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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Intendant, Mitglied der christlichen Partei! So etwas braucht man für die Wahl …
    »Noch lebt sie«, wiederholte Dr. Rathberg leise.
    Wieder das Schrillen des Telefons. Pelz nahm ab.
    »Tommy!« rief er. »Ein Blitztelegramm von ihm aus Limassol. Vera in einer Höhle verschüttet …«
    »Nein!« schrie Rathberg und sprang auf.
    »… Rettung so gut wie aussichtslos. Militär hilft. Sonst alles wohlauf. Es ist furchtbar. Brest.« Pelz legte den Hörer zurück – nun war er wieder bleich und wie zerfurcht. »Also doch …« sagte er leise.
    »Verschüttet! Das ist das Schrecklichste. Verschüttet! Erstickt … Unfaßbar.« Rathberg sank wieder in den Sessel und starrte auf den Teppich. »Wissen Sie, was das heißt: Verschüttet? Und das Vera … Vera … Ich komme einfach nicht darüber hinweg …«
    Pelz ging zum Schreibtisch zurück und hob den Hörer ab. Rathberg sah hoch.
    »Wo wollen Sie anrufen?«
    »Im Filmgeberraum. Sie sollen den Streifen ›Ein Stern, der nicht leuchten durfte‹ einlegen.«
    »Sie lebt noch!« schrie Rathberg außer sich. »Sie roher Patron! Sie herzloses Wesen! Sie Papierhirn! Sie lebt!«
    »Rettung aussichtslos …« Pelz war weit davon entfernt, sich beleidigt zu fühlen. Sie waren jetzt alle mit den Nerven am Ende. »Tommy telegrafierte es. Und er ist am Ort …«
    »Brest kann sich auch irren. Für mich lebt Vera noch!«
    Wieder schrillte das Telefon. Pelz und Rathberg sahen sich bleich und mit flackernden Augen an.
    »Wollen Sie, Herr Intendant …?«
    Rathberg schüttelte den Kopf. »Nein! Machen Sie das, Pelz. Sie haben ja ein Herz wie eine Kokosnuß …«
    Pelz nahm den Hörer ab. Noch einmal Zypern. Korrespondent Dr. Plock. Blitztelegramm.
    »Team Heimann nach jetzigen Meldungen in den Bergen eingeschlossen. Man weiß noch gar nichts. Die Lage ist völlig unübersichtlich. Einheimische, die aus den Bergen flüchteten, berichten von Quellen, die neu aus den Bergen sprudelten. Weitere Berichte folgen, sobald die Lage klarer ist …«
    Pelz warf den Hörer zurück, als brenne er. Dr. Rathberg faltete die Hände. »Seien Sie still, Pelz«, sagte er kaum hörbar. »Ich bitte Sie – seien Sie still. Sprechen Sie nicht aus, was Sie denken. Solange sie nicht vor mir liegt, lebt sie … Verstehen Sie? Vera lebt für mich, und wenn die ganze Insel Zypern ins Meer geschleudert wurde.«
    Theo Pelz nickte. Es brauchte keine weiteren Worte mehr.
    Er liebt sie … jetzt weiß man es ganz genau. So kann nur ein Mann reden, der eine Frau bis zur Verzweiflung liebt.
    Und plötzlich hatte er tiefes Mitleid mit dem großen, strengen, gefürchteten Dr. Rathberg … denn alle im Funkhaus, auch Dr. Rathberg selbst, wußten, daß Vera Hartung und Horst Helmke ein Paar hatten werden wollen.
    Jetzt, wo sie tot war, verschüttet irgendwo in den Bergen, gab Rathberg sein Innerstes preis. Jetzt schadete er keinem mehr damit.
    Theo Pelz wandte sich ab zum Fenster.
    Es war ihm unmöglich, den tragischen alten Mann noch länger anzusehen, ohne ihm mitfühlend die Hand zu drücken. Und gerade das wollte er nicht.
    Ich habe sie ja auch geliebt, dachte er.
    Mit diesem Geheimnis will ich allein leben.
    *
    Der alte Withcock saß gemütlich auf einem Klappstuhl und sah den Dreharbeiten mit Karin Jarut zu, als er plötzlich auf den Boden fiel und das Gefühl hatte, die Erde rolle unter ihm hinweg. Bestürzt sah er sich um und bemerkte, wie die Kameras umfielen, die weiblichen Komparsen schreiend davonliefen, Karin Jarut umgerissen wurde und sich ein Garderobewagen selbständig machte. Dann traf ihn ein Stein, und er wurde ohnmächtig. Er wachte auf in einem Zelt, hatte den Kopf verbunden und einen schrecklichen Durst auf Whisky.
    »Was war denn los?« fragte er. Sein Schädel brummte und summte. »Das sah ja nach einem Erdbeben aus. Wo sind meine Jungs? Haben die Idioten auch alles auf dem Film? Ich kastriere sie, wenn sie dieses Ereignis nicht im Kasten haben …«
    Dann erst erinnerte er sich daran, daß sein Star Karin Jarut vor seinen Augen umgerannt worden war, und der alte Withcock wollte vom Feldbett, auf dem er lag, herunterspringen. Ein griechischer Sanitäter hielt ihn fest und rief seine Kameraden um Hilfe, denn Withcock war ein starker Mann.
    »Wo ist Karin?« brüllte der Alte. »Zum Teufel, ist denn keiner hier von meinen Hohlköpfen?«
    Ein Stück von ihm entfernt lag der Regisseur James Drumont. Man hatte ihm die Brust bandagiert. Beim Atmen rasselte es in ihm, als sei seine Lunge ein alter

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