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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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die dun k len Schemen der Berge eingehüllt hatte. Raigo sprang auf und lauschte. Auch Ahath war auf die Beine g e kommen und schnaubte beunruhigt. Der Trommelschlag schien von weit her zu kommen, doch das dumpfe Tom-Tom wirkte bedrohlich und u n heilvoll. Aber Raigo war sich sicher, daß die Bedrohung noch fern war, denn Ha n dur, das griffbereit neben ihm gelegen hatte, schwieg still und kündete von keiner Gefahr.
    Umso erschrockener war Raigo, als plötzlich aus der Dunkelheit viele huschende, scheme n hafte Gestalten auftauchten, die ihn blitzschnell einschlossen. Ehe er eine Bewegung zu seiner Verteidigung machen konnte, erhielt er einen Schlag über den Kopf. Das Letzte, was er hörte, war das schrille Wiehern Ahaths und der helle Kampfschrei Argins. ,Arme Freunde!’ dachte er noch. Was mochte mit ihnen g e schehen? Dann wurde es dunkel um ihn.
     
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    Über den engen, gefährlichen Bergpfad wand sich ein geisterhafter Zug. Kräftige, brei t schultrige Männer von nicht sehr hohem Wuchs, in lederne Gewänder gehüllt, führten in ihrer Mitte ein großes Pferd, über dessen Rücken eine leblose Gestalt hing. Düster qua l mende Fackeln erhellten nur schwach die schroffen Felswände, an denen der schmale Steig entlangführte. Die entsetzlichen Abgründe, welche die andere Seite des Pfades bildeten, ließ das schwache Licht nur ahnen und vergröße r te so ihren Schrecken.
    Doch der Zug bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit. Kaum einmal, daß ein loser Stein, angestoßen von weichbeschuhten Füßen, ins Rollen kam und mit schepperndem G e polter in die Tiefe stürzte, oder ein kurzer, gutturaler Ruf vor e i nem Hindernis auf dem Weg warnte.
    Ihr Schweigen und die fast völlige Lautlosigkeit ihrer Bewegungen gab den dahi n ziehenden Männern etwas Unwirkliches. Viele Stunden zog die geheimnisvolle K a rawane durch die Nacht. Ohne Rast, ohne Pause ging es immer tiefer in die Berge hinein. Es mochte weit nach Mitternacht sein, als hinter einer Biegung des Pfades plötzlich Lichter auftauchten
    Zwei große Fackeln erhellten den Eingang zu einer Höhle. Vor der Höhle angekommen, h o ben zwei Männer den leblosen Körper aus dem Sattel des Pferdes und tr u gen ihn hinein. Die anderen folgten. Als letzte kamen zwei Männer, von denen der eine das Pferd führte, der andere jedoch trug auf seinem Arm einen großen Vogel, dessen Kopf mit einem zusa m mengebundenen Leder verhüllt war.
    Von der Höhle führte ein breiter Gang tiefer in den Berg hinein, dem die ganze Gruppe nun folgte. Hier und da gingen Seitenstollen ab, doch der Zug folgte der Hauptrichtung. Dann war der Gang zu Ende, und ein schwerer Ledervorhang versperrte den Weg. Zwei der Mä n ner traten vor und schlugen ihn beiseite, so daß die anderen passieren konnten.
    Eine große Felshalle öffnete sich den Blicken, in der viele Feuer brannten. An ihnen lagerten zahlreiche Menschen von gleichem Aussehen wie die Ankömmlinge, unter ihnen eine Menge Frauen. Beim Anblick der Eintretenden sprangen alle auf, und die Höhle erfüllte sich mit murmelndem Raunen. Bereitwillig wichen die Menschen z u rück, als sich der Zug nun auf das entgegengesetzte Ende der Halle zubewegte, wo auf einem in den Fels gehauenen P o dest viele weiche Felle lagen. Auch die Wand hinter dem Podest war mit kostbaren Pelzen behängt.
    Auf dem Pelzstapel des Podests kauerte eine Gestalt, die so vermummt war, daß man nur den Kopf sehen konnte. Langes, silberweißes Haar umrahmte ein Gesicht, dessen perg a mentartige Haut mit unzähligen Falten und Runzeln durchzogen war. Der zahnlose Mund war eingefallen, doch die dunkeln Augen blickten klar und wach in die Welt.
    Die beiden Männer mit ihrer Last traten vor das Podest, und der eine von ihnen b e gann, in einer kehligen, doch wohlklingenden Sprache zu reden. Das weißhaarige Wesen warf die Pelze ab und erhob sich mit erstaunlicher Beweglichkeit. Nun sah man, daß es ein Mann von hohem Alter war, hager und mit gebeugter Gestalt. Sein eingefallener Mund antwortete in derselben Sprache, und die fleischlosen Hände deuteten auf einige Felle, die vor dem P o dest auf dem Boden lagen.
    Auf diese Anordnung hin legten die Männer ihre reglose Last darauf nieder. Dann wurden das Pferd und der Vogel aus der Halle entfernt, und zwei Frauen bemühten sich mit feuc h ten Tüchern um den Bewußtlosen und

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