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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Reling der Gondel. Der rote Ballon, von der PK des Mädchens bewegungslos gehalten, schwebte 300 Meter Über dem Kamm des Isthmus von Gibraltar. Die Gipfel waren von Erosion abgerundet. Zedern wuchsen in den Tälern der westlichen Flanken. Auf der Atlantik-Seite der Landbrücke gab es Dünen und welliges Grasland, doch auf der Mittelmeer-Seite war der Isthmus unfruchtbar und fiel unheimlich steil mit scharfen Graten ab. Unten lag ein Wirrwarr von großen verstreuten Blöcken, und dann führten glattere Sedimente zum Alborän-Becken.
    »Die Anzeigen für Bodenfreiheit und Höhenmessung geben an, daß dieser Gibraltar-Kamm nur zwei-sechzig-acht hoch ist«, sagte Felice. »Wenn du recht damit hast, daß der Isthmus von Höhlen durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse, sollte ich fähig sein, ihn zu zerbrechen. In meinen Augen ist er längst reif, aus natürlichen Ursachen zu zerkrümeln. Und diese östliche Flanke reicht weit bis unter den Meeresspiegel.«
    »Wir konnten Gibraltar von meinem Satelliten aus sehen«, warf Sukey ein. Sie lächelte in den blauen, wolkenlosen Himmel hinein. »der Ort, wo Europa Afrika küßt, nannten wir es. Was die Erde anging, waren wir sehr sentimental.«
    Felice ignorierte sie. »Wo wäre die beste Stelle für meinen ersten Schuß, Steinie? Mach dir keine Sorgen, daß die Schockwelle den Ballon treffen könnte. Ich werde einen Schild in Form einer großen Blase um uns spinnen. Soll ich vielleicht diese kleine vorspringende Landzunge wegblasen?«
    »Nicht so hastig, Dummkopf!« rief er aus. »Willst du eine richtige Springflut haben? Oder nur ein langsames Geriesel wie eine sich füllende Badewanne, das ihnen eine Menge Zeit zur Flucht ließe?«
    »Hast du meinen Satelliten am Nachthimmel gesehen, als du in Lissabon gearbeitet hast, Steinie?« fragte Sukey. »Über der Welt so hoch?«
    »Hydraulischer Druck!« Stein schlug mit der linken Faust in die rechte Handfläche. »Das ist es, was wir brauchen, Mädchen! Eine große Menge Wasser. Eine gewaltige Flutwelle, die durch die Südliche Lagune auf die Weiße Silberebene kracht und das Schlachtfeld schnell zudeckt!«
    »Genau das, was ich mir vorstelle«, erwiderte Felice. »Ich werde den Isthmus an vielen verschiedenen Stellen sprengen. Die Lücke muß sich erweitern und viele Milliarden Tonnen Wasser einlassen. Herr des Himmels, der ganze Atlantik schiebt nach!«
    Sukey sagte: »Die meisten von uns auf ON-15 verbrachten viel Zeit damit, die Erde anzusehen. Besonders die Leute, die niemals dort gewesen waren. Satelliten-Bewohner der vierten Generation wie ich. Merkwürdig, daß wir das so gern taten, nicht wahr? Wir hatten alles, was wir uns nur wünschen konnten, in unserm schönen Satelliten.«
    »Kleines Fräulein Neunmalklug! Selbst wenn du die Verwerfungsspalten triffst, wenn du eine größere Senkung erwischst, kriegst du hier für den Anfang niemals eine Öffnung zustande, die breiter ist als fünf, sechs Kilometer. Okay! Das Wasser spritzt hindurch, und du hast den höllischsten Wasserfall der Geschichte. Aber Muriah liegt beinahe tausend Kilometer weiter weg! Und du hast diesen dicken Otto von einem Trockenbecken zwischen hier und Alborän gesehen.«
    »Du meinst - es würde die Flutwelle schlucken?«
    »Unser schöner Satellit. Wo auch immer man auf der inneren Oberfläche des Zylinders stand, war die Mittelachse oben. Er drehte sich, um Schwerkraft zu simulieren«, sagte Sukey. »Seine Seltsamkeit machte Besucher von der Erde manchmal verrückt! Aber wir waren daran gewöhnt. Das menschliche Gehirn ist ein anpassungsfähiger Organismus. Er paßt sich an beinahe alles an.«
    »In diesem verdammten Becken würde unsere Flutwelle toter liegenbleiben als ein Samstagabend in Peoria! Deshalb fang nicht damit an, den Isthmus zu sprengen, Baby. Erst müssen wir zurück und den Fjord versiegeln. Kapiert?«
    »Eine zweite Flutwelle erzeugen?«
    »Richtig. Ist der Fjord zu, bildet die alte vulkanische Linie zwischen der Costa del Sol und Afrika einen natürlichen Damm. Eine Art Schwelle, vielleicht zweihundertfünfzig Kilometer von Nord nach Süd - aber nicht sehr breit, nicht sehr hoch. Die Marsch liegt westlich davon und nimmt das Wasser von diesem spanischen Fluß auf. Der Fjord ist - vielleicht hundert Meter tief? Wenn wir ihn verstopfen, erhalten wir also einen langen, langen Damm! Und der ist nicht aus hartem Fels gemacht wie Gibraltar. Nur lose Asche und Schlacke und Lavabrocken.«
    »Innerhalb der hohlen Erde wäre es viel

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