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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Besucher, die nicht im voraus für ein Quartier gesorgt hatten, taten für gewöhnlich das, was Lady Phyllis jetzt tat: Sie baten, wie es ihr Recht war, um die Gastfreundschaft ihrer Gilde.
    Die Dame und ihre acht Begleiter ritten ungehindert in den großen Hof des Koerzierer-Komplexes ein. Stallknechte kümmerten sich um ihre Reittiere. Ein artiger silberner Majordomo, ruhig inmitten des Getümmels, wies der Lady und ihren Mädchen eine Suite in einem der Gästehäuser zu. Die Leibwächter wurden in die Soldatenunterkünfte geschickt.
    Felices koerzible Kraft beeinflußte den Willen des Majordomo, ohne Spuren zu hinterlassen. »Wir wollen der Hohen Fakultät der Gilde, soweit man noch wach und anwesend ist, unsere Ehrerbietung erweisen, bevor wir uns zurückziehen. Da wir aus dem schwergeprüften Finiah kommen, sehnen wir uns nach brüderlicher Unterstützung und nach Mitgefühl. Du selbst wirst uns mit Freuden in das Hauptquartier führen.«
    »Mit Freuden«, wiederholte der Mann mechanisch, »will ich selbst euch in das Hauptquartier führen.«
    Er geleitete sie aus dem Hinterhof durch die Gärten und Über die Plaza, die dem hochaufragenden Block des Turms gegenüberlag. Die Festung war mit zusätzlichen dekorativen Lichtem behängt worden und flammte buchstäblich in Blau und Bernstein. Keiner der draußen sichtbaren Tanu oder goldberingten Menschen schenkte den Neuankömmlingen irgendwelche Aufmerksamkeit. Felices Geist war offenbar von Kummer Überschattet. Von dem Knauf ihrer Raben-Standarte, die Häuptling Burke trug, flatterten lange Bänder in Silber und Schwarz, das Tanu-Symbol eines Trauerfalls.
    Sie kamen zu den Wachen am Haupteingang. Der Majordomo sagte: »Diese erhabene Dame möchte die Hohe Fakultät sprechen.«
    Die Ranghöchste hob sein großes nacktes Schwert aus blauem Vitredur zum vorgeschriebenen Gruß. »Die erhabene Dame möchte die Hohe Fakultät sprechen.«
    »Wir werden dir folgen«, sprach Felice ihm vor.
    »Ihr werdet mir folgen«, sagte der Wächter.
    Der Majordomo verbeugte sich und zog sich zurück. Felice und die anderen schritten zwischen Reihen von Grauringen in blau und goldenen Rüstungen hin, die wie hohläugige Puppen zu beiden Seiten der Eingangshalle standen. Andere Leute waren nicht in Sicht. Die bronzenen Soldatenharnische der Saboteure klirrten leise. Bei jedem Schritt, den Felice tat, klangen die juwelenbesetzten Glasschuhe auf dem Marmorboden. Sie senkte das Visier ihres Saphir-Helms. Die anderen lockerten, als hätten sie ihren mentalen Befehl vernommen, eiserne Waffen, die in goldplattierten Holzscheiden verborgen gewesen waren. Zerlegte Bogen erschienen unter den Umhängen. Zwei der Männer gaben Ersatzteile an die >Mägde< weiter, die jetzt ihre Kleider abwarfen und die darunter getragenen Halbrüstungen enthüllten.
    Sie stiegen eine große Treppe empor, und immer noch waren keine Tanu- oder menschlichen Mitglieder der Gilde zu sehen. Felice beschwor das Bild von Aikens Karte herauf und versuchte dann, ihre Position mit ihrer Fernsicht festzustellen. Aber diese Aufgabe Überstieg noch ihre Fähigkeiten, und nur Khalids Orientierungssinn verhinderte, daß sie sich in dem Irrgarten von Korridoren verliefen. Das Fernspüren und Suchen waren wie die Kreativität subtiler Dinge, die der Erfahrung bedurften, während Koerzieren und PK in der goldberingten Athletin aufgeschossen waren wie Dschungelpflanzen, die lange Zeit nach Licht und Feuchtigkeit gehungert haben und plötzlich unter tropischer Sonne und Regen üppig zu wuchern beginnen. Felice konnte ihren Führer mit Leichtigkeit kontrollieren, und ebenso mühelos wischte sie die Gedanken der dreißig anderen Grauen weg, an denen sie seit ihrem Eintritt in das Hauptquartier vorübergekommen waren. Aber jetzt...
    Eine Bronzetür öffnete sich. Eine Tanu-Frau in einem marineblauen Gewand trat in den Korridor, blieb beim Anblick der Prozession stehen und grüßte telepathisch.
    Allheil koerzibleSchwester von Ninelva und laß mich dir bei deiner Suche helfen ...
    »Peo!« rief Felice. »Ich kann sie nur für eine Sekunde halten!«
    Der große Indianer trat vor, das Gesicht unter dem bronzenen Rand seines federgeschmückten Kesselhelms ausdruckslos. Er zog ein eisernes Kurzschwert, riß die Frau mit einer Hand an sich, als wolle er sie umarmen, und senkte ihr die Spitze der Waffe durch den Brustkorb ins Herz.
    Der Wachtposten, der sie geführt hatte, stand still, ein blau und goldener Roboter, der auf Befehle

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