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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Versammlungshalle zurück, wo die Wyr a nen schon ungeduldig auf seine Rückkehr warteten - mit oder ohne Raigo.
    Als die Leute Haldran allein zurückkommen sahen, ging ein enttäuschtes Seufzen durch die Menge. Traurig senkten die Wyranen die Köpfe, denn sie meinten, Raigo habe bei der Pr ü fung den Tod gefunden. Der alte Huvran humpelte Haldran so rasch wie möglich entgegen. Noch ehe der Junge ein Wort sagen konnte, schrie er ihn an:
     
    „Was ist geschehen? Warum kommst du allein zurück? Es kann nicht sein, daß er die Pr ü fung nicht bestanden hat. Es darf nicht sein!“
     
    „Nein, nein!“ haspelte Haldran atemlos. „Er hat ja bestanden, und er lebt noch! Aber er muß sich in den Gängen verlaufen haben. Plötzlich war er nicht mehr hinter mir.“
     
    „Wir müssen ihn suchen“, sagte Bearnir, der dazugekommen war. „Holt Fackeln, Männer!“ rief er den Wyranen zu. „Wir müssen ihn finden, bevor er wohlmöglich in einen der Stollen gerät, die nicht mehr sicher sind. - Haldran, wo hast du gemerkt, daß er dir nicht mehr fol g te?“ wandte er sich an den Jün g ling.
     
    „Das muß hinter den Abzweigungen gewesen sein, die in die Erzstollen führen“, überlegte Haldran. „Aber es kann sein, daß er schon vorher abgebogen ist. Dann muß er irgendwo in den Gängen sein, die in die Vorratsstollen führen.“
     
    „Gut!“ sagte Bearnir. „Crondir, du nimmst zwanzig Männer und durchsuchst die Vorratssto l len! Zwanzig weitere gehen mit mir. Wir werden die alte Erzmine durc h stöbern.“
     
    Im Nu hatten sich die Männer mit Fackeln ausgerüstet, und dann eilten sie davon. Drei Stunden durchkämmten sie Gang für Gang, schauten in jede Kammer, suchten jeden Sto l len ab. Dann hatten sie Raigo gefunden.
    Rasch brachten sie den Bewußtlosen in sein Zimmer. Auch als sie ihm die nassen Kleider vom Leib zogen und ihn warme Decken gehüllt auf sein Lager legten, kam er nicht wieder zu sich. Als er dann doch endlich die Augen aufschlug, hatte ihn ein hitziges Fieber ergriffen, und er begann zu phantasieren. Immer wieder schrie er auf, die Hände abwehrend ausg e streckt. Die ganze Nacht saß der alte Huvran an seinem Lager, trocknete seine glühende Stirn und zog die Decke um ihn fest, die Raigo immer wieder abwerfen wollte. Der Alte lauschte auf die teils gemurmelten, teils herausgeschrienen Worte, die immer wieder aus dem Fiebernden herausbrachen. Die Seelenqual, die aus diesen Worten sprach, ergriff Huvran tief, und als Raigo sich wieder einmal aufbäumte, als wolle er seinen schrecklichen Träumen entfliehen, fiel der Greis neben dem Lager auf die Knie. Er hob die Arme und rief fl e hend:
     
    „Herr der Götter! Hab Erbarmen mit diesem Mann! Ich weiß zwar, daß du ihn gewiß für e t was Besonderes ausersehen hast und ihn daher auch besonders hart prüfst. Aber wenn du dein Werkzeug zerbrichst, anstatt es nur zu härten, wird es seinen Dienst nicht erfüllen kö n nen. Darum, Herr, laß es g e nug sein!“
     
    Und wirklich schien es, als habe Mynthar sein Gebet erhört, denn gegen Morgen wurde Ra i go ruhiger, und als das erste Tageslicht die Farben zum Leben erweckte, schlief er tief und traumlos. Als dann Bearnir einmal wieder das Zimmer betrat, um nach Raigo und seinem Vater zu sehen, erhob sich Huvran und winkte ihn leise mit hinaus. Draußen sagte er zu se i nem Sohn:
     
    „Mynthar sei Dank, der meine Bitte erhört hat! Das Fieber ist gesunken, und er schläft jetzt. Laßt ihn schlafen, bis er von selbst wieder erwacht. Doch dann haltet eine gute Mahlzeit für ihn bereit, damit er bald wieder zu Kräften kommt. Aber ruft mich, wenn er erwacht, und stellt ihm keine Fragen! Er kann jetzt noch nicht darüber sprechen, was ihm widerfahren ist - wenn er es überhaupt jemals kann. Auch ich werde mich nun etwas niederlegen, denn wenn ich auch nur noch wenig Schlaf brauche, so war es doch eine anstrengende Nacht für einen a l ten Mann.“
     
    Bearnir versprach, die Anordnungen des Vaters streng zu befolgen, und so ließ man Raigo allein.
     
    Als Raigo daher am späten Nachmittag erwachte, wurde ihm sofort eine kräftige Suppe au f getragen, die er jedoch nicht anrührte. Kurze Zeit später wurde der Vorhang beiseite g e schlagen und Huvran trat ein.
     
    „Du solltest die Suppe essen, solange sie heiß ist, Raigo!“ sagte er. „Der Weg zum Thron der Götter ist anstrengend, und du wirst deine Kraft brauchen, um zu den Schultern des Berges aufsteigen zu kö n nen. Denn nun wartet das

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