Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
geküßt.
    Preßlufthämmer wurden ausgeladen, ein Motoraggregat, Schaufeln, Brechstangen, Metallkisten mit Sprengladungen.
    Das Kommando leitete ein Oberleutnant der Pioniere. Fachkundig besichtigte er die verschüttete Höhle. Es war rührend, den kleinen Berg zu sehen, den die Fernsehleute zur Seite geschafft hatten, gegenüber den Massen, die noch vor der Höhle lagen.
    »Versuchen Sie alles, Herr Oberleutnant«, sagte Horst Helmke heiser. »Ich flehe Sie an …«
    Der junge Offizier winkte zum Hubschrauber. Die Hämmer und Sprengladungen wurden herangetragen.
    »Wir werden zu Maulwürfen werden«, sagte er dabei zu Helmke und Heimann. »Aber der Himmel weiß, ob es einen Sinn hat.«
    »Sie lebt«, sagte Helmke laut. »Sie lebt bestimmt.«
    Die Antwort des Offiziers ging im Kreischen und klirrenden Toben unter. Die Preßlufthämmer fraßen sich in das Gestein und stemmten die Löcher für die Sprengpatronen …
    *
    In Deutschland hatten die Nachrichtenredaktionen Hochbetrieb. Das Erdbeben auf Zypern rückte in den Abendnachrichten an die erste Stelle. Im Funkhaus machte die Nachrichtenredaktion eine Sonderschicht, wurden die Meldungen aus den Fernschreibern sofort zur Bearbeitung getragen.
    Bei Dr. Rathberg saßen Theo Pelz und der Chefredakteur für die Aktuelle Schau.
    Sie warteten. Sie warteten auf eine spezielle Nachricht aus Limassol.
    Als die erste Meldung des Erdbebens durchgegeben wurde, war Pelz leichenblaß zu Dr. Rathberg gerannt, hatte Fräulein Kannegießer, die Chefsekretärin, umgerannt und war ohne anzuklopfen in das Heiligste des Funkhauses gestürzt. So erlebte er den seltenen und wohl einmaligen Anblick, daß sich Intendant Dr. Rathberg lesend in der Nase bohrte.
    »Im Troodos-Gebirge auf Zypern hat die Erde gewackelt!« schrie Pelz. »Eben kam die erste Meldung durch. In den Bergen … in den Bergen filmt Vera Hartung …«
    »Sofort versuchen, die Leitung freizuhalten nach Limassol!« Dr. Rathberg sprang auf. »Wer hat die Meldung durchgegeben?«
    »Reuter mit Fernschreiben. Ich habe schon im Hotel angerufen, aber die wissen noch nichts Näheres.«
    »Und Sie wissen, daß Vera … daß sie …« Dr. Rathberg tupfte sich plötzlich ausbrechenden Schweiß von der Stirn. Pelz nickte schwer atmend.
    »Heimann gab mir gestern den Drehplan der kommenden Woche durch. Sie waren heute in den Bergen. Im … Zentrum des Bebens, Herr Intendant.«
    »Das ist ja furchtbar!« Dr. Rathberg fuhr sich mit dem Tuch über das ganze Gesicht. »Pelz, das ist ja … nicht auszudenken. Vera unter den Trümmern … Was haben Sie gemacht, Pelz?«
    Pelz nahm sich eine Zigarette aus der bereitstehenden Dose auf Rathbergs Schreibtisch. »Die Leitungen sind aber alle überlastet. Rückantworten müssen jeden Augenblick kommen, auf jeden Fall vom Hotel.«
    Das Telefon schrillte. Pelz hob den Hörer ab, bevor Rathberg selbst zugreifen konnte. »Ich habe alle meine Gespräche hierherlegen lassen. Ich hoffe, Herr Intendant …«
    »Aber ja, Pelz, ja … was ist?« Rathberg lief nervös in dem großen Zimmer hin und her.
    »Nur das, was wir schon wissen.« Er legte den Hörer langsam wieder auf.
    »Und wir stehen rum und tun nichts!« schrie Dr. Rathberg.
    »Wir können weder das Erdbeben ungeschehen machen noch Schicksal spielen. Aber eine Sondersendung ist im Schnitt, die sofort eingeschoben werden kann. Titel: ›Ein Stern, der nicht leuchten durfte‹. Ist von mir. Was halten Sie davon?«
    Dr. Rathberg stierte Theo Pelz entgeistert an. »Das … das ist ja wie ein Nachruf …«
    »Ist es auch. Die schönsten Szenen Veras zeigen wir, die noch gar nicht ausgestrahlt wurden. Eine Gedenksendung, bevor jemand sie gesehen hat …«
    »Sind Sie verrückt, Pelz? Noch ist sie nicht tot!« schrie Dr. Rathberg. »Und schon verkaufen Sie Vera als Edelschnulze.«
    »Das ist unser Beruf, Herr Intendant. Das ist auch das einzige, was wir tun können für Vera Hartung.«
    »Und wenn sie lebt?«
    »Noch besser. Vera Hartung, der Hölle entronnen. Fernsehstar entkommt Erdbeben. – Diese Publicity ist unbezahlbar …«
    »Mein Gott, welch ein hartgesottener Bursche sind Sie!« Dr. Rathberg sank in einen Sessel. »Sie verkaufen die Menschen mit Haut und Haaren.«
    »Und mit Petticoat und Lederhose. Denken Sie daran, daß die Konkurrenz keinen Star unter den Trümmern hat.«
    »Ich denke an unsere kleine, arme Vera.« Dr. Rathberg faltete die Hände über dem Bauch. Jetzt betet er, dachte Pelz. Wenn ich nur eine Kamera hätte! Ein betender

Weitere Kostenlose Bücher