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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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schon?«
    »Ja.«
    »Ich finde deine Logik ausgesprochen seltsam. Ich will jetzt mit dir Sex haben. Und du … da bin ich mir ziemlich sicher …« Ihr Finger gleitet das Badetuch hinab. »Ja, ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dank des Beweises, den ich jetzt in der Hand halte, dass du auch Sex mit mir haben willst. Oder?«
    Schwer zu leugnen. »Ja.«
    »Wenn wir also meinem Plan folgen und morgen feststellen, dass wir einander nicht mögen, dann haben wir immerhin herausragenden Sex gehabt. Wenn wir hingegen deinem Muster folgen, werden wir uns gegen Sex entschieden haben, obwohl wir ihn wollten, und dafür, weder jetzt noch später Sex zu haben. Und sollten wir dann später feststellen, dass wir doch Sex miteinander haben wollen, werden wir bereits eine Gelegenheit verpasst haben, Sex zu haben, als wir ihn hätten haben können.«
    »Das stimmt, aber …«
    »Dein Plan ist ein sehr schlechter Plan. Noch schlimmer: Du weißt, dass es ein schlechter Plan ist.«
    Sie küsst ihn nachdrücklich auf den Mund. Er wehrt sich nicht, also küsst sie ihn wieder und gibt ein glückliches kleines Quietschen von sich, als er ihren Kopf in die Hände nimmt und den Kuss erwidert, dann einen Arm um ihren Rücken schlingt und sie an sich drückt und dabei fast von den Füßen hebt.
    »Zurück!«, ruft sie aus, sobald sie es geschafft hat, sich freizuwinden. »Zurück! Nun kommen wir … hmmm, mm-mmmm … hör auf! Wir kommen jetzt zu dem Timing-Aspekt, von dem ich gesprochen habe. Ah! Mmm. Oh, Gott, du schrecklicher Mann. Du kannst deine Hände nicht dalassen. Mm-mmmm-mmh.« Sie stößt ein lüsternes, kehliges Lachen aus. »Hör auf! Jetzt. Das Timing ist mein Bereich. So. Rauf aufs Bett.«
    Dreißig Minuten später rast der 12:14-Uhr-Zug mit Chemieabfällen aus Chichester Paints mit einundneunzig Meilen pro Stunde an Pollys Haus vorbei. Die Vibrationen des vorbeifahrenden Zuges dringen durch den Bahndamm direkt in die Aufhängungen von Pollys Bett. Polly, die auf ihrem Rücken liegt, krallt sich in wilder Erregung an Joe fest und schreit: »Jetzt!« Die Aufforderung ist ziemlich unnötig, und durchgeschüttelt von Hunderten Tonnen Fracht aus gefährlichen Flüssigkeiten, die an ihnen vorbeirauschen und sie aneinanderdrücken, erleben sie tatsächlich unvergesslichen Sex.
    »Mmmm …«, murmelt die unerschrockene Rezeptionistin in seinen Nacken, streckt ihre Schultern und schaut dann durch zerzauste Haare zu ihm auf. Das verändert ihr Gesicht. Vielleicht wird es so aber auch nur zum ersten Mal auf die richtige Weise umrahmt, denn nun durchfährt ihn ein merkwürdiger Ruck, ein plötzliches, mächtiges Déjà-vu. Ich habe dich schon mal gesehen. Aber wo? Sie ist keine Feindin oder Antiquitätenhändlerin oder Polizistin, so weit ist er sich sicher. Die Erinnerung ist weitaus angenehmer und viel, viel älter … oh .
    »Ach du Scheiße«, sagt er. »Nicht Pollyanna. Polly wie Molly. Molly wie Mary. Mary wie Mary Angelica …«
    »Siehst du?«, murmelt Polly glücklich. »Mein Plan war viel besser als deiner. Stell dir mal die ganzen Probleme vor, gegen die ich hätte ankämpfen müssen, wenn du es gewusst hättest, bevor wir ins Bett gegangen sind.«
    »Dein Bruder wird mich umbringen.«
    »Wird er bestimmt nicht.«
    »Aber …«
    »Wird er nicht. Er wird sehr erfreut sein. Sonst bekommt er’s mit mir zu tun.« Sie küsst ihn herzhaft und schläft ein, einfach so, an seiner Schulter.
    Mercer Cradle ist nicht wirklich ein Waisenkind, eher ein ungewollter Sohn. Seine Eltern gaben sein Wohl und seine Erziehung bei der Londoner Kanzlei Noblewhite in Auftrag, bei derselben Kanzlei, die sich stets um Mathew Sporks ausgefallenere Geschäfte gekümmert und große Anstrengungen unternommen hat, um ihm das Gefängnis zu ersparen.
    Mercers Eltern schlugen diesen ungewöhnlichen Weg ein, um ihre Beteiligung an seiner Existenz nicht an die Öffentlichkeit kommen zu lassen. Ihre Liaison war nämlich nicht nur heimlich, sondern aus einer Vielzahl von Gründen durch und durch unangebracht gewesen. Mercer wurden auf diesem Wege all die Fürsorge und finanzielle Sicherheit zuteil, die sich ein Junge nur wünschen kann, wenn man mal davon absieht, dass ihm jedwede Information über seine biologische Abstammung fehlte. Seine Sohneszuneigung schenkte er dementsprechend den Seniorpartnern der Kanzlei sowie einer ganzen Reihe von Kindermädchen, Lehrern, Angestellten und Chauffeuren.
    Am Tag von Mercers Volljährigkeit aber nahm Mr Noblewhite –

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