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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Befehl:
    jetzt!
    »Wach auf, Bryan! Kannst du mich hören? Wach jetzt auf!«
    Der Traum von Dunkelheit begann zu verblassen, diese Höhle, die ihn mit süßer und schrecklicher Endgültigkeit verschluckte. Er öffnete die Augen, und da waren Fred und Mario, die Silberring-Redakteure, die seine Wächter gewesen waren. Und da war Creyn, der gerade ein kleines goldenes Räuchergefäß absetzte, aus dem träge beißende Dämpfe aufstiegen.
    »Ich bin ganz in Ordnung«, sagte Bryan. (Aber ich werde gleich wieder in die dunkle Höhle zurückkehren.)
    Die tiefliegenden fremden Augen mit ihren durch und durch blauen Pupillen waren jetzt ganz dicht vor ihm. »Tana sei Dank, Bryan! Wir haben um Sie gefürchtet.«
    Der gute alte Creyn machte sich Sorgen. Aber warum? Sie hatte versprochen, zu ihm zu kommen.
    »Sie haben drei Tage lang geschlafen, Bryan.«
    »Das spielt eigentlich keine Rolle.«
    »Nein«, stimmte der Tanu-Heiler freundlich zu. »Das glaube ich auch nicht. Aber nun müssen Sie aufstehen und sich vorbereiten. Mario und Frederic werden Ihnen helfen, sich schicklich anzuziehen. Es ist Zeit für Sie, das Redaktionshaus zu verlassen. In einer Stunde, wenn die Sonne untergeht, haben wir die zweite Pause vor der Nacht. Die gesamte Tanu-Kampfgesellschaft wird sich zu einem außergewöhnlichen Konklave versammeln. Sie sind auf die Weiße Silberebene befohlen worden.«
    Bryan brachte ein kleines Lächeln zustande. »Noch eine befohlene Darbietung vor den ehrfurchtgebietenden Majestäten? Ich sollte meinen, sie hätten in diesen Tagen ... interessantere Unterhaltung als die, die ich ihnen bieten kann.«
    »Nodonn hat Ihr Erscheinen befohlen«, antwortete Creyn. Er streckte eine ganz mit Ringen bedeckte knochige Hand aus und berührte leicht die Finger des noch immer liegenden Anthropologen. »Sie tragen keinen Ring, und deshalb kann ich Sie nicht in voller Gemeinsamkeit erreichen. Ebensowenig könnte ich Sie heilen, wenn dies erlaubt oder möglich wäre. Sie sind sich nicht bewußt, was Sie getan haben, und wenn Tana Ihnen gnädig ist, werden Sie es auch nie erfahren. Also gehen Sie, Bryan! Empfangen Sie Ihr letztes Geschenk! Leben Sie wohl!«
    Bryans erstaunter Blick folgte dem Fremden zur Tür der Suite. Und dann war Creyn gegangen, und Fred und Mario halfen ihm in das luxuriöse Badezimmer.
    »Sie haben mir gar nicht zugehört!« Bestürzt sank Thagdal auf seinen Thron zurück.
    Der Bankett-Pavillon war ein Wirrwarr von sich widersprechenden Gedanken und Ausrufen. Niemand saß mehr ordentlich am Tisch. Die Anwesenden waren hinaufgesprungen und hielten improvisierte Ansprachen oder versammelten sich um diesen und jenen Champion. Sie diskutierten und stritten Über die bemerkenswerten Ereignisse des Tages, daß die Tanu, als schon keiner mehr damit rechnete, aufgeholt hätten, und was - oder wer - dafür verantwortlich sei, und dabei tranken sie heroische Mengen Alkohol.
    »Ich finde, es war eine schöne Rede, Lieber«, versicherte Nontusvel ihm. »Die Meinungsverschiedenheiten zu vergessen und alle zusammenzuarbeiten. Was könnte logischer sein?«
    Der König antwortete nur mit einem hohlen Lachen und trank aus dem vergoldeten Schädel. Mißmutig starrte er in die eingelegten Karbunkel-Augen.
    »Erinnerst du dich an diesen guten alten Jungen? Maglam Runzelfleisch. Sohn der häßlichsten Mutter aus dem ganzen Firvulag-Stamm, und kämpfte wie ein Irrer. Schließlich schoß ich ihn durch den Magen, nachdem wir uns drei geschlagene Stunden lang beim Heldentreffen geprügelt hatten. Das war noch Kampf! Anders als dies Verbergen und Umherschlei-
    chen und diese schmutzigen Tricks. Aber heute! - der Feind kämpft schmutzig, und wir tun desgleichen. Und falls kein Wunder geschieht, wird der schmutzigste Betrüger von allen als König des Vielfarbenen Landes enden.«
    »Da ist Nodonn«, sagte Nontusvel leise. »Er hat... jemanden mitgebracht.«
    Der König blickte auf und äußerte etwas, das ein bißchen blasphemisch klang. »Ich hätte mir denken können, wer den Anthropologen versteckt hielt! Meine Jungen haben die ganze Stadt und halb Aven durchgekämmt und konnten kein Haar von ihm finden.«
    Nontusvel betrachtete ihren Mann voll Kummer. »Aber sie haben den armen Ogmol gefunden, nicht wahr?«
    Der königliche Bart sprühte unheilverkündend. »Du bist naiv, Nonnie! Ich versuchte, uns alle zu retten!«

9
    Die Ankunft des Schlachtenmeisters rief Jubelrufe der Tausende von Festgästen und ein einzelnes unverschämtes Nyaa

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