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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Hiroshima. Wir können auf dem Mond landen, Edie. Wir können nicht gut sein. Wir sind verdorben. Dies ist eine verdorbene Welt. Es gibt Inseln der Freude, aber sie sind klein, und die Flut steigt. Das darf nicht so weitergehen. Nun nicht mehr.
    Ich kann das nicht aushalten. Die Welt muss sich ändern. Wir müssen uns verändern.
    Ich werde uns dazu zwingen, uns zu ändern. Mein Buch wird mit Worten geschrieben werden, die sich nicht ignorieren lassen. Ein wahres Buch der Hakote, ein Buch der Mathematik und der Revolution gegen die Natur des Menschen. Ich habe vor, es jetzt sehr bald zu veröffentlichen.
    Und wenn ich es nicht tue, gibt es einen anderen Weg. Ich habe von dem Buch und der Kalibrierungstrommel eine Kopie angefertigt, Edie. Ich habe es so eingerichtet, dass das Buch den Prozess lediglich in Gang setzen wird. Ich habe es an dieses lustige kleine Museum geschickt, zusammen mit einer Zuwendung, sodass man es dort nicht wegwerfen wird. Wenn meine Ausgabe verloren geht, musst du eingreifen. Aber Edie, dies ist von äußerster Wichtigkeit: Falls es jemals Grund geben sollte, die Einstellungen der Maschine zu ändern – ich kann mir einen solchen allerdings nicht vorstellen –, wirst du die Kalibrierungstrommel brauchen. Ich habe sie der einzigen anderen Person gegeben, der ich vertraue. Er wird sie verstecken, Edie, aber falls du sie jemals brauchen solltest, weiß er, dass er sie dir geben muss. Wenn ich von meinem Ziel abgehalten werden sollte, dann geh nach Whistithiel und setze die Dinge in Gang. Ändere die Welt für mich.
    Ich liebe dich für immer. Es tut mir leid, dass ich dich nicht jetzt lieben kann.
    Frankie
    Jahrzehnte liegen zwischen ihr und Frankies letztem Brief, als Edie aus dem Bus aussteigt und ihre Handtasche umklammert hält wie eine Frau, die sich vor der Gegenwart fürchtet, weil sie voller Schändlichkeiten und Laster ist. Sie irrt herum, als sei sie ziellos und eingeschüchtert, und ihr langer, umständlicher Weg führt sie ganz zufällig zu einem Nonnenkonvent in einer trostlos öden Straße, in dem Schwester Harriet Spork ein Leben in Sünde abbüßt.
    Edie setzt sich auf eine Bank und füttert die Tauben. Eine Stunde lang sitzt sie dort, beobachtet und wartet mit einer Bibel, die sie sich in den Schoß gelegt hat, für den Fall, dass jemand auftaucht. Und schließlich wird ihre Geduld belohnt. Es ist nicht Joe Spork, dessen Kontaktaufnahme, wie sie vermutet, weniger direkt ausfallen wird, sondern ein schwarzer Wagen mit verdunkelten Scheiben. Edie betrachtet kurzsichtig eine Möwe und steht auf, um sie von ihren Brotkrumen zu verscheuchen. Sie wedelt vage mit der Hand in Richtung des Vogels, der sie mordlüstern anfunkelt, bevor er davonfliegt. Ihr Rückweg zur Bank führt sie in die Umlaufbahn des Wagens, und als sie einen Seitenblick hineinwirft, erkennt sie eine verschleierte Gestalt am Steuer und eine weitere auf dem Beifahrersitz, deren ruckartige, zögernde Bewegungen ihr auf ekelerregende Weise bekannt vorkommen: schnell, schnell, langsam. Dann blickt sie auf den Rücksitz und sieht, als ein Wagen aus der entgegengesetzten Richtung kommt, wie der Kopf des verschleierten Fahrgasts beleuchtet und sein Profil kurz unter dem Schleier sichtbar wird.
    Edie erstarrt. Mit einiger Verspätung verbirgt sie ihr Gesicht, wobei Panik und Wut in ihr aufsteigen.
    Unmöglich!
    Aber Edie verwendet dieses Wort nicht mehr, da sie schon vor langer Zeit erfahren musste, was es wert ist.

XII
    Nzzzzzeeeyaoooooowwww;
Keine echte Nonne;
Entführt
    M ercer Cradle steht im Wohnzimmer seiner Schwester mit einer überaus wertvollen und wahrscheinlich wahnsinnig gefährlichen Goldbiene in der Hand und macht surrende Geräusche. Es ist die defekte Biene, die Joe von Ted Sholt bekommen hat. Die anderen sind schließlich ausgeflogen und sorgen in der weiten Welt für Verdruss. Mercer hält das glänzende Insekt zwischen Daumen und Zeigefinger und versucht, die Biene mit ermunternden Worten zum Abheben zu überreden.
    Mercer hat dieses wissenschaftliche Experiment nicht sofort aufgenommen, nachdem er die kleine Sammlung von Trophäen erblickt hatte, die seine Schwester und Joe aus dem Lagerraum am Hafen mitgebracht hatten. Anfangs bestand er schlicht darauf, die Biene müsse eingesperrt und geröntgt, in den Kernspintomographen und unters Elektronenmikroskop geschoben werden, bis sie all die beunruhigenden Geheimnisse, die sie enthielt, offenbart haben würde. Daraufhin spekulierte Polly, ob solche

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