Der goldene Buddha
folgendermaßen aus: Murphy und sein Pilot haben es geschafft, den Pass durch eine Lawine zu blockieren. Damit sind alle chinesischen Panzer praktisch ausgeschaltet. Selbst wenn sie sich entschließen sollten, den russischen Vormarsch zu ignorieren und nach Lhasa zurückzukehren, würden sie nun mindestens achtundvierzig Stunden benötigen, und das auch nur bei gutem Wetter.«
»Gab es Schwierigkeiten?«, fragte Cabrillo.
»Der Pilot, ein gewisser Gert Guenther, hat eine Schussverletzung davongetragen«, sagte Seng. »Wie schwer er verwundet ist, wissen wir nicht.«
»Habt ihr ihnen Hilfe geschickt?«
»Ein Helikopter mit Kasim an Bord ist unterwegs«, sagte Seng, »aber sie haben es bis zum Tankstopp geschafft und sind gelandet, also steht es vielleicht gar nicht so schlecht um Guenther. Falls Murphy und er noch flugtauglich sind, können wir Kasim zurückbeordern.«
»Gut«, sagte Cabrillo. »Wir können ihn hier gut gebrauchen.«
»Was das Wetter anbelangt, so werden wir heute Nachmittag einen kleinen Frühlingssturm erleben«, sagte Seng.
»Dann klart es auf und bleibt so für die nächsten paar Tage.
Wir rechnen mit fünf bis acht Zentimetern Schnee und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, bevor es langsam wieder wärmer wird.«
»Das Wetter hat auf uns die gleichen Auswirkungen wie auf die Chinesen«, sagte Cabrillo, »aber für die Dungkar-Truppen könnte es sich als günstig erweisen. Betrachten wir es demnach als Vorteil für Tibet.«
Aus Richtung Osten näherte sich ein Helikopter. Cabrillo kniff die Augen zusammen und versuchte, das Modell zu erkennen.
»Das ist einer von unseren«, sagte Seng. »Er bringt Reyes, King und Legchog Zhuren.«
»Hervorragend.«
Die beiden Männer gingen zum Terminal. Legchog würde bald in das Gebäude gebracht werden.
»Es ist uns gelungen, einen chinesischen Kampfhubschrauber zu erbeuten. George Adams sitzt im Cockpit. Hinzu kommt ein Frachtflugzeug, das wir mit einer Flak versehen haben. Es wird von Gunderson gesteuert. Außerdem haben wir natürlich die gemieteten Bells und die Predator-Drohne.«
»Eine beachtliche Luftflotte für das neu ins Leben gerufene tibetische Militär«, sagte Cabrillo.
»Auch sonst ist alles nach Plan verlaufen«, erklärte Seng.
»Allerdings hat sich ein neues Problem ergeben. Ich bin darauf gestoßen, als ich einen chinesischen Leutnant verhört habe, der hier gefangen genommen wurde.«
»Was für ein Problem?«, fragte Cabrillo.
»Die chinesischen Truppen waren in Tibet stets in der Unterzahl«, sagte Seng. »Im Fall einer aussichtslosen Situation – kurz vor der Niederlage, falls gar keine Hoffnung mehr bestand – sollten sie die tibetischen Rebellen durch den Einsatz von Kampfgas ausschalten.«
»Die entsprechenden Fässer müssen irgendwie markiert sein«, sagte Cabrillo. »Wir setzen uns einfach mit Washington in Verbindung und lassen uns erklären, wie man sie neutralisiert.«
»Genau das ist das Problem«, sagte Seng laut, um den landenden Helikopter zu übertönen. »Der Leutnant weiß nicht, wo das Zeug gelagert wird. Er weiß nur, dass es existiert.«
Cabrillo griff in die Jackentasche, zog eine kubanische Zigarre hervor, biss das Ende ab, spuckte es aus, nahm mit der anderen Hand ein Zippo-Feuerzeug und zündete die Zigarre an.
»Eddie«, sagte er dann, »ich habe das Gefühl, uns steht ein langer Tag bevor.«
Murphy war wütend. Gampo hatte ihn mit dem entkräfteten und blutenden Gert allein im Zelt zurückgelassen. Falls das die Reaktion der gefürchteten Dungkar auf den Anblick von Blut war, würden sie diesen Krieg verlieren, bevor er auch nur begonnen hatte. Die
Oregon
schickte Hilfe, aber sogar bei Höchstgeschwindigkeit würde der Bell noch mehrere Stunden benötigen. Gert, sein Freund und Kampfgefährte, wurde von Minute zu Minute schwächer. Seine Haut war hässlich grau, und er kam kaum mehr zu Bewusstsein.
Da wurde die Zeltklappe angehoben, und Gampo trat ein.
In einer Hand hielt er ein langes Büschel Grashalme, in der anderen offenbar einen feuchten Erdklumpen. Unter seinem Kinn klemmte ein Stück Fleisch undefinierbarer Herkunft.
»Wo zum Teufel sind Sie gewesen?«, fragte Murphy.
»Schüren Sie das Feuer im Ofen«, sagte Gampo ruhig und legte das Gras und den Klumpen ab, »und dann schütten Sie das in die Flammen.« Er reichte ihm einen kleinen Lederbeutel, der irgendein fein zermahlenes Pulver enthielt. »Wir brauchen hier im Zelt jede Menge Rauch. Sobald das erledigt ist, kochen Sie
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