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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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gerade schweißtreibenden, athletischen, knochenverdrehenden chemischen Restmüll-Sex gehabt.
    Der wonnige Schlummer fällt von ihm ab. Joe liegt da und blickt zu Pollys Schlafzimmerdecke hinauf, dann schaut er sie an. Ihr Gesicht ist im Ruhezustand wunderschön, und nur eine Andeutung von Schalk spielt um ihren breiten Mund. Sie schnuppert, und Joe verspürt den Drang, seine Nase an ihren Hals zu schmiegen und sie mit seinen Lippen aufzuwecken. Er begnügt sich damit, ihren Duft einzuatmen, und schließt für einen Moment die Augen.
    Etwas später wacht er wieder auf und stellt fest, dass sie sich auf die Seite gedreht hat. Die geschwungene Celloform ihres Rückens liegt frei, und sie stößt einen leisen, glücklichen Ton aus. Zufrieden, aber nun doch vollständig wach, schlüpft er aus dem Bett und wandert herum. Auf ihrem Bücherregal: eine großzügige Auswahl an Kriminalromanen, einiges von P. G. Wodehouse und eine Sammlung von Erotika, die sich durch ihren Umfang und ihre Raffinesse auszeichnet.
    Er stellt den Wasserkocher an, da er vorhat, ihr Tee zu kochen, und wirft gedankenverloren einen Blick auf das Nokia-Handy, das er widerwillig und nur aus beruflichen Gründen mit sich herumträgt. Das Bild eines Briefumschlags wird in der grauen Ecke des Displays angezeigt: Voicemail. Er drückt den Hörerknopf mit dem Daumennagel und runzelt unzufrieden die Stirn. Dieses Telefon scheint – wie alle heutzutage – für einen Elfen oder Kobold hergestellt worden zu sein. Für eine Polly Cradle vielleicht. Er kommt sich vor wie ein Troll. Wie ein böser, riesiger Troll in seiner Höhle. Er hat eine Jungfrau entführt und geschändet. Grr. Arrrg. Bald werden die Dorfbewohner mit Mistgabeln in den Händen auftauchen und für Vergeltung sorgen.
    Er denkt an die Gestalten, die ihn besucht und später auf ihn gewartet haben. Schatten. Inquisitoren.
    Ruskiniten.
    Er hört sich die Nachricht an.
    »Joseph? Joseph, ich bin’s, Ari, vom Laden an der Ecke. Du wirst gerade ausgeraubt! Oder du hast deine Miete nicht bezahlt. Hier sind Leute mit einem Lieferwagen. Die nehmen alles mit. Oder ziehst du um? Du hast mir nichts davon erzählt. Ich weiß nicht, ob ich die Polizei anrufen soll. Was soll ich machen? Meine Tochter hat Angst. Sie sagt, sie hätte hinten auf dem Lastwagen eine Hexe gesehen, eine Spinnenhexe ganz in Schwarz. Das sieht hier alles gar nicht gut aus. Ich denke, du solltest herkommen. Oder ruf mich bitte an, Joseph.«
    »Ach je«, sagt Polly Cradle einige Augenblicke später, »ich hatte geglaubt, wir könnten diesen Teil vermeiden.«
    Joe, auf frischer Tat – oder besser auf frischer Flucht – ertappt, als er gerade dabei ist, komplett bekleidet durch die Tür zu treten und ihr Haus zu verlassen, läuft von Kopf bis Fuß rot an.
    »Der ganze Sinn unserer Unterhaltung bestand darin, dir klarzumachen …« Einige verwuschelte Haarsträhnen hängen ihr ins Gesicht, unter denen sie ihn mehr beunruhigt als wütend anblickt. Wie sehr sie sich auch darüber ärgern mag, ihn beim Davonschleichen zu erwischen, es dringt offenbar nicht bis ins Innerste vor. Dort rumort bereits zu viel, das noch schlimmer ist – eine Art Verwirrung, die aus gänzlich unerwarteten Beobachtungen herrührt. Einen Augenblick später schnippt sie mit den Fingern und wirft ihm einen finsteren Blick zu.
    »Ach du heilige Scheiße!«, sagt sie. »Was bin ich dämlich. Du rückst gar nicht vor mir aus, sondern vor Mercer. Du wolltest gerade all die Dinge tun, die er dir untersagt hat.« Und zu seiner Überraschung zeigt sich dabei Erleichterung in ihrem Gesicht. Dann runzelt sie erneut die Stirn.
    Es ist Joe gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie sein Verschwinden für moralische Feigheit hätte halten können, die etwas mit ihrem Sex zu tun hat. Erst fünf Herzschläge zuvor – und sein Herz schlägt ziemlich schnell –, als er Polly Cradles (köstliche) Unterlippe betrachtet hat, ist ihm klar geworden, wie sehr sie sein heimlicher Abgang verletzen könnte.
    »Du bist ja so ein Idiot«, sagt Polly. »Ein Depp. Ein Hohlkopf, ein Dämlack, ein Einfaltspinsel, ein Trottel, eine Nullnummer und ein Komplettschwachkopf.« Sie macht eine Pause. »Kom-plett-schwach-kopf! Um dich kümmert sich einer der besten Anwälte Londons, und du willst nicht auf ihn hören. Du hast einen sicheren Unterschlupf und willst dich in Gefahr begeben. Und all das ohne mich?« Sie schlägt ihn ganz und gar nicht sanft gegen die Schulter. »Du …« Sie kann das

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