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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein paarmal ermunternd. »Gut so … das ist eine ganz moderne Auffassung. Das wird gefallen.«
    Vera saß auf ihrem Stuhl und wartete auf ihren Auftritt. Das Kribbeln und Jucken auf ihrer Gesichtshaut war einem stechenden Brennen gewichen. Sie biß die Zähne aufeinander. Nur nichts anmerken lassen, befahl sie sich. Nur nicht nervös werden. Es geht gleich vorbei … es ist halb so schlimm … die Haut kennt das noch nicht … Ruhig, Vera, ruhig …
    Dodo kam zum Ende seiner Nummer. Das Wunder geschah … die Gummigeige gab Töne von sich, so herrliche Töne, als spiele Dodo eine Stradivari. Das war eines seiner Geheimnisse, und das kostet Geld, dachte Theo Pelz im Mischraum.
    Jonny Bender ging über in die ersten Takte des Charleston. Vera sprang auf. Ihr Gesicht brannte wie Feuer, schlimmer als bei einem Sonnenbrand. Sie hatte das Empfinden, ihr Gesicht müsse rotglühend leuchten und aufgedunsen sein wie ein Hefekloß. Wie es die Rolle erforderte, stolperte sie in die Manege, sah den verdutzten Dodo, stieß einen hellen Schrei aus, ruckte an Hose und Frack und machte die ersten tollen Charleston-Schritte.
    Mein Gesicht … dachte sie dabei nur. Was ist mit meinem Gesicht. Ich verbrenne ja … o Himmel, ich verbrenne …
    Sie hörte die Musik nur wie durch einen Feuervorhang. Sie tanzte die einstudierten Figuren, und weil sie so völlig ein Clown war, wirkte alles lustig, vollkommen, gekonnt, artistisch, auch wenn sie aus dem Takt kam, stolperte und sich wieder fing. Der einzige, der etwas merkte, war Detlev Cranz. Er hockte unter Kamera 1 und kaute nervös an den Nägeln.
    Das Brennen im Gesicht wurde zum Feuer, zu einer Glut, die unerträglich das Gesicht wie in Flammen tauchte. Noch ein paar Takte tanzte Vera ihren herrlich komischen Charleston, dann zerbrach ihre Beherrschung an dem Schmerz, der ihren Kopf fast zerspringen ließ. Sie taumelte, riß sich plötzlich die Perücke vom Kopf, die lange Nase aus dem Gesicht und fuhr sich mit beiden Händen in die weiße Clownmaske.
    »Mein Gesicht!« schrie sie grell. »Mein Gesicht. Ich verbrenne … ich … verbrenne …«
    Die Musik brach mißtönend ab. Dodo stürzte auf Vera zu und fing sie auf, als sie schreiend zu taumeln begann. Detlev Cranz brüllte nach einem Arzt und stürzte zu Vera, Horst Helmke fuhr mit seiner Hydraulik von der Decke herab und bahnte sich mit den Fäusten einen Weg durch die Menge, die sofort Vera umringt hatte. Aus dem Mischraum rannte Theo Pelz und schrie jeden, dem er begegnete, an: »Einen Arzt! Rufen Sie einen Arzt! Studio III!« Die Scheinwerfer erloschen. Als Pelz im Studio erschien, wälzte sich Vera in unerträglichen Schmerzen auf dem Teppich der Dekoration. Ihre Hände hatte sie gegen das Gesicht gepreßt, ihr Körper zitterte vor der flammenden Glut in ihrer Haut.
    »Abschminke her!« schrie Helmke. »Zum Teufel, hat denn keiner Abschminke hier?!«
    Es dauerte ein paar Minuten, bis jemand aus einer der Garderoben einen großen Topf mit Abschminke brachte. Helmke und Dodo schmierten sie Vera ins Gesicht, während Cranz, leichenblaß, ihr die Arme herunterhielt, weil sie vor Schmerz um sich schlug.
    In wenigen Minuten war die Clownschminke entfernt … als Helmke noch einmal über das zuckende Gesicht wischte, mit einem frischen Handtuch, blieb etwas zurück, was alle für einen verwischten Rest Schminke gehalten hatten … eine feuerrote, aufgedunsene Haut, eine Haut, die zu platzen schien.
    »Mein Gott …« stammelte Helmke und umfaßte Vera. »Was ist denn das? Was … was ist das …?«
    Endlich kam der Arzt. Da Pelz mindestens zehn Personen auf seinem Weg zum Studio angebrüllt hatte, trafen in kurzen Abständen noch vier weitere Ärzte im Studio ein. Alle fünf waren sich einig, nachdem man Vera eine Spritze gegen die wahnsinnigen Schmerzen gegeben hatte und sie in ihrer Garderobe auf einem Sofa dahindämmerte, daß die Haut durch die Schminke zerstört worden war. Einer der Ärzte sprach es ganz klar und brutal aus. »Die Haut ist irgendwie verätzt worden.«
    »Aber das ist doch unmöglich«, stammelte der Maskenbildner, den Theo Pelz in seiner Erregung einen Verbrecher nannte und auf der Stelle fristlos entließ. »Ich arbeite mit der Schminke seit Jahren. Herr Dodo hat die gleiche Schminke. Es hat nie so etwas gegeben. Wieso kann denn die Schminke ätzen? Das ist doch Fett.«
    Der Einwand war logisch. Die Ärzte sahen sich an, rochen an dem großen Schminktopf mit der weißen Farbe und schüttelten den Kopf.
    »Was

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