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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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ganz B e stimmtes, und nur er kann ihm helfen, es zu erlangen, denn ohne die Mitwirkung eines Me n schen kann Phägor nie sein Ziel erreichen. Was kümmern ein solches Wesen die Belange der Menschen? Das Sinnen und Trachten eines Gre i fen liegt in ganz anderen Bereichen. Doch das kann er nicht erkennen, da er Phägor vertraut.“
     
    Verrat! Verrat! Verrat! Dröhnte es in Raigos Schädel. Selbst der Freund, dem er am meisten von allen vertraute, erwies sich als untreu!
    Das Gelächter der Stimmen schwoll an.
     
    „Er ist ein Dummkopf!“ kreischte eine Stimme grell und laut! „Alles hat er verspielt auf seiner Jagd nach dem Glück! Unheil hat er über alle seine Freunde gebracht. Wie werden sie ihm dankbar sein!“
     
    Das dämonische Gelächter wurde zum tosenden Orkan. Donnernd hallten die Echos wieder, vielfach zurückgeworfen von den Wänden der Höhle. Wie mit Hämmern schlug es auf Raigo ein.
    Dessen Erstarrung löste sich plötzlich in einem berstenden Schrei, in dem alle Qual der Welt enthalten schien. Dann schwanden ihm die Sinne.
     
    Draußen vor dem Eingang wartete Huvran mit den Kriegern. Zäh verrann die Zeit, und je länger er wartete, desto unruhiger wurde der Alte. Er hatte Raigo ins Herz geschlossen und hätte ihm die Prüfungen gern erspart. Doch es stand nicht in seiner Macht, und er hätte Ra i go damit nicht geholfen.
    So stand er da und starrte in das schwarze Innere der Höhle, aus dem Raigo i r gendwann zurückkehren mußte - wenn er noch lebte!
    Stunde um Stunde verging, doch Raigo kam nicht wieder. Langsam verlor Huvran die Hof f nung. Wenn er nicht bald kam, würden die Krieger am Morgen eine Leiche aus der Höhle tragen oder einen Wahnsinnigen herausführen.
    Plötzlich jedoch drang ein Geräusch aus der Höhle. Die Wartenden fuhren hoch und scha u ten erwartungsvoll auf den Eingang. Taumelnd tauchte Raigo dort auf. Er wankte auf Huvran zu und brach vor ihm in die Knie. Seine Hände waren blutig, und auch über seine Stirn zog sich eine tiefe Schmarre, aus der das Blut an seiner Wa n ge heruntergelaufen war. Zwei der Krieger sprangen zu und halfen Raigo auf die Beine. Schwankend stand er da. Seine aufg e rissenen Augen schien keinen Blick zu haben. Als Huvran ihn ansprach, reagierte er nicht und stierte nur vor sich hin.
     
    „Bringt ihn zurück in seine Kammer!“ sagte Huvran leise. „Er hat Schweres durc h gemacht. Wenn sein Geist standgehalten hat, wird er morgen wieder bei Sinnen sein.“
     
    Raigo hatte es willenlos über sich ergehen lassen, daß man ihn entkleidete und seine Wu n den versorgte.
    Nachdem er aus seiner Ohnmacht erwacht war, mußte er in panischem Schrecken durch die Finsternis geirrt sein, bis der Zufall ihn den Ausgang finden ließ. Die Wunden an seinen Händen und Knien stammten von zahllosen Stürzen über umhe r liegenden Felsbrocken, und er mußte mit dem Kopf gegen einen scharfkantigen Grat gestoßen sein, denn die Verletzung an der Stirn war tief und schartig.
    Selbst das schmerzhafte Säubern dieser Wunde riß ihn nicht aus seiner Lethargie. Immer noch starrte er vor sich hin und sagte kein Wort. Als Huvran ihm einen B e cher mit einem Schlaftrunk in die Hand gab, hielt er das Gefäß nur umklammert, trank aber nicht. Huvran mußte ihm den Becher an die Lippen führen. Nun endlich leerte Raigo den Becher, aber während des Trinkens ging sein Blick weiterhin ins Leere.
    Huvran begann zu fürchten, daß Raigo nicht mehr bei Verstand sei. Sollte er diesen Mann denn wirklich überschätzt haben? Viele hatte Huvran in seinem langen Leben die Stationen zum Orakel gehen sehen, und immer hatte er vorher gewußt, wer von ihnen die Prüfungen bestehen würde.
    Bei Raigo war er sich dessen besonders sicher gewesen. Zwar hatte er sich um ihn gesorgt, doch mehr aus dem Wissen um das Leid, das die Prüfungen mit sich brachten, als aus Angst vor Raigos eventuellem Versagen. Doch nun begann Huvran zu zweifeln. Raigos Se e le war zutiefst erschüttert, das war offensichtlich. Der Alte fragte sich, ob er jemals erfahren würde, welche Schrecken die Stimmen Raigo b e reitet hatten.
    Langsam begann der starke Schlaftrunk zu wirken, und Raigos Lider wurden schwer. Behu t sam drückte Huvran den willenlosen Körper Raigos auf die Bettstatt nieder und breitete eine weiche Felldecke über ihn. Dann löschte er die Lampe und verließ leise die Felskammer.
     
     
     
    8. Das Tal der Wyranen
     
    Am anderen Morgen, als die Sonne schon über den Berggipfeln aufgegangen war,

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