Der goldene Buddha
Mönche aus einem anderen Raum herbeieilten.
»Mr. Spenser ist wegen der Kiste hier, von der ich gesprochen habe«, sagte der leitende Mönch. »Er wird euch erklären, was zu tun ist.«
Eine große Spende an den Tempel hatte dafür gesorgt, dass der Köder bis auf Abruf hier verwahrt wurde. Eine wohl bedachte Lüge würde den Rest erledigen.
»Ich habe draußen einen vergoldeten Buddha, den ich eine Weile ausstellen möchte«, sagte Spenser lächelnd. »Wissen Sie vielleicht einen geeigneten Platz dafür?«
»Aber sicher«, erwiderte der Mönch. »Bringen Sie ihn herein.«
Zwanzig Minuten später war der Austausch komplett. Der goldene Buddha stand nun in einem offen sichtbaren Versteck.
Nach einer weiteren halben Stunde und in kaum anderthalb Kilometern Entfernung lieferte das gepanzerte Fahrzeug dann erneut seine Ware ab.
Die Wachposten fuhren weg. Spenser stand neben dem Milliardär und starrte das Objekt an.
»Das ist mehr, als ich erhoffen durfte«, sagte der Mann.
Aber weniger, als du glaubst, dachte Spenser. »Freut mich, dass es Ihnen gefällt.«
»Und jetzt feiern wir«, sagte der Milliardär lächelnd.
Im palastartigen Speisesaal seines Anwesens stand ein langer Kirschholztisch voller Delikatessen. Spenser konnte sich weder für das Affenfleisch noch für die Seeigel begeistern und nahm stattdessen Truthahn in Erdnusssoße. Das scharf gewürzte Gericht lag ihm bleischwer im Magen. Er wünschte nur noch, der Abend möge zu Ende gehen.
Spenser und der Milliardär saßen an den beiden Enden des Tisches. In der Mitte hatten auf jeder Seite drei Konkubinen Platz genommen. Nach einem Dessert aus Beerenmousse, Zigarren und Cognac stand der Hausherr auf.
»Wollen wir ein Bad nehmen, Winston?«, fragte er. »Die Damen freuen sich schon darauf, uns zu Diensten zu sein.«
Der Mann ahnte nicht, dass der falsche goldene Buddha sich nicht einmal eine Woche in seinem Besitz befinden würde.
Und Winston Spenser konnte unmöglich wissen, dass er keine vierzehn Tage mehr zu leben hatte.
5
Langston Overholt IV. saß in seinem Büro in Langley, Virginia.
Der hohe Ledersessel stand seitwärts zum Schreibtisch.
Overholt hielt einen schwarzen Racquetballschläger, dessen mit weißem Stoffband umwickelter Griff mit Schweißflecken übersät war. Langsam und methodisch schlug er einen schwarzen Gummiball immer wieder einen halben Meter in die Höhe. Bei jedem vierten Mal drehte er den Schläger um und wechselte die Seite. Die rhythmische Übung half ihm beim Nachdenken.
Overholt war schlank, aber nicht hager, wog fünfundsiebzig Kilogramm und maß einen Meter fünfundachtzig. Seine Haut spannte sich über langen, sehnigen Muskeln. Das rechteckige, kantige Gesicht wirkte auf eine raue Art stattlich. Sein Haar war blond mit leicht ergrauten Schläfen. Er ließ es alle zwei Wochen beim CIA-Friseur stutzen.
Overholt war Leichtathlet.
Er hatte im letzten Jahr der Highschool mit dem Laufen begonnen, als das ganze Land nach der Lektüre von Jim Fixx’
The Complete Runner
zu joggen anfing. Auch während des Studiums behielt er diese Angewohnheit bei, und weder seine Ehe noch der Job bei der CIA, die Scheidung oder die zweite Ehe hatten etwas daran geändert. Das Laufen war eine der wenigen Tätigkeiten, die ihm nach der anstrengenden Arbeit Entspannung boten.
Die andere Konstante in seinem Leben war der Stress.
Seit 1981, als er unmittelbar nach dem Universitätsabschluss zur CIA gegangen war, hatte er unter sechs verschiedenen Direktoren gedient. Nun bot sich Langston Overholt IV. zum ersten Mal die Gelegenheit, das Versprechen einzulösen, das sein Vater einst dem Dalai-Lama gegeben hatte. Gleichzeitig konnte er seinem alten Freund Juan Cabrillo einen großen Gefallen vergelten, und so trieb er seine Pläne eifrig voran. In diesem Moment klingelte das Telefon.
»Sir«, sagte sein Assistent, »es ist der Chef. Er möchte sich so schnell wie möglich mit Ihnen treffen.«
Overholt griff nach dem Hörer.
Das Wetter in Washington D. C. war heiß wie eine texanische Asphaltstraße und dampfend wie eine Schüssel grüner Chilis.
Man hatte die Klimaanlage des Weißen Hauses bis zum Anschlag aufgedreht, vermochte die Raumtemperatur aber nicht unter vierundzwanzig Grad zu drücken. Es handelte sich um ein altes Gebäude, und da man die historische Bausubstanz erhalten wollte, waren den Modernisierungen enge Grenzen gesetzt.
»Gibt es eigentlich irgendein offizielles Foto, auf dem der Präsident im T-Shirt im Oval
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