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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und unterbreiteten ein Kaufangebot für die Akropolis. Man garantierte, jeden Stein zu numerieren und den Tempel in Illinois, Texas und Süd-Dakota naturgetreu wieder aufzubauen. Unverständlicherweise lehnte die griechische Regierung den millionenschweren Dollarscheck ab …
    Dr. Rathberg gab für Mr. Withcock ein Essen im Kasino und beobachtete vor allem die jungen Künstler, die alles aufboten, Withcock auf sich aufmerksam zu machen. Welch ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, dachte er, leicht angewidert. Wenn Withcock ihnen dafür einen Vertrag böte, würden sie sogar hier im Kasino die Hosen fallen lassen.
    Nach viel Whisky und einem riesigen Steak zogen sich Rathberg und Pelz mit Mr. Withcock zurück und stellten jede Störung ab. Lore Kannegießer wurde zum Erzengel; alles, was zu Dr. Rathberg wollte, prallte vor ihr ab. Telefonate erledigte sie allein. Sie ließ sogar ein MdB aus Bonn vertrösten, was dieser mit seiner Bonner Feinfühligkeit übelnahm.
    »Ich komme mit sehr realen Vorschlägen«, sagte Mr. Withcock, nachdem er Rathberg seinen Plan von ›Spitzenhemd und schwarze Kralle‹ vorgelegt hatte. Der Humanist Rathberg hatte tief Luft geholt, ehe er das las, was bei Withcock von dem guten alten Othello übriggeblieben war. Das war nicht viel … die Grundidee nur, ein Mohr, ein hübsches Frauchen, ein Gangster-Intrigant, ein unschuldiger Liebhaber, Songs wie zum Beispiel: ›Früher trug der Mann Krawatten – heute zieren sie auch Frau'n …‹, und am Ende Othellos Läuterung, bevor Desdemona ganz tot ist. Hier wich alles von Shakespeare ab, denn ein Musical muß einen Happy-End-Song haben. Und so singen Desdemona und Othello im Duett: ›Die Zeit mit dir vergeß ich nie …‹
    »Ein toller Stoff, was?« hatte Mr. Withcock begeistert gesagt. »Daß den noch keiner entdeckt hat? Ja, und nun brauche ich Sie, lieber Kollege: Ich will von Ihnen den Regisseur und die Desdemona haben.«
    »Karin Jarut!« sagte Dr. Rathberg sofort.
    »Erraten.«
    »Und als Regisseur?«
    »Carlos Heimann. Ein guter Mann, Sir.«
    »Wem sagen Sie das?« Rathberg sah zu Theo Pelz, der sich bereits Notizen gemacht hatte. »Ich glaube, ich habe einen Gedanken.«
    »Ich auch, Herr Intendant.«
    »Vielleicht denken wir das gleiche?« Dr. Rathberg lehnte sich zurück. So kommt der Zufall immer zu Hilfe, dachte er. Da zerbricht man sich seit Tagen den Kopf, wie man Karin Jarut mit Anstand und ohne Verlust des Ansehens wieder auf die Mattscheibe bringen kann – und jetzt lösen sich alle Probleme wie von allein. »Natürlich geben wir die Jarut und Heimann für diese Aufgabe frei.«
    »Ich danke Ihnen!« rief Mr. Withcock enthusiastisch und goß sich ein hohes Glas voll puren Whisky.
    »Außerdem kaufen wir die deutschsprachigen Rechte«, sagte Theo Pelz. Rathberg nickte. Die gleichen Gedanken.
    »Wir senden es vierzehn Tage nach der amerikanischen Uraufführung. Wann wird die sein?«
    »Wenn alles nach Plan läuft, im Mai nächsten Jahres.«
    »Das ist sehr gut.« Rathberg sah Pelz lächelnd an. »Dann können wir vertreten, Karin Jarut über Amerika wieder nach Deutschland zu bringen. Das dachten Sie doch auch, Herr Pelz?«
    »Fast mit den gleichen Worten, Herr Intendant.«
    »Schließen wir also ab!« Dr. Rathberg hielt Mr. Withcock die Hand hin, und wie ein Pferdehändler schlug der alte Filmmann ein. »Ich freue mich, daß wir zusammenarbeiten.«
    »Es wird eine Fernsehsensation werden!« rief der alte Withcock. Plötzlich stockte er und zog die Hand zurück. »Über den Preis haben wir noch gar nicht gesprochen. Was zahlen Sie für ›Spitzenhemd und schwarze Kralle‹?«
    »Die Hälfte von dem, was Sie sich gedacht haben, Old Boy«, sagte Theo Pelz schnell. »Vergessen Sie nicht: Wir leihen Ihnen unsere Spitzenkräfte ohne Entgelt.«
    Mr. Withcock ließ sich zurückfallen in den Sessel und streckte die Beine aus. »Nicht nur in den USA gibt es Gangster«, sagte er lachend. »Aber das habe ich gleich gemerkt, als ich Sie zum erstenmal sah, Mr. Pelz.«
    »Und noch etwas!« Dr. Rathberg genoß es, diesen Schuß abzufeuern. Er entschädigte ihn für vieles, was Pelz im Laufe der Jahre gesagt hatte. »Im Mai wird Fräulein Jarut längst Frau Pelz sein …«
    »Das hätten Sie verschlucken sollen«, sagte Theo Pelz mit schiefem Lächeln. »Jetzt zwingen Sie mich, den fast selbstmörderischen Weg zu machen und Karin zu fragen.«
    *
    »Nanu?« sagte Karin Jarut erstaunt, als sie durch einen Kuß geweckt wurde. Es war zehn Uhr vormittags,

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