Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
sicherer als in Bor deaux, Steinie«, sagte Sukey. »Es ist noch nicht zu spät, den Weg dahin zu finden.«
    »Ich glaube, ich habe verstanden.« Felice nickte. »Sobald wir eine gehörige Flutwelle hinter diesen weichen Damm gebracht haben, erst dann reiße ich das Ding auf.«
    »Wenn du die Gigawatts dazu hast, kleines Mädchen.«
    »Warte es ab, großer Junge! Bist du sicher, daß der Damm halten wird, bis ich bereit bin, ihn zu zerblasen?«
    »Er sah so aus. Und wenn du so gut bist, wie du behauptest, könntest du ihn immer noch reparieren, falls er zu früh brechen sollte.«
    »Kaleidoskopisch! Schnell zum Fjord, und dann zeige ich dir, wie gut ich bin!« Felice manipulierte den Hitzegenerator. Der Ballon stieg mit großer Geschwindigkeit.
    »Möglich, daß sie Felice nicht in die hohle Erde einlassen wollen, Steinie.« Sukey machte ein ängstliches Gesicht. »Gewalttätigkeit ist im friedlichen Reich von Agharta nicht erlaubt. Nur Freundlichkeit. Doch was soll aus ihr werden, wenn wir sie nicht mitnehmen? Arme Felice ... ganz allein mit den Toten!«
    Stein faßte seine Frau bei den Schultern und drückte sie sacht hinunter. »Du ruhst dich eine Weile aus, Sue. Vielleicht schläfst du ein bißchen. Mach dir keine Gedanken um Felice oder die hohle Erde! Von jetzt an werde ich mich um alles kümmern.«
    Sukeys Lippen zitterten. »Es tut mir leid, daß du nicht mitkommen kannst, Felice. Steinie ist im Augenblick ganz anders. Sonst ist er sanft und gut. Er paßt in das Reich der hohlen Erde. Aber du nicht... Laß uns jetzt gleich nach Agharta gehen, Stein. Ich möchte nicht mehr länger warten.«
    »Bald«, versicherte er ihr. »Versuch zu schlafen!« Er machte es ihr auf dem Boden der Gondel so bequem wie möglich.
    Felices kreative Metafunktion beschwor zwei Luftmassen unterschiedlichen Drucks herauf. Ein Wind begann vom Atlantik her zu blasen, und trug den Ballon genau auf den Fjord zu. Felices Augen leuchteten. »Wenn ich fest in die Pedale trete, Steinie, können wir vor dem Mittagessen hin und zurück sein. Bist du ganz sicher, daß dein Plan funktioniert?«
    »Wenn dieser Klinkerdamm bricht, wirst du die Großmutter aller fürchterlichen Springfluten durch diese enge Südliche Lagune brausen sehen. Die Sintflut war rein gar nichts dagegen.«
    Sukey vergrub ihren Kopf in den Armen. Ein einziger Hoffnungsfunke schimmerte durch ihren Alptraum. Elizabeth! Mit diesem neuen goldenen Ring mochte es möglich sein, sie ...
    Idiotin! (Sukeys Verstand wankte.) Meinst du, ich hätte nicht damit gerechnet, daß du etwas derartiges versuchst? (Du kriegst mich nicht - ich laufe davon!) Ich habe dich so dicht abgeschirmt, daß du nicht einmal spucken könntest, ohne daß ich es dir erlaube! (Und da, wo ich hingehe, wirst du mich niemals fangen.) Du willst sie warnen, was? Du kleine Heuchlerin! Ganz tief unten in deiner dummen Tugendhaftigkeit wünschst du dir das ebenso sehr wie wir! (Nein, nein, nein!) Ja, ja, ja!
    Flucht ...
    Sukey versuchte, Stein mitzunehmen. Aber er trug keinen Ring mehr. Sie konnte ihn nicht länger mitziehen wie ein Kind. Sie konnte ihn nur bitten, mit Nonmeta-Vernunft argumentieren und hoffen, daß er seine Meinung änderte und ihr folgte, wenn sie sich zurückzog.
    Da unten mußte der Weg nach Agharta immer noch offen sein.
    Es war etwas, das ihn beschäftigt hielt, und er brauchte sich dabei nicht auf seinen primitiv geschienten gebrochenen Beinen zu bewegen. Deshalb verbrachte Basil den größten Teil seiner wachen Stunde damit, mit einem Vitredur-Löffel an der soliden Felswand ihrer Gefängniszelle zu kratzen.
    Am siebten Tag hatte er eine Rille von etwa fünfzehn Zentimetern Länge, vier Zentimetern Höhe und einem Zentimeter Tiefe geschafft. Häuptling Burke hatte ihm in einem seiner letzten klaren Augenblicke geraten: »Arbeite weiter! Wenn du durchbrichst, können wir einen Brief aufgeben: >Hilfe. Ich bin in einem Verlies im Inneren der Erde gefangene«
    Aber das war so ungefähr das Ende der tapferen Witzeleien und des Ohrensteifhaltens, denn Burke begann zu delirieren, redete Basil als »Herr Verteidiger« an und brüllte Tiraden, die offenbar seinen geistreicheren Ausführungen vom Richterstuhl aus entstammten. Amerie war in ihren Phantasien weniger geräuschvoll, nur neigte sie zu den blutdürstigeren Psalmen, wenn der Schmerz in ihren eiternden Brandwunden sich verschlimmerte. Am zehnten Tag ihrer Gefangenschaft waren die Nonne und der große Indianer hilflos und unfähig zu sprechen.

Weitere Kostenlose Bücher