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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mädchen.«
    »Vielleicht bin ich nur eine gute Schauspielerin?« Sie lachte und rollte sich weg von der Couch auf den Teppich, als er nach ihr griff und sie an sich ziehen wollte. Er ließ sich ebenfalls von der Couch fallen, und sie wälzten sich wie übermütige Kinder auf dem Teppich, balgten sich und rangen miteinander … und dann plötzlich lagen sie still, engumschlungen und sahen sich tief in die Augen. Ihre Herzen hämmerten, sie spürten jeder das jagende Blut des anderen, und es war ein herrliches Gefühl.
    »Du …« sagte Helmke atemlos. »O du …«
    »Ich liebe dich …« keuchte sie. »Mein Gott, daß man einen Menschen so lieben kann.«
    »Laß uns schnell heiraten, ja? Ganz schnell?«
    »Warum?«
    »Ehe dich das Fernsehen ganz auffrißt. Ich habe Angst, Vera, richtige Angst.« Er zog sie eng an sich, und sie lagen auf dem Teppich und starrten gegen die Decke. »Je erfolgreicher man ist, um so mehr können sie einen fertigmachen. Wie viele große Lieben sind so schon zerbrochen … da ist der Mann in Rom und die Frau in Afrika, und einen Monat später dreht sie in Finnland und er schwitzt in Hawaii … Das ist doch schrecklich.«
    »Und bei uns soll das anders werden?« Sie drehte sich in seinen Armen und sah ihn an. Er sah sehr ernst aus und nickte jetzt.
    »Ja.«
    »Und wie?«
    »Wir werden Kinder haben. Zwei … drei … vier … fünf … sechs … sieben … Die sieben Zwerge der Helmkes.«
    »Wir reden von Kindern, Familie, Aufgeben des Berufes, als laufe uns die Zeit davon. Und wir sind nicht einmal verlobt …«
    »Das ist schnell gemacht.« Helmke löste sich aus der Umarmung, kramte in seiner Hosentasche herum und holte ein Kunststoffkästchen hervor. »Das habe ich aus Hamburg mitgebracht«, sagte er und schob es über den Teppich zu Vera hin. Sie lagen nun auf dem Bauch und starrten beide auf den kleinen, graugrünen Kasten. Ihre Herzen hämmerten noch immer von der Balgerei, die verschwitzten Haare klebten an den Stirnen. »Mach es auf«, sagte er fast bettelnd.
    Vera ließ den Verschluß schnappen und öffnete den Deckel. Auf dunkelblauem Samt lagen zwei schmale, einfache goldene Ringe. Sie schwieg, nahm die Ringe heraus, streifte den kleineren über ihren linken Ringfinger und steckte den anderen Helmke an die Hand.
    »Du wunderst dich gar nicht«, sagte er, als sie noch immer stumm blieb und ihren Ring betrachtete.
    »Ich habe darauf gewartet, Horst.« Und plötzlich lachte sie, wälzte sich wieder über den Teppich und strampelte mit den Beinen. »Nur auf dem Teppich, auf dem Bauch liegend … das habe ich nicht gedacht. Ach, was ist das doch für eine verrückte Welt!«
    Sie rollte zurück in seine Arme, die er weit ausbreitete, und dann hatten sie viel, viel Zeit und kümmerten sich nicht um die Schläge der alten Barockuhr auf dem Büfett.
    *
    Am nächsten Tag gingen die Dreharbeiten weiter.
    Zwischenfilm zum ›Goldenen Kuß‹. Vera Hartung spielte einen Clown. Ihr Partner war der berühmte Musikclown Dodo, den Pelz für eine Traumgage engagiert hatte, damit er fünf Minuten lang seine Virtuosität zeigen konnte. Es war der erste Auftritt Dodos im deutschen Fernsehen; ein Ereignis, das sich schnell im Funkhaus herumsprach. Wer irgendwie abkommen konnte, stand an den Wänden von Studio III herum, drängte sich hinter den Kameras und Scheinwerfern. Detlev Cranz drohte bereits, das Studio zu sperren. »Wenn's losgeht, wünsche ich absolute Ruhe!« schrie er herum. Er hockte unter Kamera I auf dem schwenkbaren Wagen, im Bildmischraum saß der Regieassistent und schwitzte bereits Blut, denn Cranz hatte ihm aufgetragen, diese Aufnahme in eigener Verantwortung zu mischen. »Wenn du Mist machst, kannste ab morgen Däumchen drehen!« hatte Cranz angedroht. »Dodo ist so teuer, daß wir den ganzen Schmu nicht zehnmal wiederholen können! Die Ampex sitzt, oder du lernst fliegen ohne Flugschein, verstanden?«
    In den Garderoben wurden Dodo und Vera geschminkt. Nach den Glatzkopfperücken mit dem wuscheligen Haarkranz, der dicken Nase und den buschigen Brauen wurde nun die weiße Untergrundschminke dick auf die Gesichter gestrichen. Auf dieses Weiß wurden dann die riesigen roten Münder gemalt.
    Vera saß in ihrem Garderobenraum etwas zurückgelehnt in dem Schminkstuhl und hatte die Augen geschlossen, während der Maskenbildner ihr schönes, schmales Gesicht in eine grelle Clownfratze verwandelte. Um ihren Körper schlotterten die Kleider: eine weite Hose, ein Hemd mit riesiger steifer

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