Der goldene Greif
verrätst. Lardar wußte g e nau, wie ich dich belohnen würde. Das zeigt mir der Ring, den er dir gab. Er liebt dieses Schmuckstück über alles und hätte es nie aus der Hand gegeben, wenn er nicht sicher g e wesen wäre, es zurückzuerha l ten. Er hat sich nicht getäuscht.“
Damit bückte er sich und zog dem Toten den Ring vom Finger. Dann rief er die W a chen. Dies traten ein und prallten entsetzt zurück, als sie die Leiche sahen.
„Ich sollte euch köpfen lassen“, fuhr Konias sie an, „da ihr nicht in der Lage seid, mich vor einem Meuchelmörder zu schützen! Dieser Mann wollte mich töten, im Auftrag von Tama n tes, wie ich annehme, der wohl die Herrschaft über Ruwarad begehrt. Mit Hilfe des Liebling s rings meines Sohnes, den man ihm wohl gestohlen hat, machte mich dieser Mensch gla u ben, er käme mit Botschaft von Prinz Lardar. Dann wollte er mir den Dolch in die Brust st o ßen. Ich rang mit ihm und es gelang mir, ihn zu überwältigen. Ich will euch die Strafe erla s sen, da dieser Mörder sogar mich täuschen konnte. Aber diese heimtückische Tat wird Tamantes mir büßen! Wir brechen sofort auf und reiten dem Prinzen entgegen, den Tama n tes, anstatt ihn mit Coriane zu vermählen, vom Hof gejagt hat. Dann reiten wir nach Ruw a rad zurück, um den Krieg gegen Imaran zu rüsten. Auf, brecht das Lager ab!“
Etwa zu der Zeit, als Raigo vom Schloß aufbrach, trafen Konias und sein Sohn z u sammen. Konias begrüßte Lardar nicht gerade herzlich, da er durch Cart von der unrühmlichen Ni e derlage des Sohnes erfahren hatte. Außerdem liebte Konias Lardar nicht besonders, denn der Sohn erfüllte keine seiner in ihn gesetzten Hoffnungen. Konias war ein harter, rüc k sichtsloser Mann mit unbeugsamem Willen. Nach außen hin gab er sich den Anschein strenger Gerechtigkeit, großmütigen Verzeihens und weiser Überlegtheit. Nur wenige seiner engsten Vertrauten wußten jedoch, daß er unliebsame Tadler so geschickt beseitigen ließ, daß nie ein Verdacht auf ihn fiel. Konias war durchaus ein fähiger, kluger Mann, der seine Ziele durch Fleiß, Arbeit und ständige Wachsamkeit erreichte, wobei ihm jedoch jedes Mittel recht war. D a bei legte er keinen Wert auf persönliche Bequemlichkeit oder Luxus - ihm war es nur um die Macht zu tun.
Lardar hingegen hatte die eitle, selbstgefällige Art der Mutter geerbt, einer schönen, laun i schen Frau, die den einzigen Sohn zum Mißfallen des Vaters zu einem prunksüchtigen, großspurigen Gecken verzog. Für Lardar gab es nichts Wichtigeres, als sich zu putzen, vor seinen Freunden zu renommieren und sich seinen Vergn ü gungen zu widmen.
Konias hatte den labilen Charakter seines Sohnes schnell erkannt und es früh au f gegeben, ihn nach seinem Vorbild formen zu wollen. Der König hatte nie Zeit mit nutzlosen Dingen vertan.
So war es nicht verwunderlich, daß die Begrüßung auf beiden Seiten nicht sehr herzlich ausfiel, zumal beide wußten, welche Gefahr ihnen drohte. Darum sonde r ten sich die beiden auch bald bei einer kurzen Rast von den anderen ab, um sich ungestört besprechen zu kö n nen.
Als sie außer Hörweite waren, fuhr Konias den Sohn sofort an:
„Was für einen unfähigen Schwächling habe ich da in die Welt gesetzt! Mit einem Schwer t streich hättest du das Problem lösen können. Stattdessen läßt du dich von diesem Träumer besiegen und dir obendrein auch noch die Braut wegnehmen! Es wäre besser gewesen, dich kurz nach der Geburt zu ertränken!“
„Hör zu, Vater! Du bist ungerecht“, verteidigte sich Lardar. „Er ist nicht mehr nur Raigo, der Träumer, sondern er ist Neskon, der beste Schwertkämpfer der Vangoran Moradin. Wie hätte ich ihn besiegen können? Das ist noch keinem gelungen!“
„Hättest du mehr Zeit auf deine Ausbildung verwendet, anstatt dich zu putzen und den We i bern und eitlen Vergnügungen nachzujagen“, konterte Konias, „dann könnte auch dein Ruhm als Kämpfer verbreitet sein und du hättest siegen können. So aber wird sich nur dein Ruf als Großmaul und Versager verbreiten. Zumindest hast du etwas wieder gutg e macht, indem du mir diesen Cart sandtest. Hier ist dein Ring. Steck ihn schnell wieder an, damit deine Schönheit nicht leidet! Und dann wollen wir sehen, wie wir deinen Fehler wieder wet t machen können.“
Lardar war vor Zorn puterrot geworden. „Meinen Fehler?“ schrie er erbost. „Wer hat denn Raigo damals entkommen lassen? Wäre er dir nicht entwischt, wäre
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