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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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Mrs. Coulter kam ins Badezimmer, um Lyra die Haare zu waschen, aber sie rieb und kratzte dabei nicht wie Mrs. Lonsdale. Sie war ganz sanft. Pantalaimon sah mit unbezähmbarer Neugier zu, bis Mrs. Coulter ihn ansah und er verstand und gesittet die Augen vor den weiblichen Geheimnissen niederschlug, wie es auch der goldene Affe tat. Bisher hatte er bei Lyra nie wegsehen müssen.
    Nach dem Bad bekam sie ein warmes Getränk aus Milch und Kräutern, ein neues Flanellnachthemd mit aufgedruckten Blumen und Festons und Pantoffeln aus taubenblau gefärbtem Schaffell. Und dann das Bett.
    Wie weich es war, dieses Bett! Und das sanfte anbarische Licht der Nachttischlampe! Und das Schlafzimmer so gemütlich mit kleinen Schränken, einem Ankleidetisch und einer Kommode für die neuen Kleider, einem Teppich, der den ganzen Boden bedeckte, und hübschen Vorhängen mit Sternen, Monden und Planeten! Lyra lag ganz steif da, zu müde zum Schlafen und so überwältigt, daß sie alles über sich ergehen ließ.
    Als Mrs. Coulter ihr leise gute Nacht gewünscht hatte und hinausgegangen war, zupfte Pantalaimon an Lyras Haaren. Sie schubste ihn weg, aber er flüsterte: »Wo ist das Ding?«
    Lyra wußte sofort, was er meinte; ihr alter schäbiger Mantel hing noch immer in der Garderobe. Wenige Sekunden später war sie wieder im Bett. Mit gekreuzten Beinen saß sie im Licht der Lampe, und Pantalaimon verfolgte aufmerksam, wie sie den schwarzen Samt zurückschlug und sich ansah, was der Rektor ihr gegeben hatte.
    »Wie hat er es genannt?« flüsterte sie.
    »Alethiometer.«
    Es war sinnlos, Pantalaimon zu fragen, was das bedeutete. Schwer lag das Instrument mit dem schimmernden Kristallglas und dem fein gearbeiteten Messinggehäuse in ihrer Hand. Es sah aus wie eine Uhr oder ein Kompaß, denn es hatte Zeiger, die auf dem Zifferblatt in verschiedene Richtungen zeigten, nur daß statt der Stunden oder Himmelsrichtungen verschiedene kleine Bilder zu sehen waren, gemalt mit außergewöhnlicher Präzision wie mit einem ganz feinen und dünnen Marderhaarpinsel auf Elfenbein. Lyra drehte das Instrument in der Hand, um die Bilder nacheinander anzusehen. Es gab einen Anker, eine Sanduhr mit einem Schädel darüber, einen Stier, einen Bienenstock… insgesamt sechsunddreißig Bilder, aber sie hatte keine Vorstellung, was sie bedeuteten.
    »Sieh mal, da ist ein Rädchen«, sagte Pantalaimon. »Vielleicht kannst du das Ding damit aufziehen.«
    Das Alethiometer hatte drei kleine, gerillte Rädchen, und jedes von ihnen bewegte einen der drei kürzeren Zeiger, die dann mit einem leisen, präzisen Klicken um die Anzeige fuhren. Man konnte sie auf ein beliebiges Bild richten, und wenn sie bei dem Bild einrasteten und exakt auf dessen Mitte zeigten, bewegten sie sich nicht mehr.
    Der vierte Zeiger war länger und dünner und schien aus einem matteren Metall gemacht als die anderen. Seine Bewegung konnte Lyra überhaupt nicht beeinflussen; er schwang hierhin und dorthin wie eine Kompaßnadel, nur daß er sich nicht auf einen Punkt einpendelte.
    »Meter bedeutet Messen«, sagte Pantalaimon. »Wie in Thermometer. Das hat der Kaplan gesagt.«
    »Ja, das ist klar«, flüsterte Lyra zurück. »Aber wozu ist das Ding gut?«
    Sie hatten beide keine Ahnung. Lyra verbrachte lange Zeit damit, die Zeiger auf verschiedene Symbole wie Engel, Helm, Delphin, Kugel, Laute, Zirkel, Kerze, Blitz und Pferd zu richten und zuzusehen, wie die lange Nadel unaufhörlich hierhin und dorthin schwang, und obwohl sie nichts verstand, war sie fasziniert und begeistert vom Detailreichtum des Instruments. Pantalaimon verwandelte sich in eine Maus, um die Nadel aus nächster Nähe betrachten zu können, die kleinen Pfoten auf den Rand der Kristallscheibe gestützt und die Knopfaugen schwarzglänzend vor Neugier.
    »Was, glaubst du, wollte der Rektor über Onkel Asriel sagen?«
    »Vielleicht, daß wir es sicher aufbewahren und ihm geben sollen.«
    »Aber der Rektor wollte ihn vergiften! Vielleicht meinte er das Gegenteil. Vielleicht wollte er sagen, wir sollten es ihm nicht geben.«
    »Nein«, sagte Pantalaimon, »wir sollen es von ihr fernhalten…«
    An der Tür klopfte es leise.
    »Lyra«, sagte Mrs. Coulter, »ich würde das Licht ausmachen, wenn ich du wäre. Du bist müde, und wir haben morgen viel vor.«
    Lyra hatte das Alethiometer mit einer schnellen Bewegung unter die Decke geschoben.
    »In Ordnung, Mrs. Coulter«, sagte sie.
    »Dann gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Sie kuschelte sich in

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