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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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der schwellende rote Stoff stieß heiße Restluft aus. Ein normaler Mensch hätte eine Leine ergriffen und wäre hinausgesprungen, um die noch steife Hülle zu sichern oder völlig von Luft zu befreien. Aber Felice mit ihrer Meisterklasse-Psychokinese senkte das Ding einfach mittels Geisteskraft. Die Berührung eines Knopfes löste die Entleerung der strukturellen Glieder der Hülle aus. Innerhalb weniger Minuten hing der Dekamol-Beutel des roten Ballons ordentlich an einer Seite der Gondel, flach und luftleer.
    »Alles aufwachen!« rief Felice munter. »Zeit zum Frühstücken!«
    Bryan war in einer komfortablen Suite im obersten Stockwerk des Hauptquartiers der RedaktionsGilde gefangengehalten worden. Das Schlafzimmer war fensterlos und in die Flanke des Berges hineingebaut. Doch das Wohnzimmer hatte einen Balkon mit Blick Über den südlichen Teil Muriahs und die Obstgärten, Olivenhaine und Vorstadt-Villen, die sich vom Rand der Stadt bis zur Spitze der Landzunge erstreckten, wo Bredes Häuschen stand. Dahinter krümmte sich die Weiße Silberebene. Den Wettstreit konnte Bryan natürlich nicht sehen. Das Feld für den rituellen Krieg lag beinahe drei Kilometer entfernt und unterhalb des Randes der Halbinsel. Aber als die Sonne höherstieg, wurden gelegentlich Lichtblitze von spiegelnden Gegenständen zurückgeworfen, und hin und wieder, wenn der Wind sich drehte, meinte er, ferne Geräusche von Donner und Musik zu hören.
    Um die Wahrheit zu sagen: Dr. Bryan Grenfell war schwer enttäuscht, daß er den Großen Wettstreit verpaßte, obwohl ihm der finsterschöne Culluket erklärt hatte, er werde später bei der Festlichkeit eine ganz besondere Rolle spielen und müsse deswegen der Bühne fernbleiben, bis seine Zeit gekommen sei. Aber fast jeder Anthropologe betrachtet ein rituelles Spektakel mit Entzücken, und Bryan, dessen Spezialgebiet ihn für gewöhnlich beim eifrigen Studieren von Statistiken und anderen weniger farbigen Manifestationen der Kultur festhielt, war im Grunde närrisch auf ein eindrucksvolles Schauspiel. Er hatte sich auf diesen stilisierten Kampf zwischen den fremden Rassen gefreut... aber hier saß er einsam und allein auf dem Balkon und trank helles Glendessary, und die Sonne war immer noch auf der falschen Seite der Ranock. Währenddessen war so gut wie jeder andere menschliche oder fremde Einwohner Muriahs draußen und rief Beifall bei den einleitenden Sportereignissen, die unten auf dem glitzernden Salz stattfanden.
    Sie kam durch die geschlossene Tür, sah ihn und lachte.
    »Mercy!«
    »Ah, dein Gesicht, mein Geliebter! Dies liebe, erstaunte Gesicht!«
    Sie lief auf ihn zu, kirschrotes und goldenes Spinngewebe flatterte hinter ihr her, und faßte sein Gesicht, um ihn zu küssen. Ihr verdrahteter und mit Juwelen besetzter Kopfputz war so kunstvoll, daß Bryan das Gefühl hatte, zusammen mit ihr in einem phantastischen Vogelkäfig gefangen zu sein, wo baumelnde Ornamente klingelten und klirrten. Das kastanienbraune Haar von einer goldenen Kapuze bedeckt, wirkte sie unvertraut, fremd: Lady von Goriah, Gemahlin des gottähnlichen Schlachtenmeisters, Anwärterin auf das Präsidentenamt der Kreatoren - all das konnte sie ¡eicht sein. Aber wo war seine Dame, die vorüberkam?
    »Wirrkopf«, sagte sie. Es schnappte, und sie stand verwandelt da, gekleidet in das einfache lange Gewand des Porträts, das er an seinem Herzen getragen hatte.
    »Und ist das besser?« fragte sie. »Kennst du mich jetzt?«
    Er schloß sie in seine Arme, und es war (wieder) wie immer, das Emporschweben ins Licht und der unvermeidliche Fall in die Dunkelheit, aus der er jedes Mal ein bißchen später zurückkehrte.
    Sie setzten sich draußen auf einen Überdachten Diwan, als er sich erholt hatte, und er erzählte ihr, wie er mit Hilfe des Porträts nach ihr hatte suchen wollen und wie merkwürdig die Leute, denen er es zeigte, reagiert hatten. darüber lachten sie.
    »Ich versuchte, mir dein Leben im Pliozän vorzustellen, als mir der Computer damals in der Auberge dein Porträt gab«, fuhr er fort. »Du und dein Hund und die Schafe und die Erdbeerpflanzen und alles. Ich stellte mir dich in irgendeiner idyllischen Pastorale vor ... und ich fürchte, es hat sogar Zeiten gegeben, wo ich Daphnis war, und du warst Chloä, so dumm war ich.«
    Von neuem lachten sie, und dann küßte sie ihn.
    »Aber es war ganz und gar nicht so«, fuhr er fort. »Wie war es wirklich?«
    »Du möchtest es unbedingt wissen?« Die meeresfarbenen

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