Der goldene Schwarm - Roman
Begriffen ist es vermutlich weit weniger aufregend, es sei denn, dass die Maschine, zu der es gehört, etwas überaus Interessantes anstellt oder auf ebenso lächerliche Weise schön ist wie das Stück vor ihm, was … nun ja … gigantisch wäre. Und nicht unmöglich. Billy Friends Sinne jedoch sind übermenschlich, und Worte wie unbezahlbar wirken auf ihn wie eine Hundepfeife.
»Ja, Billy, das habe ich gesagt. Ja. Das ist was für die Abendnachrichten. Nein, noch vor dem schwimmenden Kaninchen. Vor den Sportmeldungen. Ja, ganz genau. Also liefern wir es gemeinsam ab, okay? Persönlich. Sehr gut. Ja, ja, unbezahlbar . Dann treffen wir uns also am Bahnhof.«
Joe legt den Hörer auf.
Auf der Arbeitsbank liegt der Ball in all seiner Glorie. Er hat ihn bereits fotografiert, damit er seine Existenz beweisen kann.
Metall wie weiche Baumwolle, nicht verbunden, sondern verwebt, das sich in seiner Hand erwärmt. Gewobenes Gold.
Das Geheimnis dieser Technik wird von Zeit zu Zeit flüsternd in Kasbahs und Juweliergeschäften ausgetauscht, bei Zusammenkünften und auf Märkten, wobei es beinahe ans Licht kommt und dann wieder so vollständig verschwindet, dass es von vielen für eine bloße Erfindung gehalten wird.
Joes Großvater etwa war folgendermaßen darauf gestoßen:
»Guten Morgen, Madame, wie können wir Ihnen zu Diensten sein?«
»Die Uhr meines Mannes. Oder besser gesagt, es ist meine Uhr, aber sie war ein Geschenk von ihm. Er hat sie von einem Mann in Kambodscha, wissen Sie, und nun ist sie kaputt. Es ist wohl auch ratsam, sich das Armband anzusehen. Es löst sich. Das liegt aber vielleicht daran, dass ich schrumpfe.« Aus diesem Austausch wird klar, dass die Kundin älter und Englisch ihre zweite Sprache war, in Hast gelernt und nie wirklich ausgereift.
Aus ihrer Tasche zog sie ein schmales Bündel aus Seidenpapier und legte es sichtlich besorgt vor ihm ab.
»Sie stammt aus Asien, sagte er, und ich finde sie wunderschön, aber es gibt kein Echtheitszertifikat, ich weiß also nicht, ob sie wirklich aus Gold ist.«
Daniel Spork beeilte sich, ihr zu versichern, dass die Handwerker aus Asien wunderbare Dinge zustande brächten, auch wenn er schon fürchtete, ihr mitteilen zu müssen, dass der Impulskauf ihres Gatten ein Fehler gewesen sei. Womöglich eingelullt von einem Gefühl westlicher Überlegenheit und von sanftmütig auftretenden Händlern, lassen sich viele reisende Gentlemen in den Straßen und Läden der asiatischen Städte große Summen aus der Tasche ziehen und haben, so schien es Daniel Spork, in ihrer Hybris auch nichts Besseres verdient. Dieses Urteil dehnte er jedoch nicht auf ihre Familien aus und fand keine Freude daran, kleinen alten Damen mitteilen zu müssen, dass es sich bei den von ihnen wertgeschätzten Geschenken nicht um Gold und Smaragde handelte, sondern bloß um Blattgold und Glas.
Er blickte sie an, und als sie nickte, wickelte er das Stück mit langen, unsicheren Fingern aus.
Die Uhr selbst war wenig bemerkenswert; gut gemacht und einfach, das Ziffernblatt eine dünne Scheibe aus poliertem Ebenholz in einem goldenen Oval mit flacher Glasbedeckung. Es war das Armband, das Daniels Aufmerksamkeit fesselte, das sich um sein Herz schlang und ihm den Atem stocken ließ. Er hatte etwas Vergleichbares noch nie zuvor gesehen. Gerüchte waren zu ihm gedrungen, aber er hatte sie nicht für voll genommen. Nun hielt er es selbst in Händen und wusste, dass es über seinen Verstand beinahe ebenso hinausging wie über den der netten, unwissenden alten Dame, die es ihm gebracht hatte. Der Unterschied bestand nur darin, dass er, nach einem Leben voller Getriebe und Uhrwerke, voller Gold und Lamé, Karaten und Gewichten, wusste, wenn er ausgestochen wurde, wenn er sich einem Meisterwerk gegenüberfand. Ganz behutsam reichte er es ihr zurück.
»Ihr Gatte ist … ist?«
»War.«
»Das tut mir leid.«
»Es ist lange her.«
»Er war ein sehr weiser Mann, Madame. Und bei dem, was Sie mir gebracht haben, bei dem, was er für Sie gefunden hat, handelt es sich um ein Stück, nach dem andere womöglich ein Leben lang suchen würden. Sie müssen es als Schatz bewahren.«
»Das tue ich.«
»Gut. Und falls Ihnen jemals jemand begegnen sollte, der so etwas reparieren kann – der versteht, wie so etwas funktioniert –, dann sagen Sie demjenigen bitte, dass Sie einen Mann in der Quoyle Street in London kennen, der nicht wagt, sich nach dem Geheimnis zu erkundigen, der sich jedoch geehrt fühlen
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