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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Augen opalisierten an diesem Tag und waren von der Ekstase noch ein bißchen verschleiert. Als er nickte, berichtete sie ihm, wie es gewesen war - wie der Tanu-Prüfer in der Torburg erst staunte, dann erschrak Über die Resultate der mentalen Bestandsaufnahme, die das gesamte Establishment in Aufregung versetzten. Wie ihr die noch nie dagewesene Ehre zuteil wurde, nach Muriah geflogen zu werden, wo die Mitglieder der Hohen Tafel ihr enormes kreatives Potential persönlich bestätigten.
    »Und es wurde entschieden«, sagte sie, »daß ich, nachdem ich mit der Gnade des Thagdal gefüllt worden war, zu Lord Nodonn gehen würde. Er kam, mich abzuholen, und seine Absicht war, mich zu einer weiteren seiner menschlichen Damen zu machen. Doch als wir uns gegenüberstanden ...«
    Ein Lächeln winterlicher Befriedigung zuckte um Bryans Lippen. »Zauberin.«
    »Nein ... aber er vermochte in meinem Gehirn die Unterschiede zu sehen. Auch Liebe war dabei. Nur hätte Nodonn mich nicht allein aus Liebe zu seiner wahren Gemahlin gemacht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Bryan trocken, und wieder lachte sie.
    »Er und ich sind nicht so romantisch wie du, lieber Bryan!«
    Nicht so menschlich, höhnte eine Stimme tief in seinem Inneren.
    Mercy sagte: »Als wir in seiner Domäne Goriah eintrafen, hatten wir uns einander angelobt. Es war eine Märchenhochzeit, die die Erfüllung jedes wundervollen Traums zu sein schien, den ich je gehabt hatte. Ah, Bryan! Wenn du das hättest sehen können! Alle in Rosenfarben und Gold gekleidet, und die Blumen und das Singen und die Freude ...«
    Er hielt sie fest an seine Brust gedrückt und blickte Über ihren Kopf hinweg zum Horizont, wo die Lichtblitze zuckten. Er wußte, er starb an ihr, und daß es nichts ausmachte. Der Elfenliebhaber bedeutete nichts, ihre metapsychischen Kräfte bedeuteten nichts, es bedeutete nicht einmal ihr bevorstehender Aufstieg zur Hohen Tafel des Tanu-Adels etwas. Mit einem kleinen Teil ihres Herzens liebte sie ihn, und sie hatte versprochen, er dürfe bis zum Ende bleiben.
    Sie unterbrach seine Gedanken mit einer drolligen Alltäglichkeit. »Deirdre hat Junge bekommen! Vier sind es, und sie treiben sich im ganzen Palast herum, die kleinen Teufel, schneeweiß und zu nichts als Unsinn aufgelegt. Glücklicherweise lieben wir Tanu Hunde.«
    Er brach in Gelächter aus, und das holte ihn zurück in das immer noch unwahrscheinliche Hier und Jetzt eines strahlenden Morgens am 31. Oktober, sechs Millionen Jahre vor ihrer beider Geburt.
    »Soll ich dir die Spiele zeigen?« fragte sie. »Ah, nein, Lieber«, kam die schnelle Erklärung hinterher, »ich kann dich im Augenblick nicht hinunter zur Weißen Silberebene bringen. Aber ich kann Bilder des Geschehens projizieren, die wir uns gemeinsam ansehen wollen. Das wird ganz so sein wie eine verbesserte Drei-D-Sendung mit allen Empfindungen. Ich brauche erst morgen zu den anderen zurückzukehren, wenn die Manifestation der Kräfte stattfindet.«
    »Und du wirst gegen Aluteyn kämpfen?«
    »Ja, mein Lieber. Und ich werde ihn besiegen, hab keine Angst. Der arme Mann ist alt, Über dreitausend, und müde. Seine Zeit ist gekommen. Er hat Nodonn so gut wie eingestanden, daß er sein Leben gern opfert.«
    »Wird der Thagdal ebenso denken?« fragte er sie. »Aiken und Nodonn werden sich in diesem Wettstreit als Gegner gegenüberstehen. Ganz gleich, wer von beiden gewinnt, der Sieger muß den König selbst herausfordern. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Nodonn den Thagdal nach einem Sieg Über Aiken Drum weiterhin schonen wird.«
    Mercy wandte die hellen Augen ab. »Sicher nicht. Wenn mein Lord siegt - und er muß siegen! - wird er König werden und die alten Bräuche wiederherstellen. Die Entwicklung ist ... zu weit fortgeschritten, als daß er einen anderen Kurs noch in Erwägung ziehen könnte.«
    Einen bloßen Augenblick gewann der Wissenschaftler in ihm die Oberhand. »Mercy, es ist unmöglich, die alten Bräuche wiederherzustellen. Die Ankunft der Menschen, die Verfälschung der Tanu-Kultur durch unsere Technologie, die Vermischung der Rassen - das kann man nicht rückgängig machen! Nodonn muß das einsehen.«
    »Still, Bryan! Schluß mit diesen unheilverkündenden Reden!« Sie bewegte die Hand, und das ferne Turnier erwachte mitten in der Luft hinter der Balkonbrüstung zum Leben. »Sieh nur! Wir wollen uns die Spiele gemeinsam ansehen, und dazwischen wirst du mich vor Aufregung immer wieder lieben. Aber fürchte nicht, daß dein

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