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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heimann anrief. Sie lag auf der Couch und las den ersten Entwurf des Othello-Musicals. »Nanu?« fragte sie, als sie Heimanns Stimme hörte. »Welch verdammter Klang …«
    »Schätzchen, ich habe da eben eine große Glocke läuten gehört … Sie machte ›bim-bam – Karinchen heiratet den Pelz‹ … Stimmt das?«
    »Wenn das die Glocke läutet …«
    »Also doch!«
    »Nimmst du nun einen Strick?« Karin lachte zufrieden. »Mach einen Doppelknoten, Schatz, damit er nicht aufgeht.«
    »Ich werde Pelz einen dicken Strick schicken!«
    »Ekel! Scheusal!«
    Heimann sah an die Decke seines Büros und legte die Beine auf den Schreibtisch. »An alles hätte ich gedacht, du blondes Luder, aber daran nicht. Amerika, der alte Withcock, wer weiß, was noch … aber Theo Pelz! Das ist eine Meisterleistung. Damit kommst du wieder in den Sender zurück …«
    »Nun hör einmal zu.« Karin warf das Rohdrehbuch weg und klopfte gegen die Sprechmuschel, als habe sie Heimanns Nase vor sich. »Pelz kam von sich aus. Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte das nie erwartet.«
    »Du unschuldiges Schäfchen. Ich weine gleich vor Rührung. Soll ich dir die weiße Hochzeitskutsche vorsingen?«
    »Glaub, was du willst! Und nun laß mich in Ruhe! Ich liebe Theo, das weißt du.«
    »Amen!« Heimann legte auf. Es stimmte also, es war kein Gerücht: Karin Jarut wurde Frau Programmdirektor. Was das bedeutete, konnte nur der ermessen, der Karin Jarut gut genug kannte. Und zu denen gehörte Heimann seit Jahren. In Theo Pelz hatte der Sender bisher seinen guten Geist gehabt, nun blieb der Geist in Karins Negligé hängen. Was sagte Dr. Rathberg dazu? Wußte Vera Hartung es auch schon?
    Heimann begann, Rundgespräche zu führen.
    Vera war nicht zu Hause, sie probte im Ballettstudio eine Tanzeinlage für den ›Goldenen Kuß‹. Horst Helmke saß im Schneideraum und stritt sich mit den Cutterinnen herum, die rücksichtslos an seinen Hamburgfilmen herumschnippelten. Detlev Cranz hatte die Neuigkeit auch gehört; er hielt sie für ein Windei und war entsetzt, als Heimann ihm alles bestätigte.
    »Ich werde mit Rathberg sprechen«, sagte er tapfer. »Soll etwa die Jarut die Rolle im ›Goldenen Kuß‹ übernehmen? Das mache ich nicht mit! Ich bin doch kein Kreisel! Vera ist ein hochbegabtes Mädchen … entweder sie, oder sie sollen sich einen neuen Regisseur suchen.«
    An diesem Nachmittag erlebte Intendant Dr. Rathberg einen Aufmarsch seiner engsten und besten Mitarbeiter. Die Vorausexemplare der Illustrierten und Radiozeitschriften waren eingetroffen. Einige von ihnen brachten einen Bildbericht über das Erdbeben auf Zypern und stellten Karin Jarut als die große Freundin von Vera Hartung heraus. Auch ein Blinder wußte nun, wohin das alles lief. Dazu die Bilder vom Brand der Jagdhütte, die Verlobung mit Theo Pelz … der Sender war wie ein Ameisenhaufen, in dem man herumgewühlt hat.
    »Ich verstehe Ihre Aufregung nicht, meine Herren«, sagte Dr. Rathberg ruhig. Er reichte Zigaretten und Kognaks herum. Heimann und Cranz saßen vor ihm, außerdem war der Produktionsleiter des ›Goldenen Kuß‹ erschienen. Theo Pelz war nicht im Hause … er führte den alten Withcock aus und zeigte ihm das Rheinland. »Es ändert sich gar nichts. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen der Heirat einer Schauspielerin und unseren Plänen.«
    Das hat er nett ausgedrückt, dachte Cranz. So spricht man in Bonn, wenn von der Wiedervereinigung die Rede ist. Laut sagte er: »Herr Intendant, Karin Jarut ist von Ihnen selbst mit den härtesten Worten …«
    Dr. Rathberg hob die Hand und sah Cranz tief in die Augen. »Wir wollen nicht die Bibel übertreffen und Sünder, die Reue zeigen, verdammen – nicht wahr, Herr Cranz?« Cranz bekam einen roten Kopf. »Fräulein Jarut wird in einem Jahr wieder zu uns zurückkommen. Solange habe ich sie für Aufnahmen in den USA beurlaubt. Sie ja auch, Herr Heimann. Warum gerade Sie intervenieren, ist mir schleierhaft! Sie wissen doch alles!«
    »Es geht um Vera Hartung, Herr Intendant.« Heimann sog an seiner Zigarette wie an einem verstopften Strohhalm.
    »Hat jemand verlauten lassen, daß sich auch da etwas ändern könnte?« Rathberg hob die Brauen. »Wenn ja – ich werde diesem schmutzigen Gerücht nachgehen!« Er beugte sich vor. Seine Stimme wurde hart, kalt wie das Aufklingen eines Glases. »Es ist mein Bestreben, in meinem Sender Ordnung und Frieden zu haben. Ich hasse Intrigantentum und Rollenschleicherei! Wir sind hier jeder auf

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