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Der goldene Ring

Der goldene Ring

Titel: Der goldene Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Gefangener der Tanu war. Doch später, nach meiner Flucht, habe ich auch große Freude erfahren. Ich habe gelernt, daß man Glück im Dienst an anderen zu finden vermag. Ohne Sie, ohne Ihr Zeitportal hätte ich meine Tage so selbstsüchtig beendet, wie ich die meisten von ihnen durchlebt habe. Vielleicht bin ich immer noch ein Narr. Aber ein Narr, der gute Freunde und echten Frieden kennengelernt hat.«
    Madame senkte den Kopf. »Trotzdem werde ich meinen eigenen Frieden erst finden, wenn ich so gesühnt habe, wie ich es muß. Die Versklavung der Grauen und Silbernen muß ein Ende nehmen. Und das Zeitportal muß geschlossen werden. Wir haben hier in Finiah einen Anfang gemacht - aber ich werde das Werk vollenden oder sterben!«
    Sie begann heftig zu husten, und ihr Gesicht wurde bläulich-weiß.
    »Gottverdammt nochmal«, brummte Burke. Er hob Madame hoch und trug sie zu dem Feldlazarett, einem großen Zelt aus Dutzenden von Durofilm-Planen, die mit ihren Reißverschlüssen zu einem Pavillon mit abgeschirmten Seiten zusammengefügt waren.
    »Setzen Sie mich ab, Peo! Mir fehlt nichts.« Sie zappelte in seinen Armen.
    Kawai lief voraus und kam mit einem dunkelhäutigen Mann zurück, der müde Augen hatte und ein Stethoskop bereithielt. »Legt sie auf den Brettertisch!« befahl der Arzt. Er untersuchte die Lungen der alten Frau. »Wenn Sie nicht auf sich aufpassen, werden Sie in Ihrem eigenen Schleim ersticken! Haben Sie verstanden? Haben Sie die Drainage-Übungen gemacht, die Amerie Ihnen verschrieben hat?«
    »Sie sind unwürdig.«
    »Maschallah! Wollen Sie wohl auf die Frau hören?« Er kratzte eine gereizte Hautstelle unter seinem Adamsapfel, wo der graue Ring gesessen hatte. »Ihr Männer - redet ihr Vernunft ein!«
    Er nahm eine Minispritze und setzte sie an ihr Schlüsselbein.
    »Das wird ein bißchen helfen. Aber nur Ruhe ermöglicht es Ihrem Körper, diese Flüssigkeit aus den Lungen zu bekommen. Werden Sie jetzt brav sein?«
    Madame sagte: »Hélas, Jafar chérie! Da sind Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit erfordern.« Seine Proteste ignorierend, stieg sie von dem Tisch und machte einen Rundgang durch das Lazarett, wo die meisten Gesichter sie freundlich ansahen. Eine unübersehbar schwangere Frau, die in den Überresten einer herrlichen Hoftoilette auf einem Bett lag, ergriff Madames Hand und küßte sie.
    »Gott sei Dank, daß Sie uns befreit haben.« Die Frau begann zu weinen. »Zwölf Jahre. Zwölf Jahre in einem unaufhörlichen Alptraum - und jetzt ist er vorbei.«
    Madame lächelte und löste ihre Hand behutsam aus dem Griff der Frau. »Ja, für Sie ist er vorbei, liebes Kind. Sie sind frei.«
    Die Frau zögerte. »Madame ... was soll ich mit ihm tun, wenn es kommt? Da sind noch weitere Frauen, die ihre Kinder tragen. Ich stehe zu kurz vor der Entbindung. Aber die anderen ...«
    »Sie müssen Ihre eigene Wahl treffen. Die Grundsätze meines Glaubens würden mir raten, das Kind auszutragen. Schließlich ist es unschuldig. Danach ... ist die weiseste Maßnahme vielleicht die der Tanu.«
    Die Schwangere flüsterte: »Ich soll es ihnen zurückgeben?«
    »Die Firvulag werden Ihnen helfen.« Madame hob den Blick zu dem Arzt. »Sie werden dafür sorgen, wenn es das ist, wofür sie sich entscheidet?«
    »Das werde ich.«
    Die alte Frau beugte sich vor und küßte die werdende Mutter auf die Stirn. »Ich muß jetzt auf eine lange Reise gehen. Wollen Sie für mich beten ... für meine sichere Ankunft an meinem Bestimmungsort?«
    »O ja, Madame. Und ich werde es auch den anderen sagen.«
    Mit einer kleinen Abschiedsgeste wandte sich Madame Guderian ab. Der Arzt folgte ihr bis zur Tür des Zelts, wo Kawai und Häuptling Burke warteten.
    »Sie sind jetzt in Ihren Händen, Jafar chéri. Sie und Lucy und Lubutu müssen sich um sie kümmern, denn Amerie wird mit uns nach Süden gehen.«
    Der Arzt wiegte bestürzt den Kopf. »Sie sind immer noch entschlossen zu gehen?« Hilflos sah er Burke an. »Es ist Wahnsinn!«
    »Ich muß meinen Plan ausführen«, sagte sie fest. »Wir brechen morgen in aller Frühe auf. Der Waffenstillstand dauert nur noch drei Wochen, und es ist keine Zeit zu verlieren.«
    Burke bat: »Wenn Sie schon nicht an Ihr eigenes Wohlergehen denken, so Überlegen Sie doch einmal, was aus uns übrigen werden soll! Aus uns, die wir gezwungen sein werden, uns um Sie zu sorgen und uns Ihrer anzunehmen! Amerie würde wahrscheinlich vernünftig sein und im Dorf bei den Verborgenen Quellen bleiben, glaubte

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