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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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dich verlassen kann. Wenn du dich genau an das hältst, was ich gesagt habe, kann nichts schiefgehen, und - es darf auch nichts schiefgehen, verstehst du?!“
     
    Lardar war gekränkt, daß der Vater ihm so wenig zutraute. „Natürlich kannst du dich auf mich verlassen!“ sagte er ärgerlich. „Es geht ja schließlich auch um meine Krone, denn ich bin dein einziger Erbe. Außerdem weiß ich jetzt, wer dieser Neskon wirklich ist, was ich bei unserem Zweikampf nicht wußte. Und nun hängt von diesem Kampf mehr ab als ein hü b scher Weiberrock. Raigo wird nicht mehr zurückkehren, das schwöre ich bei meinem L e ben!“
     
    „Gut!“ meinte Konias zufrieden. „Aber denk lieber doch daran, daß er Neskon ist. Das wird dich zur Vorsicht mahnen. Du weißt selbst, daß du ihn nicht unterschä t zen darfst. Doch nun komm! Du mußt aufbrechen, sonst bekommt Raigo zu viel Vorsprung, und du hast Mühe, ihn einzuholen.“
     
    Sie gingen zu ihrem Gefolge zurück, daß sich die Wartezeit mit einem kurzen Imbiß vertri e ben hatte. Konias wählte zwanzig Männer aus und befahl ihnen, sich zum Aufbruch mit Prinz Lardar bereit zu machen. Dann rief er Warson zu sich, der einer seiner Vertrauten war.
     
    „Du warst mir immer treu ergeben, Warson“, sagte er. „Nun kommt die Zeit, da ich deine Treue erneut auf die Probe stellen muß. Ich werde dich mit Lardar fortsenden. Offiziell reitet ihr nach Mindorien, um für Lardar eine Frau zu suchen. Du wirst zw i schenzeitlich von dem Vorfall in Imaran erfahren haben. Daher ist das ein plausibler Reisegrund. In Wirklichkeit werdet ihr diesem Neskon folgen, der meinen Sohn so schmählich beleidigt hat. Ich will nicht, daß irgendjemand sich brüsten kann, dem Sohn von König Konias die Braut wegg e nommen zu haben. Das ist eine Beleidigung für das ganze Volk von Ruwarad. Und seit Tamantes mir einen gedungenen Mörder schickte, sehe ich auch nicht mehr ein, daß ich auf ihn Rücksicht nehmen und den Bräutigam seiner geliebten Coriane schonen soll. Neskon muß sterben! Das ist auch die Strafe für das eitle Mädchen, das sich in der Rolle der u m schwärmten Schönheit gefiel und sich nicht sofort für Lardar entschied. Hörst du, Warson, Neskon darf nicht zurückkehren und seinen gewonnenen Preis in Besitz nehmen können! Das wäre der Gipfel der Schmach! Du sollst die Männer führen, denn du weißt, daß La r dar dafür zu unerfahren und zu flatterhaft ist.“
     
    Warson, ein großer, dunkler Mann mit den brennenden Augen eines Fanatikers, legte die Hand aufs Herz und verbeugte sich.
     
    „Niemand wird sich rühmen können, ungestraft die Hand an den Sohn meines K ö nigs gelegt zu haben. Nicht länger soll die Schmach auf Ruwarad liegen, ich gebe Euch meine Wort!“
     
    Noch einmal verbeugte sich Warson vor Konias, dann bestieg er sein Pferd. Auch Lardar war zwischenzeitlich bereit, und wenige Minuten danach sprengte der Trupp mit ihm und Warson an der Spitze davon.
    Konias schaute ihnen nach. Nicht einen Gedanken verschwendete er an die zwanzig Mä n ner, die er kaltlächelnd zum Tode verurteilt hatte. Nur für Warson empfand er ein gewisses Bedauern. Schade um diesen Mann! Er war oft sehr nützlich gewesen. Aber die Sache war zu heikel, um einen Mitwisser zu dulden, und darum mußte auch Warson sterben.
    Abrupt wandte Konias sich um und rief seine Leute zum Aufbruch.
     
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    Raigo ritt nach Süden. Die Strahlen der sinkenden Sonne warfen seinen Schatten lang über die fruchtbaren Felder und satten Wiesen Imarans. Golden wellte der Abendwind das Ä h renmeer und wiegte sich mit leiser Melodie in den Rispen der Gräser. Das schräg einfalle n de Licht malte tanzende Kringel auf Blätter und Zweige und verwischte die Umrisse der schlanken Stämme vereinzelter Baumgruppen mit sanften Schatten. Kleine Staubwirbel hüpften wie Kobolde den Weg entlang, drehten sich im Kreis mit abgerissenen Blättchen und Grashalmen in einem nicht müde werdenden, munteren Reigen. Der Duft von frisch gemähtem Gras und der Her d rauch eines abgelegenen Dorfes stiegen in Raigos Nase und erinnerten ihn an die längst vergessenen Tage seiner Kindheit. Wie hatte er es genossen, wenn er als Knabe ein paar Tage auf einem der Gutshöfe verbringen durfte und mit den Kindern des Gesindes im Heu herumgetobt hatte! Das hatte ihm weitaus besser gefa l len als die

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