Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nun?« stammelte Helmke. Er saß neben Cranz bei Vera und hielt ihren Kopf fest. Sie schlief, durch die starke Spritze von allen Schmerzen erlöst. »Was passiert nun mit ihr?«
    »Sie muß sofort in die Hautklinik. Ich habe schon anrufen lassen. Ein Krankenwagen ist unterwegs. Vielleicht kann man die Haut noch retten.«
    »Und wenn nicht?« fragte Pelz heiser.
    Die Ärzte schwiegen. Und damit sagten sie genug.
    Ein verstümmeltes Gesicht.
    Eine neue Haut, die vielleicht schrumpelig und rotfleckig nachwachsen würde.
    Das schöne Gesicht der Vera Hartung, das schönste Mädchengesicht, das Pelz je gesehen hatte, für alle Zeiten verloren.
    »Das darf nicht sein«, sagte er leise. »Meine Herren, das darf einfach nicht sein …«
    »Hier können wir nur warten.« Einer der Ärzte beugte sich über Vera und betastete vorsichtig die aufgedunsene, rote Haut. »Vielleicht war es ein großes Glück, daß soviel Fett als Untergrund eingerieben wurde …«
    Der Krankenwagen brachte Vera in rasender Fahrt zur Klinik. Helmke, Cranz und Pelz begleiteten sie. Noch im Wagen wurde sie von einem mitgekommenen jungen Arzt mit einer Salbe behandelt. Es war makaber, sie anzusehen … nun sah sie wieder wie ein Clown aus, dick mit einer weißen, ins Gelbliche schimmernden Masse überzogen. Ein trauriges Bajazzogesichtchen …
    »Ich kann das einfach nicht verstehen«, sagte Cranz immer wieder. Er hielt den großen Schminktopf mit der weißen Schminke zwischen den Knien. Sie sollte im Labor untersucht werden. »Man kann eine empfindliche Haut haben, man kann allergisch sein – aber so etwas? Haben Sie schon mal so was gesehen, Doktor?«
    Der junge Arzt hob die Schultern. »Ich kann mir noch kein Bild machen. Herr Professor Warritz wartet in der Klinik. Ihn interessiert der Fall sehr. Solche Allergien sind selten, in solcher Stärke. Auf keinen Fall aber sieht die Haut dann aus wie geätzt. Da muß etwas anderes passiert sein.«
    »Sie … Sie glauben … eine Schweinerei?« stotterte Cranz.
    Der Arzt schwieg wieder. Man sagt als Mediziner nicht gerne Dinge, die man nicht hundertprozentig verantworten kann.
    Zwanzig Minuten später lag Vera auf dem Untersuchungstisch. Grelle Scheinwerfer tauchten ihr Gesicht in ein gnadenloses Licht. Die OP-Schwester hatte die Salbe wieder abgewischt. Professor Warritz untersuchte mit einer Lupe einige Gesichtspartien, während der Oberarzt ein Hautstückchen ablöste und ins Labor schickte.
    »Die Sache ist ganz klar … das ist eine reine Säureverletzung«, sagte Professor Warritz. »Die in die Poren eingeriebene Fettcreme hat das Schlimmste verhindert, sonst wäre die Haut völlig zerstört. Allerdings muß ich zugeben, daß es in meiner langen Praxis noch nie vorgekommen ist, daß sich jemand durch Theaterschminke die Haut wegätzt.«
    *
    Theo Pelz, Detlev Cranz und Horst Helmke saßen im Warteraum der Hautklinik wie ein Trio, das hingerichtet werden soll. Sie sahen, wie man Vera auf einem fahrbaren Bett aus dem Untersuchungszimmer hinausrollte. Sie schlief noch und sah fremd aus. Cranz und Pelz hielten Helmke fest, der zu ihr hinlaufen wollte. Als Professor Warritz aus dem Zimmer kam, sprangen sie alle drei auf.
    »Ätzungen!« sagte Professor Warritz knapp.
    »Das ist ja verrückt!« Theo Pelz griff sich an den Kopf. »Durch Fettschminke?«
    »Es ist rätselhaft. Aber warten wir die Laborergebnisse ab.«
    Nach einer Stunde platzte dann die Bombe. Professor Warritz ließ die Herren vom Fernsehen zu sich in sein Arbeitszimmer bitten. Auf dem Schreibtisch vor ihm stand der hohe Schminktopf. »Bitte, nehmen Sie Platz, meine Herren«, sagte er und wies auf die alten schweren Ledersessel, die seit vierzig Jahren in diesem Raum standen. Sein Vorgänger hatte sie stehen lassen, und Warritz hatte sich an sie gewöhnt. »Nun ist alles klar.«
    »Da bin ich aber gespannt«, sagte Detlev Cranz. »Ich werde in Zukunft jede weiße Schminke chemisch untersuchen lassen, ehe ich sie anschmieren lasse.«
    »Das sollten Sie auch tun.« Es klang gar nicht ironisch, sondern sehr ernst. Mit einem langen Bleistift schlug Professor Warritz gegen den hohen Schminktopf aus Porzellan. »Dieses Clownweiß hat es in sich. Hier unser Laborbericht. Unter die Fettmasse der Schminke wurde ein salzsäurehaltiges Pulver gerührt. Bei Berührung mit der Haut, vor allem, wenn die Haut zu schwitzen beginnt, löst sich die kristalline Form der Säure und wird zur ätzenden Flüssigkeit …«
    »Das kann doch nicht wahr sein …«,

Weitere Kostenlose Bücher