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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Schwarzglänzendes Haar umrahmte ihre Wangen, und ihr Dæmon war ein goldener Affe.

Das Alethiometer
     
     
    »Ich hoffe, du sitzt beim Essen neben mir«, sagte Mrs. Coulter und machte auf dem Sofa Platz für Lyra. »Ich bin vornehme Rektorswohnungen nämlich nicht gewohnt. Du mußt mir zeigen, welches Messer und welche Gabel ich nehmen muß.«
    »Sind Sie Wissenschaftlerin?« fragte Lyra. Als Angehörige von Jordan betrachtete sie weibliche Wissenschaftler mit Verachtung: Es gab sie zwar, die armen Dinger, aber man konnte sie genausowenig ernst nehmen wie aufgeputzte, dressierte Tiere. Mrs. Coulter allerdings glich den Wissenschaftlerinnen, die Lyra kannte, nicht im entferntesten und schon gar nicht den beiden anderen geladenen Frauen, zwei ernsten, älteren Damen. Schon ganz unter dem Bann von Mrs. Coulters Ausstrahlung, erwartete Lyra von vornherein ein Nein auf ihre Frage. Sie konnte kaum die Augen von ihr abwenden.
    »Eigentlich nicht«, sagte Mrs. Coulter. »Ich bin zwar Mitglied von Dame Hannahs College, aber ich arbeite überwiegend außerhalb von Oxford… Aber erzähle mir von dir, Lyra. Lebst du schon immer hier in Jordan College?«
    In fünf Minuten hatte Lyra alles über ihr wildes Leben erzählt, über die Klettertouren über die Dächer, über die Kämpfe in den Lehmgruben, darüber, wie sie und Roger einmal einen Raben gefangen und gebraten hatten, über ihren Plan, ein Flußboot von den Gyptern zu kapern und damit nach Abingdon zu fahren, und so weiter. Lyra erzählte ihr sogar, nach einem Blick auf die anderen Gäste, mit gesenkter Stimme, was sie und Roger mit den Schädeln in der Krypta angestellt hatten.
    »Und die Geister kamen wirklich, sie kamen ohne ihre Köpfe in mein Schlafzimmer! Sie konnten nicht sprechen, sondern nur eine Art gurgelndes Geräusch machen, aber ich wußte genau, was sie wollten. Gleich am nächsten Tag stieg ich wieder hinunter und legte die Münzen zurück. Wahrscheinlich hätten sie mich sonst umgebracht.«
    »Du hast wohl gar keine Angst vor Gefahr, oder?« fragte Mrs. Coulter bewundernd. Inzwischen war das Essen aufgetragen worden, und sie saßen, wie Mrs. Coulter gehofft hatte, nebeneinander. Den Bibliothekar auf ihrer anderen Seite beachtete Lyra überhaupt nicht; sie sprach die ganze Mahlzeit über nur mit Mrs. Coulter.
    Als die Damen sich zum Kaffee zurückzogen, fragte Dame Hannah: »Sag mal, Lyra — kommst du eigentlich bald in die Schule?«
    Lyra sah sie verständnislos an. »Ich — ich weiß nicht«, erwiderte sie. »Wahrscheinlich nicht«, fügte sie sicherheitshalber hinzu. Und dann sagte sie noch artig: »Ich möchte auch keine Umstände machen. Oder Geld kosten. Es ist wohl besser, ich bleibe hier in Jordan und die Wissenschaftler unterrichten mich, wenn sie gerade Zeit haben. Die sind ja sowieso hier, da kosten sie wahrscheinlich nichts.«
    »Und hat dein Onkel Asriel irgendwelche Pläne mit dir?« fragte die andere Frau, die Wissenschaftlerin am anderen Frauen-College war.
    »Ja«, sagte Lyra, »das nehme ich schon an. Aber nicht die Schule. Er will mich in den Norden mitnehmen, wenn er das nächste Mal hinfährt.«
    »Das hat er mir auch gesagt«, sagte Mrs. Coulter.
    Lyra starrte sie erstaunt an. Die beiden Wissenschaftlerinnen zuckten kaum merklich zusammen, während ihre Dæmonen, ob nun gut erzogen oder einfach träge, einander lediglich für einen Moment ansahen.
    »Ich habe ihn im Royal Arctic Institute kennengelernt«, fuhr Mrs. Coulter fort. »Übrigens bin ich heute abend auch aufgrund dieser Begegnung hier.«
    »Machen Sie auch Entdeckungsreisen?« fragte Lyra. »In gewisser Weise, ja. Ich war bereits mehrere Male im Norden. Letztes Jahr habe ich drei Monate auf Grönland verbracht und Beobachtungen der Aurora angestellt.«
    Das war genug: von nun an existierte nichts und niemand anders mehr für Lyra. Anbetend hing ihr Blick an Mrs. Coulter, und sie lauschte mit stummer Begeisterung, wie diese Iglus gebaut, Seehunde gejagt und mit den lappländischen Hexen verhandelt hatte. Die beiden Wissenschaftlerinnen hatten nichts ähnlich Aufregendes zu berichten und schwiegen, bis die Männer hereinkamen.
    Später, als die Gäste sich verabschiedeten, sagte der Rektor: »Bleib noch da, Lyra. Ich möchte kurz etwas mit dir besprechen. Setz dich in mein Arbeitszimmer und warte auf mich.«
    Verwundert, müde und aufgedreht gehorchte Lyra. Cousins, der Diener des Rektors, führte sie in das Arbeitszimmer. Die Tür ließ er demonstrativ offen, damit er

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