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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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richtig verstehe, ist er jetzt König von Svalbard. Stimmt das?«
    »Natürlich. Iorek lügt nie.«
    »Er scheint sich zu deinem Beschützer ernannt zu haben.«
    »Nein, John Faa hat ihm gesagt, er solle sich um mich kümmern, deshalb tut er es. Er befolgt nur die Anweisungen John Faas.«
    »Was hat John Faa damit zu tun?«
    »Das sag ich dir, wenn du mir was anderes sagst. Du bist mein Vater, nicht wahr?«
    »Ja. Warum?«
    »Du hättest mir das schon früher sagen sollen, deshalb. Du darfst solche Sachen anderen Leuten nicht verschweigen, weil sie sich dann, wenn sie es herausfinden, dumm vorkommen, und das ist gemein. Was macht es denn, wenn ich weiß, daß ich deine Tochter bin? Du hättest es mir schon Vorjahren sagen können. Du hättest es mir sagen können, und du hättest mich bitten können, es geheimzuhalten, und wenn du mich darum gebeten hättest, hätte ich das auch getan, egal wie alt ich gewesen wäre. Ich wäre so stolz gewesen, daß niemand das Geheimnis von mir erfahren hätte. Aber das hast du nicht. Du hast es anderen gesagt, aber nicht mir.«
    »Wer behauptet das?«
    »John Faa.«
    »Hat er dir gesagt, wer deine Mutter ist?«
    »Ja.«
    »Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Und ich lasse mich nicht von einer frechen kleinen Rotznase ausfragen und beschimpfen. Ich will hören, was du auf dem Weg hierher gesehen und getan hast.«
    »Ich habe dir doch das blöde Alethiometer gebracht, oder?« platzte Lyra heraus, den Tränen nahe. »Auf dem ganzen Weg von Jordan bis hierher habe ich darauf aufgepaßt, es versteckt und behütet, egal was passierte, und ich habe gelernt, wie man es liest, und es den ganzen Weg hergebracht, obwohl ich auch hätte zu Hause bleiben und es mir bequem machen können, und du bedankst dich nicht mal und zeigst durch nichts, daß du dich freust, mich zu sehen. Ich weiß nicht, warum ich es überhaupt getan hab. Aber ich hab’s getan, und ich hab immer weitergemacht, auch in Iofur Raknisons stinkendem Palast unter all den Bären hab ich weitergemacht, ganz allein, und ich hab Iofur durch eine List dazu überredet, daß er mit Iorek kämpft, damit ich deinetwegen hierherkommen kann… Und als du mich dann gesehen hast, bist du fast ohnmächtig umgefallen, als ob ich eine schreckliche Sache wäre, die du nie wieder sehen willst. Du bist kein Mensch, Lord Asriel. Du bist nicht mein Vater. Mein Vater würde mich nicht so behandeln. Väter lieben ihre Töchter doch. Du liebst mich nicht, und ich liebe dich nicht, und dabei bleibt es. Ich hab Farder Coram lieb, und ich hab Iorek Byrnison lieb; ich hab einen Panzerbären lieber als meinen Vater. Und ich wette, Iorek Byrnison hat mich lieber als du.«
    »Du hast eben selbst gesagt, daß er nur einen Befehl John Faas ausführt. Wenn du jetzt sentimental wirst, verschwende ich meine Zeit nicht damit, mit dir zu reden.«
    »Dann nimm doch dein blödes Alethiometer, und ich geh mit Iorek wieder.«
    »Wohin denn?«
    »Zum Palast zurück. Er kann gegen Mrs. Coulter und die Oblations-Behörde kämpfen, wenn sie kommen. Wenn er verliert, sterbe ich auch, aber das ist mir egal. Wenn er gewinnt, holen wir Lee Scoresby, und ich fahre in seinem Ballon weg und…«
    »Wer ist Lee Scoresby?«
    »Ein Aeronaut. Er hat uns hergebracht, und dann hatten wir einen Zusammenstoß. Bitte schön, hier hast du das Alethiometer. Es ist alles heil.«
    Lord Asriel machte keine Anstalten, das Instrument zu nehmen, deshalb legte Lyra es auf das Messinggitter der Feuerstelle.
    »Und eigentlich müßte ich dir auch sagen, daß Mrs. Coulter auf dem Weg nach Svalbard ist, und sobald sie hört, was mit Iofur Raknison passiert ist, kommt sie sicher hierher, in einem Zeppelin zusammen mit ganz vielen Soldaten. Und dann werden sie uns alle töten, auf Befehl des Magisteriums.«
    »Sie bekommen uns nicht in die Hände«, sagte Lord Asriel gelassen.
    Er wirkte so ruhig und gelöst, daß Lyras wilde Empörung schrumpfte.
    »Das weißt du nicht«, sagte sie unsicher.
    »Doch.«
    »Heißt das, du hast noch ein anderes Alethiometer?«
    »Dazu brauche ich kein Alethiometer. Jetzt will ich von deiner Reise hierher hören, Lyra. Bitte von Anfang an und ohne etwas auszulassen.«
    Lyra gehorchte. Sie begann damit, wie sie sich im Ruhezimmer versteckt hatte, und erzählte, wie die Gobbler Roger entführt hatten, wie sie zu Mrs. Coulter gekommen und was danach passiert war.
    Es war eine lange Geschichte, und als sie fertig war, sagte sie: »Eines wüßte ich gern, und ich finde, ich

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