Der goldene Buddha
Spensers Kopf ein und ließ ihn nicht mehr los: Seine Tat war kein besonders kluger Schachzug gewesen. Der goldene Buddha war nicht irgendein Stück bemalte Leinwand, sondern ein Abbild der Verehrung, das man voller Zuneigung und Respekt erschaffen hatte.
Und Spenser hatte es geklaut wie einen Schokoriegel im Supermarkt.
Während er meditierte, lauschte der Dalai-Lama dem Geräusch des Wassers, das langsam über die glatten Steine strömte.
Irgendwo am Rand seiner Wahrnehmung gab es eine Störung, und er machte sich an die Erforschung. Er konnte die Lichtkugel im Zentrum seines Wesens sehen, aber ihre Ränder waren rau und pulsierten. Behutsam glättete er die Signale, und die Kugel zog sich zu einem Punkt aus weißem Licht zusammen. Dann überprüfte der Dalai-Lama seine körperliche Hülle.
Es gab eine Störung, und sie wurde immer stärker.
Achtzehn Minuten später kehrte er in seinen Leib zurück und erhob sich.
In einigen Metern Entfernung saß sein Chikyah Kenpo unter einem grünen Baldachin am Rand des nierenförmigen Pools.
Der Dalai-Lama ging zu ihm. Der Hollywood-Schauspieler, dem das Anwesen in Beverly Hills gehörte, lächelte und stand auf.
»Es ist für mich an der Zeit, heimzukehren«, sagte der Dalai-Lama.
Der Schauspieler äußerte kein Bedauern und keinen Einwand.
»Ich lasse meinen Jet bereitmachen, Euer Heiligkeit«, sagte er.
Im Norden Tibets, an der Grenze zwischen den Provinzen U-Tsang und Amdo, erhob sich ein Gebirge namens Basatongwula Shan über der Ebene. Sein höchster Gipfel war der schneebedeckte Wächter über ein Gebiet, das kaum ein Mensch je betrat. Auf einen ungeschulten Betrachter wirkte das Land wüst und verlassen, eine Einöde, die man lieber sich selbst überlassen sollte. Auf den ersten Blick mochte das sogar zutreffen.
Doch im Verborgenen existierte hier seit Jahrhunderten ein Geheimnis, von dem nur wenige wussten.
Ein Yak folgte gemächlich einem steinigen Pfad. Auf seinem Rücken hockte ein schwarzer Star, der keinen Laut von sich gab.
Plötzlich erbebte die Erde, zunächst ganz schwach, dann etwas stärker. Der Yak erzitterte vor Angst und stemmte die Hufe fest in den Boden. Der Vogel erhob sich in die Luft. Dann verebbte das Beben. Der Yak ging weiter.
Das Fell an seinem Bauch und den Beinen war binnen weniger Minuten mit einer Substanz bedeckt, die im Verlauf zahlloser Generationen manche Männer reich gemacht und andere in den Wahnsinn getrieben hatte.
Der technische Direktor Richard Truitt war noch wach. Seine innere Uhr musste sich erst auf die Zeitzone von Macau umstellen. Er schaltete seinen Computer ein und überprüfte das Postfach. Eine der Nachrichten stammte von Cabrillo und war erst wenige Stunden alt. Wie üblich fasste der Vorsitzende sich kurz.
Bestätigung aus Georges Heimat liegt vor. Umfassende Freigabe wurde erteilt. Voraussichtliche Ankunft in 33 Stunden.
Die CIA war nach wie vor dabei, und die
Oregon
würde in weniger als zwei Tagen eintreffen. Bis dahin musste Truitt noch viel erledigen.
Die Hotelküche war rund um die Uhr besetzt, also bestellte er beim Zimmerservice Rührei mit Speck. Dann ging er ins Bad, um sich zu rasieren, zu duschen und seine Verkleidung anzulegen.
7
Juan Cabrillo aß den letzten Bissen eines mit Räucherspeck und Gorgonzola gefüllten Omeletts und schob den Teller weg.
»Es ist ein Wunder, dass wir nicht längst hundertdreißig Kilo wiegen«, sagte er.
»Schon allein diese Käsehappen mit Jalapeno-Chilis waren das Aufstehen wert«, sagte Hanley. »Ich wünschte, meine Frau hätte irgendwann mal unseren Koch zu Rate gezogen. Vielleicht wäre ich dann noch verheiratet.«
»Was macht die Scheidung?«, fragte Cabrillo.
»Die läuft ganz gut«, räumte Hanley ein. »Ich habe für letztes Jahr ein Einkommen von nur dreißigtausend Dollar angegeben.«
»Bleib fair«, mahnte Cabrillo. »Ich möchte nicht, dass irgendwelche Anwälte bei uns herumschnüffeln.«
»Keine Angst, du kennst mich doch«, sagte Hanley und schenkte ihnen aus einer silbernen Thermoskanne Kaffee nach.
»Ich warte bloß, bis Jeanie sich beruhigt.«
Cabrillo nahm seine Tasse und stand auf. »In weniger als vierundzwanzig Stunden erreichen wir den Hafen. Wie sieht’s im Zauberladen aus?«
»Die meisten der Utensilien sind fertig. Ich fange jetzt mit den Verkleidungen an.«
»Hervorragend«, sagte Cabrillo.
»Hast du besondere Wünsche?«, fragte Hanley.
»Möglichst wenig Haare im Gesicht«, bat Cabrillo. »Es kann in Macau ziemlich
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