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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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nicht meine Schuld war?«
    »Glaub mir! Es war nicht deine Schuld. Manchmal geschieht so etwas eben.«
    Stein, der neben ihr kniete, ließ sich auf seine Fersen zurücksinken, die großen hilflosen Hände mit den Handflächen nach oben gekehrt, das Bild eines erschütterten Giganten. Aber Sukey war nicht zu täuschen. Sie blickte tief in sein Inneres.
    Wenn er die Schuld nicht sich selbst geben konnte, würde er sie anderswo suchen.
    Mit Leichtigkeit hob Aiken Drum den schweren Speer Lugonns und bedrohte mit ihm den reichverzierten Kerzenleuchter. Das geschah in Mayvars Audienzsaal in der Halle der Fernwahrnehmer. Die glasige Lanze schimmerte golden, denn sie war von den letzten Resten des tarnenden blauen Lacks gesäubert worden. Das Energie-Aggregat war voll aufgeladen.
    »Nimm das für dein Yoni, Hexe!« sagte er lachend und warf sich in eine bösartige Positur.
    Mayvar lächelte nachsichtig. »Morgen, mein Leuchtender. Morgen beginnt alles. Aber denke daran, es wird fünf Tage dauern. Und du darfst den Speer erst ganz am Ende benutzen, nach Mitternacht des fünften Tages, wenn das Heldentreffen stattfindet, und auch dann nur, wenn Nodonn sich für das Schwert entscheidet. Und wenn du bis zur Begegnung mit dem Schlachtenmeister am Leben bleibst.«
    »Wenn? Wenn? Wenn?« quietschte er in gespieltem Zorn. »Du abgetakelte alte Prophetin! Verlierst du das Vertrauen in den von dir selbst Erwählten, Königsmacherin? muß ich mich dir noch einmal beweisen?«
    Er warf die Photonenwaffe hin, daß es klirrte, und stürzte sich, plötzlich nackt wie ein Fisch, auf die Vogelscheuche, die es sich auf dem Amethyst-Thron bequemgemacht hatte. Es war sonst niemand im Raum anwesend, und der Sitz der Macht war groß genug für zwei.
    »Genug ... genug!« keuchte sie und lachte, bis Tränen durch die Furchen ihrer Wangen rannen. »Laß mich wenigstens solange leben, daß ich den Triumph mit dir teilen und dir deinen Namen geben kann!«
    Er ließ sie los und tat immer noch so, als ärgere ihn ihr offenbarer Mangel an Zuversicht. Auf purpurnen Samtkissen mit gekreuzten Beinen sitzend, steckte er zwei Finger unter seinen goldenen Ring und zog. Das Metall streckte sich wie ein Gummiband und fiel so schlaff nieder wie noch weiche Bonbonmasse. Er begann mit dem Gold zu tändeln, drehte es dünner und dünner aus, legte Schlingen um die Zehen beider nackter Füße und spielte »Abnehmen« mit dem biegsamen Draht, der ein goldener Ring gewesen war.
    »Dann zweifele nur an mir, Hexe! Und ich werde dir dies dumme Geschenk zurückgeben und meinen eigenen Weg verfolgen. Wer braucht dich schon? Ich habe jetzt meinen Köcher voll angespitzter Talente und bin jedem von ihnen gewachsen! Bring die Firvulag-Spuks heran! Bring mir Thagdal und Nodonn!«
    »Wenn du König werden willst, mußt du nach ihren Regeln spielen«, stellte sie sachlich fest. »Argwöhnen sie, daß du ohne Ring voll operant bist, können sie sich immer noch gegen dich verbünden. Und so stark du geworden bist, mein Leuchtender, die geballten Geisteskräfte der Heerschar würden dich töten, wenn sich ihre Mitglieder entsprechend motiviert fühlen.«
    »Die Kämpfer sind begeistert von mir. Und die Damen finden mich entzückend!«
    »Aber die Heerschar verbreitet Gerüchte. Man sagt, du hättest mit Gomnol und mit Felices Saboteuren konspiriert. Man sagt, dein ungeschicktes Vorgehen habe zur Schließung des Zeitportals geführt. Man sagt - und das ist weit gefährlicher -, du würdest dich mit der operanten Frau Elizabeth paaren und hier im Vielfarbenen Land eine Rasse voll operanter Menschen zeugen.«
    »Ich und die Eis-Lady? Bei dem Gedanken allein wird mir übel!«
    Er sprach die höhnischen Worte im gleichen kecken Ton, aber das goldene Gespinst schmolz wieder zu einem Band, das er sich um den Hals legte. Er schlüpfte in seinen Anzug mit den vielen Taschen. »Aber du magst recht haben, wenn du dieses Gerede für gefährlich hältst. Nur gut, daß Elizabeth auf dem Sprung ist, ihre Sachen zu packen und abzufahren. Ich verstehe Überhaupt nicht, warum sie so lange geblieben ist. Es sei denn, wir sind ihr doch nicht völlig gleichgültig.«
    »Denk nicht an sie!« Die Alte tätschelte seinen Kopf. »Denk an nichts anderes als den Wettstreit. Deine Teilnahme an den Eingangsspielen dürfte kein besonderes Risiko darstellen. Und keiner darf dich zur Manifestation der Kräfte herausfordern, wenn ich dich zum Zweiten Fernwahrnehmer ernenne. Beginnt jedoch die Hohe Mêlée, wirst du

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