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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Angriffe das Monster nicht provozieren würden, worauf Mercer zu einer Strategie distanzierter Beobachtung griff, bei der Joe die Erlaubnis erhielt, den Patienten zu untersuchen, während Mercer neben ihm mit einem kurzen Vorschlaghammer parat stand.
    Als die Biene untätig blieb und sich auf recht langweilige Weise nicht rührte, verlor Mercer seine Scheu.
    »Nzzzzzzzzeeeeyaouuuuuuwww!«, macht er nun enthusiastisch und starrt die Biene mit dem hoffnungsvollen Stolz eines frischgebackenen Vaters an. Von der Straße tönt das schwache Geräusch eines Niesens herein sowie das Rascheln des Laubes auf dem Pflaster des kleinen Innenhofs.
    »Sie ist kaputt«, schlussfolgert Mercer. Er wirft Joe einen Blick zu. »Du hast sie kaputt gemacht.«
    »Ich hab sie kaputt gemacht?«
    »Wahrscheinlich. Vielleicht war es die Feuchtigkeit. Oder eine Sprungfeder hat sich gelöst. Oder es haben sich Fusseln in die Aufziehteile gesetzt.«
    »Fusseln.«
    »Ja. Fusseln.«
    »In die …«
    »Aufziehteile. Die zum Aufziehen.«
    »Ach die.«
    »Ja. Die, wie ich vermute, bestimmt sehr empfindlich gegen Fusseln sind.«
    Joe will gerade erklären, dass jedes Gerät, das vierzig Jahre lang an der Küste funktionsfähig bleibt, obwohl es aus Gold besteht, gegen Fusseln eigentlich immun sein sollte – vor allem, wenn es sich um eine revolutionäre Maschine handelt, die auf den Prinzipien einer geheimen Mathematik beruht. Dass der Einsatz von Gold sogar ein Versuch gewesen sein konnte, um Rost- und Oxidationsprozesse zu verhindern, und dass jede Maschine mit Schmiere verklebt werden kann. Statt also zu sagen: »Du bist ein Vollidiot« – eine lieblose Formulierung, die ihm bereits auf der Zunge gelegen hat –, sagt er nur: »Gib sie mir« und setzt sich mit seiner Lupe und seinem Werkzeugbeutel in die hellste Ecke des Raumes. Einen Augenblick später öffnet er den Beutel und holt einen gepolsterten Messschieber hervor, der normalerweise nur für das Innere von Uhren benutzt wird, die teurer sind als eine durchschnittliche Londoner Wohnung, um damit die mit Edelsteinen besetzten Flügel der Biene anzuheben.
    Darunter kommen großartige, noch zartere Flügel zum Vorschein. Hauchdünn, aber sehr kräftig. Als seine Hand zittert, verursacht das dünne Material einen winzigen Kratzer an der Kante des Messschiebers.
    Merke: Scharf. Schneid dir nicht die Fingerkuppe ab.
    Doch die Flügel sind sehr bedacht konstruiert. Es ist schwierig, die Kante so zu entblößen, dass man sich daran verletzt. Die kurze Schreckensvision von fliegenden Rasierklingenbienen verschwindet wieder.
    Der Sattel der Biene lässt sich mitsamt den Flügeln abnehmen, sodass ein innerer Hohlraum sichtbar wird. Selbst durch seine Lupe kann Joe die Einzelteile kaum erkennen. Zahnräder, ja. Sprungfedern. Alles verläuft spiralförmig nach unten, nach innen, wird kleiner und kleiner und kleiner, und jede Schicht ist so ausgestattet, dass sie von der Schicht darunter in einem sich wiederholenden Muster ihre Befehle bekommt. Zellulares Uhrwerk? Fraktales Uhrwerk?
    Eines steht fest: Er kann es nicht reparieren. Das ist ihm komplett zu hoch, und auch für Daniel wäre es zu hoch gewesen, keine Frage. Und doch … oh. Da ist etwas. Ein Stilwechsel, wo das Unmögliche das bloß Brillante trifft. Ja. Die Schicht, die menschlich vorstellbar ist, wurde per Hand gefertigt, und so wie die Arbeit aussieht, könnte es durchaus Daniels Hand gewesen sein: Hier zeigen sich seine pingeligen Vorlieben, seine störrische Loyalität zur Blattfeder und den konventionellen Metallen seiner Zeit. Unterhalb von dieser Schicht jedoch sieht die Sache anders aus, das ist ein physikalisches Phänomen. Gegenständlich gewordene höhere Mathematik. Aber dort, am Verbindungspunkt, da ist etwas. Die zentrale Antriebswelle ist zu dick … oh. Mercer hat tatsächlich recht. Da sitzt ein Fremdkörper. Zu dünn für eine Wimper und zu biegsam … ein einzelner Seidenfaden. Es könnte ein Spinnwebsfaden sein, der um die Spindel gewoben wurde. Aber wie ließe der sich entfernen?
    Er grübelt darüber nach, lacht dann und steht auf.
    »Was?«, fragt Mercer.
    Joe marschiert energisch über Pollys Teppich auf und ab. »Es ist ein Uhrwerksmechanismus«, erklärt er. »Es ist nicht elektrisch. Zumindest glaube ich nicht, dass es elektrisch ist.« Er grinst, beugt sich mit der Lupe hinunter, und bewegt seinen Finger in die unmittelbare Nähe der Biene. Durch die Linse kann er sehen, wie sich der Faden aufrecht stellt, wie die

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