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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einmal«, sagte Helmke heiser. Er schlug mit aller Kraft gegen das Gestein. Gab es die Höhle noch, mußte Vera es hören … wenn sie noch lebte …
    Die Menschen draußen zwischen den Trümmern hielten den Atem an. Ihre staubverkrusteten Augen starrten auf Heimann und Helmke.
    Regte sich etwas? Ganz, ganz fern vielleicht …
    Heimann senkte den Kopf. »Nichts«, sagte er zitternd. »Gar nichts … hoffentlich kommt Tommy bald zurück …«
    Mit Tommy Brest hatte es eine Verwandlung gegeben, als der Schrei »Wo ist Vera?« alle herumriß. Während Helmke sich auf den Geröllberg stürzte, war Tommy zu den Pferden gelaufen, die man für einen Teil der Aufnahmen brauchte und die festgebunden an Bäumen standen. Das Erdbeben hatte sie fast wahnsinnig gemacht; sie wieherten, stiegen vorn hoch, hieben die Hufe gegen die Stämme und wollten sich losreißen. Ihre Augen glotzten, und ihr Instinkt sagte ihnen, daß der Tod neben ihnen stand und der schwankende Boden unter ihnen sie verschlingen konnte.
    Was Tommy Brest nie gewesen war, das wurde er jetzt … was er nur spielte und im Notfall durch ein Double ersetzte, das vollzog sich jetzt in ihm: Er wurde ein Held!
    Mit langen Sprüngen rannte er zu den Pferden, suchte hinter einem Baum Schutz vor den irrsinnigen, todesängstlichen Tieren, band eines los und wurde von dem Pferd um den Baum herumgerissen. Mit entsetzensweiten Augen sah Heimann, wie Tommy neben dem tobenden Pferd herlief, wie er nach Cowboyart aufsprang, sich an die Mähne klammerte, die Hacken in die Weichen stieß und die Zügel anzog.
    »Tommy!« brüllte Heimann noch. »Bist du verrückt? Der Gaul bringt dich um!«
    »Ich hole Hilfe!« schrie Brest zurück. Weiter unten standen zwar Autos, mit denen man gekommen war – aber so, wie es aussah, konnte man den oberen Teil der Abfahrt wegen des Gerölls zur Zeit nicht benutzen. Er ließ die Zügel locker, das ängstliche Pferd streckte den Kopf weit vor, witterte Freiheit und Sicherheit und jagte davon. Tommy Brest saß im Sattel, den Rücken gebeugt, den Kopf fast am Pferdehals. Festhalten, das war seine einzige Sorge. Nicht herunterfallen. Nur festhalten …
    Wohin das Pferd lief, er wußte es nicht; er schloß meistens die Augen, wenn er die Abhänge sah, auf die sie losrasten, und er wunderte sich immer wieder, daß sie nicht abstürzten, sondern auf einen Weg kamen, der sich ins Tal schlängelte.
    Er ritt an Hütten vorbei, in denen kein Mensch zu wohnen schien. Einzelne Ziegen irrten herum, ein paar Hunde kläfften wild … sonst kein Leben, kein Mensch, kein größeres Tier. Endlich wurde das Pferd ruhiger, als es wieder Lebewesen sah. In Platres gab es Polizei, auch Militär war da. Tommy sprach einige Offiziere an. Atemlos, am Ende seiner Kräfte, erzählte er von dem Fernsehteam in den Bergen und der Verschüttung Veras. Dann sank er auf einen Stuhl, bekam ein großes Glas Rotwein, mit Wasser verdünnt, und trank es gierig. Es kam ihm vor, als sei seine Gaumenhaut aus Leder, so gegerbt von Hitze und Staub war sie.
    Unterdessen sprachen die Offiziere mit Sprechfunk zu ihren Stützpunkten. Sie funkten auch nach Larnaka und Nikosia. In einem Funkwagen tickten ununterbrochen die Geräte.
    »Sie müssen helfen!« sagte Brest zu einem Offizier im Rang eines Hauptmanns. »Vera Hartung ist verschüttet! Man muß die Höhle aufgraben!«
    Er griff in die Tasche und wühlte in seiner Brieftasche. Zwischen den Blättern von seinem Paß lag eine Postkarte, ein Foto von Vera, das er heimlich am ovalen Swimming-pool des Hotels aufgenommen hatte, mit einer Kamera, die sofort das fertige Bild lieferte.
    Er hielt das Foto dem Hauptmann hin. »Können Sie solch eine Frau sterben lassen?« fragte er.
    Der Hauptmann nahm das Bild und sah es lange an. Er wäre kein Grieche gewesen, um nicht die Schönheit dieses Mädchens sofort zu erkennen und auch darauf zu reagieren. Er gab das Bild an die anderen Offiziere weiter. Dort machte es die Runde und kam zu Brest zurück, etwas verknittert und fettig. Der Hauptmann aber sprach schon wieder mit irgendeiner vorgesetzten Dienststelle.
    »Sie schicken einen Hubschrauber«, sagte der Hauptmann und legte das Funkgerät wieder weg. »Sie bringen Schaufeln und Sprengpatronen mit, um die großen Blöcke zu sprengen. Ja, und Bohrer auch. Sie landen in einer halben Stunde auf dem Berg.«
    Er nahm das Foto Veras aus den bebenden Händen Brests und steckte es in seine Uniformtasche.
    »Als Souvenir …« sagte er dabei.
    »Ich danke

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