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Der goldene Kelch

Der goldene Kelch

Titel: Der goldene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloise Jarvis McGraw
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Bruder doch bitte daran, dass er mir eine Kupfermünze am Tag versprochen hat – mein ganzes Leben lang –, wenn ich ihm im Goldhaus zu Diensten bin.“
    „Davon weiß ich nichts“, murmelte Ranofer und hastete an Ibni vorbei zur Vorratskammer. In der Dunkelheit klammerte er sich an der rauen Kante eines Regalbrettes fest; sein Herz raste vor Freude, er konnte sein Glück kaum fassen. Alles war gut gegangen, alles war wieder gut, sogar besser, als er zu hoffen gewagt hatte. Weder Ibni noch Gebu hegten den geringsten Verdacht, dass er etwas mit der Sache zu tun hatte. Gebu war überhaupt nicht wütend; Ibnis Entlassung schien ihn nicht einmal besonders zu interessieren. Kaum zu glauben, nach all seinen Wutausbrüchen und den Schlägen, die Ranofer wegen dieser verfluchten Weinschläuche bezogen hatte! Wie kam das? Das letzte Mal, als ich ihm den Weinschlauch brachte, hat er auch kein großes Interesse gezeigt, erinnerte sich Ranofer. „Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig“, hatte er zu Wenamun gesagt. Wieso „nicht mehr“? Soweit Ranofer sich erinnern konnte, war an jenem Tag alles so wie sonst auch, nur Gebus Laune war besser gewesen und es hatte mehr zu essen gegeben, aber das kam ja sonst auch immer mal wieder vor. So sehr er sich auch den Kopf zerbrach – er konnte sich keinen Reim darauf machen, warum Gebu das Interesse an den Weinschläuchen verloren hatte. Er hatte damals auf jemanden gewartet, bestimmt auf Wenamun oder den Fluss-Schiffer; er hatte den Kopf bei einer anderen Sache. Ranofer betete zu Amun, dass das auch so bleiben möge.
    Er tastete die Regale nach etwas Essbarem ab. Er fand einen halben Fladen Brot und ein paar Zwiebeln. Hastig schlang er alles hinunter, während draußen im Hof der Wortwechsel weiterging, tauchte den Becher in den Wasserkrug und trank gierig. Plötzlich fing Gebu an, wütend zu brüllen. Ibnis Gejammer hatte ihn offensichtlich zur Raserei gebracht. Ranofer stürzte zur Tür.
    „Halt jetzt endlich deinen Mund, oder ich schneid dir die Zunge raus und werf sie in den Nil!“, schrie Gebu. „Du bekommst von mir nichts mehr! Überhaupt nichts! Verschwinde jetzt und komm nie wieder hierher!“ Er gab Ibni einen brüsken Stoß, Ibni torkelte aus dem – Hof und direkt in Wenamuns Arme, der gerade die Straße heraufkam. Wenamun entledigte sich angewidert des unerwarteten Bündels und ging voller Verachtung und in einigem Abstand an Ibni vorbei in den Hof. „Ach, da bist du ja!“, grunzte Gebu. Ibni rappelte sich mühsam auf und kreischte hasserfüllt: „Gut, gut, gut! Wir werden ja sehen, wie du ohne mich klarkommst! Wetten, du findest niemanden, der deinen Auftrag in Rekhs Goldhaus erledigt? Der Junge tut’s nicht, den brauchst du gar nicht erst zu fragen.“ Gebu schlug ihm das Tor vor der Nase zu. „Der mit seinen ärmlichen Weinschläuchen! Es gibt weitaus größere Fische als Rekh, den Goldschmied, nicht wahr, mein Freund?“ Er grinste Wenamun verstohlen an. Ranofer wurde plötzlich unbehaglich zu Mute, so sehr er es auch genossen hatte, Ibni von hinten zu sehen. Er ging zur Akazie; er wollte nichts mehr sehen und hören, er wollte nur noch in seiner dunklen Ecke sitzen. Gebu rief ihm nach:
    „He, Ranofer! Ich geh aus. Wenn jemand nach mir fragen sollte, schick ihn in Mutras Schänke!“ Er ging zum Tor, drehte sich aber noch mal um. „Noch was – ab morgen gehst du nicht mehr zu Rekh. Du bist in Zukunft mein Lehrjunge in der Steinmetzwerkstatt. Ich erwarte dich dort, sobald es hell wird.“
    Ranofer stand da wie vom Blitz getroffen. Er konnte sich nicht mehr regen, er brachte keine Ton raus. Erst als Gebu schon am Tor war, fand er seine Sprache wieder. „Warte! Gebu, warte!“
    „Was ist denn?“, murrte Gebu und drehte sich um. „Ich… ich… Was hast du da gesagt?“
    „Ich habe gesagt, dass du zu mir in die Steinmetzwerkstatt kommen sollst, sobald es hell wird. Du wirst eine Lehre beginnen.“
    „Das meinst du doch nicht im Ernst? Du kannst doch nicht – “
    „Ich meine genau das, was ich sage. Das tue ich schließlich immer.“ Gebu drehte sich wieder um und ging weiter, Ranofer lief schnell hinter ihm her und packte ihn am Ärmel.
    „Du meinst, ich soll nicht mehr zu Rekh gehen? Nie mehr? Gebu, bitte, bitte – “
    „Scht! Hör mit diesem Geheul auf!“
    „Gebu, bitte, lass mich beim Goldschmied weiterarbeiten. Ich will kein Steinmetz werden, ich – “
    „Schluss jetzt! Geh mir aus dem Weg!“
    „Warum machst du das? Warum denn nur?

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