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Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Alarmglocken ausgelöst und was nicht alles. Jemand hat nicht aufgepasst. Das ist bei mir nicht ratsam. Ich hab ihn und seine Freunde erwischt, und ich hab sie in Brand gesteckt. Ist nicht klug, mir keinen Respekt zu zollen. Das versuch ich ihnen immer zu sagen. Dafür siehst du aus, als wärst du plötzlich erwachsen geworden.«
    »Was?«
    Der ältere Mann zuckt mit den Schultern. »All diese Kraft. Du läufst hier durch, als hättest du Angst, was kaputt zu machen. Behältst schön alles für dich.«
    »Was soll ich für mich behalten?«
    »Stell dich nicht blöd. Du weißt ganz genau, wovon ich rede. Hier«, fügt er rügend hinzu, als Mr Ordinary versucht, sich zu erheben. »Ist doch nicht nötig, oder? Komm mir nicht komisch.« Komisch kommen ist nichts Gutes. Der Sargmann greift nach unten und stellt irgendetwas mit der offenen matschigen Stelle an, die einst ein Ohr beherbergte. Mr Ordinary krümmt sich und erbricht sich trocken. »Also: Was ist eine Hakote, und worüber schreibt die, dass es diesem Arschloch so wichtig ist?«
    Nachtmarkt-Instinkt: Ausweichen . Joe zuckt mit den Schultern. »Du kannst mich gerne auf den Kopf stellen.«
    Der Sargmann starrt ihn an und fängt dann an zu lachen. Er kann sich kaum aufrecht halten, so sehr muss er lachen.
    »Was ist so lustig?«
    »Du! Gottverdammte Scheiße. Oh, verfickter Scheiß, das ist zu viel … Du hast nicht mehr Ahnung davon, was hier abgeht, als ich, oder? Und die wussten das auch, aber haben dir trotzdem das volle Programm gegeben. Und je weniger du ihnen gesagt hast, desto mehr Angst hatten sie, dass du ein echt harter Knochen bist, und je mehr sie draufgelegt haben, desto weniger hast du gewusst … was für ’ne grandiose Scheiße!«
    Joe unterdrückt den Drang, dem anderen Mann zu erzählen, dass er durchaus weiß, was vor sich geht und er jetzt das eine Faktum kennt, das diese Arschlöcher von ihm wissen wollen. Aber es ist wie in der Schule. Statt sich mit der richtigen Antwort aufzuspielen, lacht er auch.
    Der Sargmann lehnt sich an den Schreibtisch und wirft einen Stapel Nachschlagewerke um, was noch lustiger ist, und es sieht ganz so aus, als wäre Mr Ordinary der Einzige im Raum, der sich nicht königlich amüsiert. Als der Sargmann dies bemerkt, wird er nüchterner.
    »Wo ist der Ausgang? Na los jetzt.«
    »Unten! Unten im Keller!«
    »Das glaube ich nicht. Da haben sie mich eingesperrt.«
    »Das ist eine Täuschung! Alles steht auf dem Kopf! Wenn Sie in den Keller fahren, fährt der Aufzug nach oben. Der Mechanismus funktioniert so geschmeidig, dass man es nicht merkt. Jedem wird schlecht davon, bis man es weiß! Der Ausgang ist unten!«
    Der Sargmann grinst Joe an.
    »Das hört sich nach der Wahrheit an, ganz sicher. Na los dann, verschwinde.«
    »Kommst du nicht mit?«
    Der andere Mann blickt ihn an.
    »Das willst du doch gar nicht, Kumpel. Ich bin nicht beliebt da draußen. Ich bin eigentlich kein böser Mann, wie es der Zufall will, auch wenn ich gestehe, dass ich im Moment etwas unangenehm rüberkomme. Wenn mir etwas nicht gefällt, dann zeige ich das auch.« Er beugt sich herunter und stellt irgendetwas Schnelles und Widerliches mit Mr Ordinary an, der ein schreckliches Keuchen von sich gibt. Es macht den Anschein, dass ihm etwas ausgerissen wurde und er nicht mehr schreien kann. Joe tritt einen Schritt zurück. »Ah. Du kapierst es so langsam, oder?«
    »Wer bist du?«
    »Niemand. Oh, klar, ich war mal jemand. Ich habe die Theaterstücke von Kenny Lonergan und die Musik von Eartha Kitt gemocht. Ich mochte … Orangensaft. Frisch gepresst in dem Sandwichladen an der Ecke von meiner Straße. Einmal pro Woche hab ich mir das gegönnt. Dieser Typ, das war ich mal. Wer weiß, was ich jetzt bin?«
    »Du bist ein Patient.«
    »Das auch. Aber weißt du, das heißt nicht, dass ich böse bin, oder?«
    Mr Ordinary lässt plötzlich eine Hand in seine Tasche gleiten und schlägt ruckartig mit einem Gegenstand von der Größe eines Handys gegen das Bein des Sargmannes. Es ertönt ein scharfes Geräusch, wie von einem Roboter, der einem einen Kuss aufdrückt. Der Sargmann zuckt zusammen und lächelt.
    »Na also«, sagt er, wobei er leicht ins Stottern kommt, »auf diesen Moment haben wir alle gewartet, nicht wahr?« Er rollt mit dem Kopf und schlägt seine Zähne aufeinander. Selbst aus dieser Entfernung kann Joe den elektrischen Strom auf seiner Haut spüren. Mr Ordinary drückt noch einmal mit dem Taser zu. Ein leichter Ruck geht durch den

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