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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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dich begrüßen.“
     
    „Ich bleibe!“ sagte Raigo schlicht. „Und hab Dank für deine Hilfe, Huvran!“
     
    „Du bist der Reiter eines Mynthar-Rosses!“ antwortete Huvran. „Wie sollte ich j e mandem nicht helfen, den der Gott so auszeichnet? Außerdem habe ich dich ins Herz geschlossen, denn du bist ein guter Mensch. Doch sieh, Ahath hat dich ges e hen! Gleich wird er hier sein.“
     
    Wirklich stürmte Ahath über die Wiesen auf Raigo zu, und plötzlich erklang der he l le Schrei eines Adlers am Himmel. Auch Argin hatte Raigo erspäht und stürzte nun wie ein Stein aus der Luft herab, um seinen vermißten Herrn zu begrüßen. Raigo streckte den Arm aus, und der große Vogel fand zielsicher seinen Landeplatz. B e haglich ließ er sich den Kopf kraulen und war ganz außer sich vor Freude.
    Da war auch Ahath heran. Mit einem lauten Wiehern, das wie ein Freudenschrei klang, warf er den Kopf in die Höhe. Dann trabte er auf Raigo zu, und seine we i chen Nüstern fuhren zart über Raigos Wange. Raigo legte seinen Arm um Ahaths Hals und drückte sein Gesicht in die seidige Mähne.
     
    „Auch ich freue mich, euch wiederzusehen“, murmelte er. „Ich habe euch sehr ve r mißt!“
     
    Dann schwang er sich mit Argin auf dem Arm auf Ahaths blanken Rücken, und wie der Wind flogen sie einmal um den See herum. Voll Entzücken betrachtete Huvran das lebensvolle Bild.
     
    „So muß es aussehen, wenn Mynthar selbst auf die Jagd reitet!“ flüsterte er ergriffen. „Di e ser Anblick läßt mir das Herz höher schlagen. - Ich danke dir, Herr der Götter, daß du diesen Mann zu mir gesandt hast und mir vergönnst, eines deiner Pferde zu sehen, ehe ich sterbe. Du belohnst mich hoch für den Dienst, den ich dir all die Jahre geleistet habe. War er auch manchmal schwer zu tragen bei all dem Leid, das ich habe sehen müssen, so hat es sich doch um diesen Mann gelohnt, dir zu dienen. Sei ihm gnädig, oh Mynthar, und erfülle seinen Wunsch! Ich weiß, er wird auch die dritte Prüfung bestehen, denn er ist ein Mann von reinem Herzen. Und dann, Herr, hat er deine Gunst verdient nach den Mühen, die du ihm auferle g test. Sei ihm gnädig, Herr!“
     
    Raigo ließ Ahath am Ufer des Sees zurück. Er gönnte dem Pferd die saftige Weide und die Ruhe nach den Anstrengungen und dem kargen Futter der letzten Wochen. Auch Argin ha t te sich wieder davongemacht und zog hoch oben ruhig gleitend se i ne Kreise.
     
    Als Raigo nun zu Huvran zurückkehrte, verbeugte er sich leicht vor dem Alten und sagte:
     
    „Verfüge über mich, Huvran, denn nicht länger werde ich versuchen, mich meiner Vorb e stimmung zu entziehen, was immer man auch von mir verlangen wird. Aber schwach und töricht sind wir Menschen und wie rollende Kiesel, die ein winziger Stein auf ihrem Weg aus der Bahn wirft. Kleinmütig sind wir und ohne Einsicht in die Beschlüsse der Götter! Verzeih, daß ich bereit war, den weisen Rat deines Alters und deiner Erfahrung zu mißachten, um meinem eigenen, verwundbaren Herzen zu folgen! Doch nun möge Mynthar mich auf der Stelle mit seinem blitzenden Pfeil durchbohren, wenn ich noch einmal wankend werde.“
     
    „So tust du recht, mein Sohn!“ nickte der Greis zustimmend. „Die Zukunft wird dir zeigen, daß dein Entschluß richtig war. Aber noch einmal steht dir Schweres bevor, ehe du vor das Orakel treten darfst, und es wird die schwerste der Prüfungen sein. Wappne dein Herz, denn keinen Rat kann ich dir hier geben, denn nur du allein kannst wissen, was du tun mußt. - Doch jetzt genieße die Zeit, die dir bis dahin bleibt. Nie zuvor hat ein Fremder dieses Tal betreten, du aber sollst hier verweilen dürfen, bis du uns verlassen mußt. Ich werde dir einen Raum anweisen lassen, de s sen Fenster auf das Tal hinausgeht , und sooft du willst, kannst du dich hier ergehen. Wir werden uns jedoch erst wiedersehen, wenn ich dich zu deiner dri t ten Pr ü fung führe. Vieles ist zu tun bis dahin. Ich bin der oberste Priester unseres Volkes, und um den Ort deiner Prüfung vorzubereiten, muß ich dem Gott opfern. Doch z u erst muß ich mich selbst für das heilige Ritual reinigen und meinen Geist klären. Am Abend des zwe i ten Tages werde ich dich dann holen kommen.“
     
    Damit ging er zurück ins Innere des Berges, und Raigo blieb allein zurück. Er setzte sich auf eine steinerne Bank in der Nähe der Tür und betrachtete seine Umgebung genauer.
    Zu seiner Rechten zogen sich bis zu den sanft aufsteigenden Talrändern die

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