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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Gärten und Pflanzungen hin. Raigo bemerkte nun auch einige Frauen, die dort bei der A r beit waren. Die linke Seite war mit Büschen und kleinen Bäumen bestanden, die der Spätsommer mit leuc h tenden Beeren und Früchten übersät hatte. Der breite Gra s streifen, der üppig rund um den See wuchs, war gesprenkelt mit vielfarbigen Bl u men, deren milder Duft durch das ganze Tal zog. Eine kleine Herde Ziegen graste auf dem gegenüberliegenden Hang, und die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher.
    Über den sanften Hängen des Tals jedoch erhoben sich steil und schroff die Gipfel der Be r ge, die es ringsherum einschlossen.
    Zu seiner Verwunderung bemerkte Raigo nun oberhalb der Gärten zahlreiche Öf f nungen in den Felswänden, gleich jener, durch die er ins Freie getreten war. Wenn diese Höhlen alle miteinander in Verbindung standen, mußte das Innere der Berge ein Labyrinth von riesigem Ausmaß sein.
    Die Wyranen konnten sich glücklich preisen. Dieser Ort war ein Geschenk der Gö t ter. Er bot ihnen Unterkunft und Nahrung, und seine heimliche Lage in der unz u gänglichen Bergwildnis machte ihn unangreifbar für alle Feinde. Kein Wunder, daß diese Menschen keinen Fre m den in ihr Geheimnis einweihten, um nicht Neid und Besitzgier herauszufordern.
    Das liebliche Tal hätte wohl bald Eroberer angelockt, zumal die umgebenden Berge reich an edlen Erzen zu sein schienen. Raigo hatte an den Frauen wunderschönen Schmuck aus Gold und Silber bemerkt, der mit hoher Kunstfertigkeit gearbeitet war. Edle Steine, fein g e schliffen und sorgfältig gefaßt, erhöhten den fremdartigen Reiz dieser Frauen, die im G e gensatz zu ihren grimmig blickenden Männern trotz ihrer kräftigen Gestalten sanft und a n mutig erschienen.
    Die Männer besaßen vorzügliche Waffen, die einen hohen Stand der Schmiedekunst verri e ten. Doch Raigo hatte keine Klinge, keine Lanze gesehen, die irgendwelches Zierrat au f wies, geschweige denn mit Gold oder Edelsteinen geschmückt gewesen wäre. Ihre for m schöne Einfachheit war die einzige Zierde der Waffen.
    Raigo genoß den Anblick des sonnendurchwärmten Tales nach dem langen Ritt durch die karge und kalte Einöde und den zwei Tagen in der düsteren Abgeschlo s senheit der Höhle. Dieses Tal erinnerte ihn an Ruwarad in seiner friedlichen B e schaulichkeit, die er als Jüngling langweilig und fade gefunden hatte. Was würde er heute dafür geben, seinem Land diesen Frieden erhalten zu können!
    Fröhliches Kindergeschrei riß Raigo aus seinen Gedanken. Eine Schar Buben und Mä d chen, vom winzigsten Knirps bis zum fast mannbaren Knaben, kam aus einer der Höhlen gestürzt und rannte jubelnd zum See hinunter. Dort warfen sie ihre Kleider ab und sprangen nur mit kurzen Hemden bekleidet in das klare Wasser. L a chend und kreischend balgten sie sich in den kühlen Fluten, und Raigo verspürte den Wunsch, es ihnen gleichzutun, als er ihrem ungestümen Treiben zusah.
    Warum eigentlich nicht? Wer sollte ihn davon abhalten? Hatte Huvran nicht gesagt, er solle das Tal genießen, so lange er hier verweilte?
    So stand er auf und ging zum See hinunter. Als er sich den Kindern näherte, b e merkten sie ihn und hielten in ihrem Spiel inne. Mißtrauisch und abwartend sahen sie ihm entgegen. Ke i nes von ihnen rührte sich, selbst die Kleinsten nicht, die im flachen Wasser geplanscht ha t ten. Große, dunkle Augen musterten den hellhaar i gen, hochgewachsenen Fremden, von dem sie alle wußten, was ihn hierhergeführt hatte.
    Raigo warf unbekümmert seine Oberkleidung ab. Nur mit der engen Kniehose b e kleidet, die er unter der ledernen Reithose trug, watete er auf eine Gruppe der Gr ö ßeren zu, die Schritt um Schritt vor ihm zurückwichen, bis einer von ihnen au s rutschte und rückwärts ins Wasser fiel.
    Raigo lachte laut auf und begann, die anderen mit Wasser zu bespritzen. Da zeigte sich ein Lächeln auf dem Gesicht eines der Mädchen, und erst zaghaft, dann mit aller Kraft gab sie ihm den Wasserguß zurück, mit dem er sie getroffen hatte.
    Im Nu hatte sich die Erstarrung der Kinder gelöst, und kurze Zeit später konnte er sich der Übermacht der kleinen Bande kaum noch erwehren. Raigo war ein guter Schwimmer, aber zwei kräftigen Buben, die unter Wasser an seinen Beinen hingen, und einer Traube  Mä d chen, die ihn kichernd untertauchten, war auch Raigo nicht gewachsen.
    Prustend tauchte er wieder auf und bat lachend mit Gesten um Gnade, die ihm h o heitsvoll gewährt wurde. Dann schwamm Raigo hinaus

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