Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der goldene Schwarm - Roman

Der goldene Schwarm - Roman

Titel: Der goldene Schwarm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
Vom Netzwerk:
Codiergerät? Er hat keine Ahnung. Er weiß nur, dass es keine Aufzeichnungen darüber gibt, dass es magisch ist, genial. Daher: unbezahlbar.
    Und ja, es gibt einen kleinen Makel, aber das ist kaum überraschend, nachdem es jahrzehntelang irgendwo in einem Sack herumgelegen hat. Er greift hinein und hält inne. Ein winziges Glimmen vor seiner Pinzette. Unmöglich.
    Joe späht hinein, lehnt sich hinunter, richtet seine Lampe aus. Dann stellt er noch zwei weitere Lichter näher heran und eine Handlupe, die ihm zusammen mit der Hauptlupe eine wahrhaft abstruse Vergrößerung verschafft.
    Vollkommen unmöglich.
    Neben dem kleinsten Zahnrad, angetrieben von einem sekundären Schaltrad auf der Oberfläche des winzigen Dings, findet sich ein Schimmern von Metall. Er späht durch das doppelte Vergrößerungsglas, und ja, da ist es und sieht aus, als hinge es unverbunden in der Luft: eine weitere Uhrwerksschicht, so winzig, dass sie auch jetzt kaum sichtbar ist, ein Filigranmuster aus zartesten Fäden, eingewoben und angetrieben und sich scheinbar auflösend im Inneren des Balles.
    Er starrt es an wie vom Donner gerührt und verspürt sogar eine gewisse Wut. Damit kann er nichts anfangen. Er würde andere Instrumente dafür brauchen, einen Reinraum, Erfahrung mit Mikroskoptechnik … er ist hier komplett abgehängt worden.
    Es sei denn …
    Es sei denn.
    Wenn an dem mikroskopischen Teil ein Schaden vorliegt, dann ist er überfordert. Es gibt wahrscheinlich niemanden auf dieser Erde, der damit Erfahrung hätte. Es ist einzigartig – und verrückt –, denn wenn man zu so etwas in der Lage ist, warum sollte man dann keine gedruckten Schaltkreise verwenden? Außer natürlich, dass es so etwas noch gar nicht gegeben hat, als dies hier hergestellt wurde.
    Davon abgesehen: Der Makroteil ist ja vertraut genug. Und ja, der Mittelteil hebt sich als einzelnes Stück hervor. Das Problem wurde vorhergesehen (natürlich).
    Er geht in die Küche und wäscht eine gläserne Auflaufform ab, wischt sie sorgfältig trocken, legt dann das unvorstellbare Herz des Balles hinein und verschließt sie mit einem Deckel. Dann wendet er seine Aufmerksamkeit dem Rest des Mechanismus zu.
    Ja, das kann er reparieren. Ein schwacher Stift ist ausgeschert und lässt einen kleinen Arm hängen. Das ist nur eine Frage von … na ja … vielleicht dauert es doch etwas länger.
    Irgendwann hört er auf und schließt die Augen für eine Viertelstunde, um sie auszuruhen. Dann prüft er seine Arbeit und ist zufrieden. Der Rest des Mechanismus ist perfekt. Es findet sich nicht einmal ein Staubkorn darin.
    Er reinigt und ölt es trotzdem, aus Respekt.
    Wer auch immer dies hergestellt hat: Ich wünschte, wir hätten uns treffen können.
    Eins ist klar wie Kloßbrühe, wie sein unbeweinter Vater es ausgedrückt hätte: Das ist nicht gerade eine Spieluhr von der Stange. Er sollte eine Zeitung anrufen. Er sollte bei Harticles anrufen. Er sollte seine Mutter anrufen – nicht deshalb, sondern ganz grundsätzlich.
    Er tut’s nicht.
    Langsam beginnt er damit, die anderen Teile des Dingsbums zusammenzusetzen. Sie sind fantastisch gearbeitet, sehen im Vergleich nun aber roh und schlicht aus. Das Puzzle setzt sich unter seinen Händen mühelos zusammen. Nach einem Moment wird ihm klar, dass er die Muster des Balls nachahmt. Wie innen, so außen. Mehr Eleganz.
    Er wird den Frickelstab zurückgeben müssen. Es wäre nicht richtig, ihn von der eigentlichen Maschine zu trennen. Wenn sie ihm allerdings einen langfristigen Wartungsauftrag geben würde, könnte er immer …
    Er betrachtet seine Werkzeuge und erlaubt es seinem Körper, ohne Einmischung des Geistes zu arbeiten. Nun, da das Rätsel gelöst ist und sich die weiteren Aufgaben von selbst verstehen, weiß er auf einer so tiefen Ebene, was zu tun ist, dass es wichtig ist, nicht zu viel zu denken. Das ist der Teil, den er liebt, die völlige Selbstvergessenheit.
    Als er fertig ist, wird ihm bewusst, wie lange er gearbeitet hat, und er muss sich beeilen.

IV
    Der wahre Ursprung des Vaughn Parry;
Der Bienenstock;
Die Wohnung in Carefor Mews
    A uflösung jeder Ordnung«, sagt Billy Friend, als der Zug nach Whistithiel mit nur leichter Verspätung den Bahnhof Paddington verlässt. »Fünf Buchstaben.«
    Joe Spork ist versucht, dies für keine schlechte Beschreibung seiner Reise mit Billy Friend zu halten. Er schüttelt den Kopf.
    »Billy, woher stammt es?«
    »Leer, leer, A und so weiter. Ein Gentleman weiß stets zu

Weitere Kostenlose Bücher