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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und sie hatte noch in tiefem Schlaf gelegen. Sie verpaßte ja nichts. Ein Pensionär darf sich ausruhen, und außerdem soll ein langer Morgenschlaf hübsch machen. »Was ist denn mit dir los? Am Morgen Zärtlichkeiten … hast du Kummer, Liebling?«
    Theo Pelz setzte sich auf die Bettkante, schob die Bettdecke über Karins Brust, was auch ungewöhnlich war, denn meistens schob er sie herunter, dann nahm er ihre Hände in seine Hände und hielt sie fest. Er war sehr ernst. Karin betrachtete ihn interessiert.
    »Was ist? Beten wir jetzt zusammen?«
    »Laß das.« Theo Pelz sah sie lange stumm an. Sie hielt seinem Blick stand, auch wenn es ihr reichlich dumm vorkam, so angestarrt zu werden. Schließlich zerrte sie an ihren Händen.
    »Willst du mich hypnotisieren? Was ist mit dir, Süßer? Weckst mich mit einem Kuß, und dann sitzt du da wie ein Fakir auf dem Nagelbrett.«
    »So ist mir auch zumute«, sagte Pelz. Seine Stimme hob sich etwas. »Wenn du jetzt lachst … Karin, ich schwöre es dir … ich vergesse mich … Ich will dir etwas sagen, was das Dämlichste ist, was zwischen uns gesprochen wurde …«
    »Schieß los. Liebling!«
    Sie sah ihn aus ihren blauen Augen wie eine Riesenpuppe an.
    »Willst du meine Frau werden?«
    »O Gott!« Karin ließ sich in das Kissen zurückfallen und schloß die Augen. »Wieviel Kognaks hast du heute morgen schon getrunken?«
    »Ich wußte es!« Pelz sprang von der Bettkante auf. »Ich wußte es! Schlaf weiter! Guten Morgen!«
    Er ging zur Tür, aber mit einem Satz war Karin Jarut aus dem Bett, sprang ihn von hinten wie eine Katze an und klammerte sich an ihm fest.
    »Sag es noch einmal!« Sie wirbelte herum und stellte sich ihm in den Weg; ein zierliches, berückend schönes Persönchen mit zerwühlten blonden Haaren und einem Nachthemdchen, das bis an die Knie reichte. Und durchsichtig war es auch.
    Theo Pelz schnaufte durch die Nase. »Ich mach mich doch nicht lächerlich«, brummte er. »Ich bin doch kein Clown …«
    Da hüpfte sie hoch, hängte sich an seinen Hals und zog die Beine an. Pelz blieb gar nichts anderes übrig, als sie zu fassen und auf seinen Armen zu tragen, um selbst nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Was soll das?« schnaufte er.
    Karin legte den Kopf an seine Schulter und küßte ihn hinter das Ohr. »Trag mich ins Bett zurück …« sagte sie leise. Es war der zärtlichste Ton, den Pelz je von ihr gehört hatte. »Trag mich sofort ins Bett zurück und sag es noch einmal … oder ich schreie … schreie …«
    Was tut man nicht alles um des lieben Friedens willen?
    Die Vorhänge an Karin Jaruts Fenster blieben auch noch bis zum Mittag zugezogen …
    War dies das Ende Vera Hartungs?
    *
    Horst Helmke kam aus Hamburg zurück. Er hatte vier Filmrollen heruntergekurbelt, alles Hamburger Hafen. »Es ist erstaunlich, was so ein Hafen hergibt«, sagte Carlos Heimann, der Helmke als erster traf, auf dem Weg zum Kopierraum. »Hundertmal St. Pauli, als Film, als Musical, als Hafenschenke, als Dirnenquartier, als Krimi, als Kulturfilm … und nun wieder vier Rollen voll Seeluft mit Öl. Was hast du denn jetzt geknipst?«
    »Eine Durchfallepidemie bei Möwen! Jetzt scheißen sie wie die Reiher.«
    Heimann nickte und ließ Helmke ziehen. Der Knabe ist in Ordnung, dachte er. Nicht auf den Mund gefallen. Wer in unserer Branche im Ton von Klosterschülern spricht, ist ein armer Hund. Er wird als doof betrachtet. Er ging hinüber zur Nachrichtenredaktion, um dort etwas Neues zu erfahren. Merkwürdigerweise liefen hier nicht nur die Nachrichten über die politischen Ereignisse zusammen, sondern man erfuhr auch alles, was im Funkhaus geschah, zuerst hier in den Nachrichtenbüros.
    Die große Neuigkeit, noch unbestätigt, aber glaubwürdig herumgemunkelt: Pelz wird die Jarut heiraten. Wer das aufgebracht hatte – keiner wußte es. Das Gerücht war plötzlich da, so wie ein Geruch über ein Stadtviertel weht, ohne daß man weiß, woher er kommt.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« sagte Heimann entgeistert und schlug sich auf die Schenkel. »Das ist eine dicke Ente.«
    »Immerhin hat man Pelz gestern mit der Jarut Arm in Arm in der Stadt gesehen.«
    »Himmel noch mal, welch keusche Gedanken!« Heimann lachte dröhnend. »Wenn es danach ging, hätte ich einen Harem. Aber wir werden das bald haben: Ich frage sie selbst.«
    »Die Jarut?«
    »Warum nicht? Seit Jahren spielt sie Kätzchen und kratzt mich; jetzt kratze ich mal!«
    Karin Jarut war tatsächlich zu Hause, als

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