, Sir?«, fragte der CIA-Direktor.
»Ich habe Sie nicht durch den unterirdischen Tunnel ins Weiße Haus schmuggeln lassen, damit es heute Abend im Fernsehen diskutiert wird, Direktor. Ja, natürlich absolut inoffiziell.«
»Es geht erstklassig voran«, berichtete der Direktor. »Und wir können jederzeit alles abstreiten, ohne dass es auch nur die geringste Handhabe gegen uns gibt.«
»Wann ist mein Einsatz erforderlich?«, fragte der Präsident.
»Morgen«, sagte der Direktor. »Vorausgesetzt, es läuft alles nach Plan.«
»Dann sorgen Sie dafür, dass alles nach Plan verläuft«, entgegnete der Präsident und stand auf.
»Jawohl, Mr. President«, sagte der Direktor, während der Präsident das Zimmer verließ und den Flur hinunter zu einem Staatsdiner ging, das bereits begonnen hatte.
Die
Oregon
flog förmlich über das Wasser. Der Plan sah vor, dass das Schiff einen Zwischenstopp in Ho-Chi-Minh-Stadt einlegen würde. Dort sollten alle in Tibet benötigten Mitarbeiter an Land gehen und mit einer C-130 ins nordwestlich gelegene Bhutan transportiert werden. Die
Oregon
würde ihre Fahrt fortsetzen, Singapur umrunden, die Straße von Malakka durchqueren und am Ostersonntag im nördlichen Teil des Golfs von Bengalen vor der Küste von Bangladesch eintreffen.
Näher kam das Schiff nicht an Tibet heran.
Keinem Mitglied der Corporation gefiel es, wenn die
Oregon
mit all ihrer Elektronik und Feuerkraft sich dermaßen weit weg vom Einsatzgebiet befand. Das Schiff war für die Besatzung lebenswichtig, stellte ihr Zuhause fern der Heimat dar, ihren Rettungsanker im stürmischen Meer der Intrigen.
Ross und Kasim bemühten sich nach Kräften, die schwierigen Bedingungen zu verbessern.
»Ich habe die Satellitenverbindung getestet«, sagte Kasim.
»Die
Oregon
wird die Einsatzleitung übernehmen können.
Alle sind per Funk oder über abhörsichere Telefone erreichbar.«
Ross blickte von ihrem Computermonitor auf. »Ich programmiere die Drohnen. Wir haben zwei. Ich wünschte, es wären mehr, aber diese Dinger sind so verflucht teuer.«
»Wer wird sie fliegen?«, fragte Kasim.
»Sie können innerhalb eines Radius von fünfhundert Kilometern gesteuert werden«, sagte Ross. »Entweder aus Thimbu oder sogar von tibetischem Gebiet aus.«
Kasim nickte.
Ross nahm eine Liste mit den Qualifikationen der Besatzung.
»Vier von uns haben entsprechende Kenntnisse. Du, ich, Lincoln und Jones.«
»Lincoln würde in Tibet wie ein bunter Hund auffallen«, wandte Kasim ein. »Falls er die Drohne steuert, wird er immerhin in einem Zelt versteckt sein. An deiner Stelle würde ich Hanley empfehlen, ihm diese Aufgabe zu übertragen.«
Ross nickte zustimmend. »Er ist gut«, sagte sie, »und die Drohnen sind wichtig – sie werden unsere einzigen Augen am Himmel sein. Falls Lincoln sie über dem Flughafen von Lhasa kreisen lässt, kann unser Kontrollraum hier den Fortgang der Ereignisse verfolgen.«
»Was haben die Chinesen in Tibet, um sie abzuschießen?«, fragte Kasim.
Ross warf einen Blick auf die Aufstellung der chinesischen Verteidigungsanlagen. Die Informationen waren erst kürzlich von der geheimen Freiheitsbewegung aus Tibet herausgeschmuggelt worden. »Ein paar klapprige Flugabwehrgeschütze und eine zehn Jahre alte Raketenbatterie. Rund um den Flughafen Gonggar bei Lhasa gibt es kaum etwas«, sagte sie.
»Zwei Frachtflugzeuge, einige Hubschrauber und die Gewehre der Soldaten.«
»Ich werde Hanley vorschlagen, die Flaks so bald wie möglich auszuschalten«, sagte Kasim. »Außerdem soll Lincoln immer nur eine Drohne auf einmal steuern.«
»Das hatte ich mir auch schon überlegt«, erklärte Ross.
»Falls er hoch genug fliegt, kann er nicht nur die gesamte Stadt überblicken, sondern bleibt für die
Weitere Kostenlose Bücher