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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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davon.«
    »Ich weiß jedenfalls, daß mein Vater daran glaubt«, sagte Lyra, »denn ich war dabei, als er von der Aurora erzählte und Bilder zeigte.«
    »Hat das etwas mit Staub zu tun?« fragte John Faa.
    »Wer weiß?« sagte der Gänsedæmon. »Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, daß die Staub-Jäger Staub fürchten, als wäre er ein tödliches Gift. Deshalb haben sie auch Lord Asriel eingesperrt.«
    »Warum denn?« fragte Lyra.
    »Sie glauben, daß er mit Hilfe von Staub eine Brücke zwischen unserer Welt und der Welt jenseits der Aurora bauen will.«
    Lyras Kopf wurde plötzlich ganz leicht.
    Sie hörte Farder Coram fragen: »Und will er das?«
    »Ja«, sagte der Gänsedæmon. »Allerdings glauben sie nicht, daß er es schafft, denn sie halten schon den Glauben an andere Welten für verrückt. Aber das ist tatsächlich seine Absicht. Und er ist eine so mächtige Person, daß sie befürchten, er könnte ihre Pläne durchkreuzen. Um das zu verhindern, haben sie einen Pakt mit den Panzerbären geschlossen, damit die ihn gefangennehmen und in der Festung von Svalbard einsperren. Manche behaupten, als Gegenleistung hätten sie dem neuen Bärenkönig zu seinem Thron verhelfen.«
    »Wollen denn die Hexen, daß er die Brücke baut?« fragte Lyra. »Sind sie auf seiner Seite oder gegen ihn?«
    »Diese Frage läßt sich nicht so einfach beantworten. Erstens sind die Hexen untereinander nicht einig. Es gibt Meinungsverschiedenheiten zwischen uns. Zweitens würde Lord Asriels Brücke zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu einem Krieg zwischen einem Teil der Hexen und mehreren anderen Mächten führen, einige davon aus der geistigen Welt. Denn die Kontrolle über die Brücke, falls es sie je geben sollte, würde ihrem Besitzer, wer immer das auch sei, einen gewaltigen Vorteil verschaffen. Drittens gehört Serafina Pekkalas Stamm — mein Stamm also — bisher keinem Bündnis an, obwohl man uns drängt, uns für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Wie du siehst, handelt es sich um brisante politische Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind.«
    »Und die Bären? Zu wem halten die?«
    »Zu dem, der sie bezahlt. Sie interessieren sich nicht im geringsten für solche Fragen; sie haben keine Dæmonen, und menschliche Probleme sind ihnen völlig gleichgültig. Wenigstens haben sich die Bären bisher so verhalten. Allerdings haben wir gehört, daß sich unter ihrem neuen König einiges ändern soll…Jedenfalls haben die Staub-Jäger sie dafür bezahlt, daß sie Lord Asriel einsperren, und deshalb werden sie ihn auf Svalbard festhalten — und wenn sie bis zum letzten Blutstropfen kämpfen müssen.«
    »Aber so sind nicht alle Bären!« rief Lyra. »Einer ist überhaupt nicht auf Svalbard. Er wurde ausgestoßen und will mit uns kommen.«
    Wieder sah der Gänsedæmon Lyra durchdringend an, und diesmal konnte Lyra sein Befremden deutlich spüren.
    Farder Coram räusperte sich unbehaglich und sagte: »Das wird er kaum tun, Lyra. Wie wir gehört haben, muß er eine Zeitlang hier arbeiten. Er ist nicht frei, wie wir gedacht haben, sondern wurde verurteilt. Solange er nicht frei ist, kann er nicht einfach mit uns kommen, Rüstung hin oder her; außerdem bekommt er sie sowieso nie wieder zurück.«
    »Aber er hat doch gesagt, sie hätten ihn reingelegt! Zuerst haben sie ihn betrunken gemacht, und dann haben sie seine Rüstung gestohlen!«
    »Wir haben eine andere Geschichte gehört«, sagte John Faa. »Uns wurde gesagt, er sei ein gefährlicher Schurke.«
    »Wenn…«, Lyra war so entrüstet, daß sie kaum sprechen konnte, »…wenn das Alethiometer etwas sagt, weiß ich, daß es stimmt. Und als ich es vorhin fragte, hat es gesagt, der Bär hätte die Wahrheit gesagt; man hat ihn reingelegt; die anderen lügen, nicht er. Ich glaube ihm, Lord Faa! Farder Coram — Sie haben ihn doch auch gesehen und glauben ihm, nicht wahr?«
    »Eigentlich ja, mein Kind, aber ich bin mir nicht so sicher wie du.«
    »Aber wovor haben die denn Angst? Glauben sie vielleicht, daß er Leute umbringt, sobald er seine Rüstung trägt? Wenn er wollte, könnte er sie doch schon jetzt dutzendweise töten!«
    »Das hat er auch«, sagte John Faa. »Gut, vielleicht nicht Dutzende, aber einige. Als man ihm das erste Mal die Rüstung wegnahm, zog er auf der Suche nach ihr randalierend durch die Stadt. Er ist in die Polizeiwache und in die Bank eingebrochen, und wer weiß, wo noch überall, und mindestens zwei Männer sind dabei ums Leben gekommen. Der einzige

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