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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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nach oben kommst, und du wirst sehen, daß dir auch ohne Gepäck das Atmen bald schwerfallen wird. Wir jedoch leben hier, und unsere Körper sind den Bedingu n gen hier angepaßt. Und nun, Raigo, wünsche ich dir viel Glück - und möge das Orakel dir eine günstige Zukunft verkünden!“
     
    Auch Bearnir gab Raigo seine besten Wünsche mit auf den Weg, und dann brachen die vier Männer auf. Sie folgten einem schmalen Pfad, der ständig bergauf führte. Die ersten drei oder vier Stunden hielt Raigo gut mit, und sie kamen schnell voran. Doch als die Sonne dann höher stieg und ihre Strahlen trotz der kühlen Bergluft auf seinen Rücken zu brennen bega n nen, spürte Raigo deutlich die Anstrengung, die das ständige Steigen ihm bereitete. Den drei Wyranen jedoch schien es nicht so zu gehen, denn sie unterhielten sich oft mite i nander, o b wohl sie auf dem schmalen Weg nur hintereinander gehen konnten.
    Immer steiler wurde der Anstieg, und Raigo mußte oft seine Hände zu Hilfe ne h men. Die drei Wyranen jedoch glichen Bergziegen, deren Füße stets den sichersten Halt fanden. Als die drei bemerkten, daß Raigo zu keuchen begann, legten sie eine kurze Rast ein, damit seine Lunge sich an die dünner werdende Luft gewöhnen konnte. Doch bald ging es wieder weiter, und Raigo mußte schließlich seine ganze Willenskraft einsetzen, um nicht erneut um eine Pause zu bitten. Zu der Anstre n gung des Aufstiegs kam der Anblick des schwindelnden Abgrundes, der ständig an einer Seite drohte. Raigo hatte große Höhen nie gefürchtet, doch hier merkte er, wie ihm zu schwindeln begann, wenn sein Blick die manchmal schroff abfa l lenden Felswände hinunterglitt.
    Als es auf Mittag zuging, erreichten sie eine Stelle, an der sie wieder eine kurze Rast einl e gen konnten. Nicht mehr weit über ihnen hing dichter Nebel, der den Blick auf den Gipfel des gewaltigen Berges versperrte. Haldran wies nach oben.
     
    „Dort ist das Heiligtum, wo der Thron der Götter mit Wolken verhangen ist“, sagte er. „In etwa einer Stunde werden wir unser Ziel erreicht haben.“
     
    Je näher sie dem Heiligtum kamen, desto unruhiger wurde Raigo. Immer wieder stellte er sich die bange Frage, ob das Orakel ihm wohl gewogen sei und was von den Aussagen der Stimmen wahr sein mochte. Trotz Huvrans Beruhigung stieg nun wieder Furcht in ihm auf, und seine Kehle war wie zugeschnürt. Er merkte kaum, daß er sich dem Ende seiner Kräfte näherte, so sehr drängte er hinter den drei W y ranen her, die nun - so kurz vor dem Ziel - auch ihre Eile steigerten.
    So war es nicht verwunderlich, daß Raigo keuchend und mit zitternden Knien eine kleine Felsplattform erreichte, die das Ende ihres Aufstiegs war. Heftig nach Atem ringend blieb er am Rand der Plattform stehen und sah sich um.
    Der freie, fast ebene Platz wurde von einem natürlichen Felsvorsprung gebildet. An der Rückwand der Plattform befand sich ein Eingang in den Berg. Rechts und links neben dem Portal waren zwei mächtige Steinfiguren aus dem Felsen gemeißelt, die den Sturz des Tores trugen. Raigo sah mit Erstaunen, daß es zwei riesige Greifen waren, die den Eingang zu Mynthars Heiligtum bewachten. Drei Stufen führten zu einer großen Tür, deren Pfosten und Beschläge selbst im Dunst des Nebels golden erglänzten.
    Da öffnete sich das Portal, und ein junger Wyrane kam die Stufen hinuntergeeilt. Er mochte etwa so alt sein wie Raigo, und seine Kleidung glich der von Haldran. Voll Freude lief er auf die Ankömmlinge zu und schloß seine Stammesbrüder in die A r me. Dann verneigte er sich tief vor Raigo und lud ihn mit einer Handbewegung ein, ins Heiligtum zu treten.
     
    „Folge Leadir!“ sagte Haldran. „Er wird dich vor den Sitz des Orakels führen. Wir müssen hier warten, bis du zurückkehrst. Denn meine beiden Gefährten dürfen das Heiligtum nicht betreten, und ich selbst werde erst hineingehen, wenn Leadir mit dir zurückkommt. Erst dann ist sein Dienst beendet, und der meine beginnt. Geh’ nun, und möge dir Mynthar auch weite r hin seine Gunst schenken!“
     
    Raigo folgte dem Priester durch die große Tür. Dahinter lag ein kleiner Vorraum, dessen Wände mit Bildern in leuchtenden Farben bemalt waren. Doch Raigo hatte keine Zeit, sie zu betrachten, denn sein Führer hatte den Vorraum schon durchquert und winkte ihm nachz u kommen. Sie traten durch einen Bogengang in die Haupthalle des Heiligtums. Die natürliche Form der großen Höhle war von künstlerischer Hand in einen

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