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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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wartet.
    »Hat sie eine Warnung abgesandt?« erkundigte sich Burke.
    »Nein«, antwortete Felice. »Zurück in den Raum hinter der Tür mit ihr, und dann nichts wie weg! Wir haben immer noch einen weiten Weg vor uns.«
    Sie trotteten den Korridor hinunter, wandten sich nach rechts und nach links und kamen durch ornamentale Türen und Eingänge, bis sich außer Khalid niemand mehr zurechtfand. Die Beleuchtung wurde matter. Gelegentlich trafen sie auf ahnungslose Wächtergruppen und ignorierten sie - und schließlich standen sie vor einer wahrhaft massiven Tür von mehr als zehn Metern Höhe, deren Flügel in getriebener Arbeit das heraldische männliche Gesicht trugen. Flankiert wurde sie von sechs Grauen in voller Rüstung aus blauem Glas.
    »Hier muß es sein«, murmelte Felice. Sie schickte ihrem nicht denkenden Führer einen koerziblen Befehl: Du wirst den Eingang zu dieser Ringefabrik öffnen.
    Ich bin unfähig das zu tun. Das kann kein Grauer.
    »Scheiße!« zischte die kleine Frau. »Tretet zurück. Hoffen wir das Beste!«
    Die sechs Wächter am Eingang schwenkten nach links und rechts und marschierten davon wie juwelenbesetzte mechanische Puppen, gefolgt von dem Grauen, der sie bis hierher geführt hatte. Felice stand mit zurückgekipptem Helm, beide Fäuste in die Seiten gestemmt, vor den riesigen Bronzeflügeln. Das polierte gelbe Metall wurde an der Stelle, wo sie zusammenstießen, grünlich, blau, purpurfleckig - und begann dann zu glühen. Felices psychokinetische Energie brachte die Moleküle des Metalls zum Vibrieren, und in dreißig langen Sekunden schmolz der feste Stoff.
    Die Nichtmetas sahen hingerissen zu; ihre Eisenwaffen hielten sie griffbereit. Die Hitze der schmelzenden Bronze und der stechende Qualm zwangen sie, sich von der kleinen Gestalt zurückzuziehen, die nun die glitzernden blauen Arme hob und dem zerstörten Portal befahl, sich zu öffnen.
    Hinter der Tür lag Dunkelheit. Felice schritt voran, ohne auf die Pfütze verflüssigten Metalls zu achten, die auf dem Fußboden rauchte.
    Azurblaue Flammen explodierten in der weiten Schwärze hinter der offenen Tür. Und dann erschien ein zweites Feuer, strontiumrot, und noch eins in Violett - lodernde Bilder in menschlicher Form, fast doppelt so hoch wie die kleine Felice. Es blitzte in Grün und Rosa-Gold und bösartigem Scharlach von den im Dunkeln lauernden Kämpfern. Es waren viele. Fünfzig oder sechzig weitere, alle in der Luft schwebend, Schwert und Schild erhoben, doch das Visier offen, damit die Saboteure die triumphierende Verachtung in den fremdartigen Augen von Nontusvels Heerschar sehen konnten.
    »Ich bin Imidol«, donnerte die Stimme des blauen Anführers. »Euer Tod.«
    Felice ließ eine Feuerkugel von drei Metern Durchmesser gegen ihn rollen. »Eisen!« kreischte sie. »Eisen! Ich lasse das Dach einstürzen!«
    Vier Explosionen erschütterten den Korridor. Die Tanu in ihren Juwelenrüstungen kamen aus dem großen Innenraum geflogen wie Racheengel. Die Invasoren verloren ihre Pfeile. Schmerzensschreie, fallende Meteore, Blitze, das tiefe Grollen einstürzenden Mauerwerks, ein Geruch nach Ozon, Staub, Schmutz, schmorendes Fleisch.
    Amerie stand mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand des Korridors. Blind von den Dämpfen und dem metallischen Gestank schoß sie ihre Pfeile wild auf die hohen glühenden Gestalten ab. Vibrationen emotionaler Energie rissen an ihrem ungeschützten Verstand. Neben dem physischen Kampf fand auch ein metapsychischer statt, doch sie, glücklicherweise normal, empfing nur seine Obertöne. Als ihr Köcher leer war, nahm sie ihren kurzschaftigen Wurfspeer in beide Hände, befahl ihre Seele Jesus und bereitete sich darauf vor zu sterben.
    Eine Wand brach mit widerhallendem Getöse zusammen -zum Glück fiel sie nach innen in die Ringefabrik und nicht in den Gang. Die mit Meta-Energie gespeisten Juwelenlampen an den Wänden waren längst erloschen. Jetzt kam das einzige Licht von den glühenden Rüstungen der Tanu, den Ausbrüchen astralen Feuers und hie und da von Lachen geschmolzener Schlacke. Die Luft war dick von Rauch. Amerie fiel auf die Knie und rang auf dem Boden nach Atem. Dinge lagen dort - zerschmetterte Kalksteinblöcke, metallene Lampenfassungen, Stücke von juwelenbesetzten und bronzenen Rüstungen und weichere dunkle Massen, die glitzerten und Flüssigkeit verströmten.
    Langsam kroch Amerie durch die qualmende Hölle. Für einen kurzen Augenblick fiel ein trüber Schein auf Uwe

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