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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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zerschneiden.
    Unterdessen suchte Böttger in dem Durcheinander einige Apothekengefäße zusammen, stieß dabei eine Flasche um, die er achtlos auslaufen ließ, und las zwischendurch immer wieder in dem Buch. Er war ganz fiebrig. Manchmal nickte er zustimmend und vertiefte sich weiter in das Buch, blätterte nervös darin hin und her, dann wieder schüttelte er den Kopf, sah auf, blickte gedankenverloren in die Ferne, dann schrieb er ein paar Zeichen auf einen Bogen und zog dabei die Stirn in Falten. »Verdammt, so komm ich nicht weiter! Ich brauch das Buch von Kunkel!«
    Als Lips das Kupfer fertig geschnitten hatte, stellte er den Tiegel auf Böttgers Tisch. Auf einem Gefäß las Lips Arsenicum album. Die anderen Gefäße waren so gestellt, dass er die Aufschrift nicht erkennen konnte.
    »Es ist ein sehr reines Kupfer«, sagte Lips und versuchte zu sehen, was Böttger schrieb, aber das Licht war zu schwach. »Was jetzt?«
    »Ich brauch noch vier Lot Späne von Messing. Da, von der Platte dort. Und da hinten ist eine Feile. Ist die Glut stark?«, fragte Böttger, der ein Pulver, das wie gewöhnliche Asche aussah, mit einer kleinen Handwaage abwog.
    »Noch ein wenig, dann ist die Hitze gut.« In dem Buch, das aufgeschlagen dalag, sah Lips zwischen den Worten, Zahlen und alchemistischen Zeichen eines, das wie der Diebeszinken vom Vater aussah. Auch ein nach rechts geöffneter Halbmond war dabei, das Zeichen für Silber, wie er damals aus dem Buch in der Grabich-Schenke gelernt hatte. »Will Er Silber kochen?«, fragte er.
    »Nein, weißes Kupfer.«
    »Er will Kupfer weiß machen?«
    »Wenn's in die eine Richtung geht, dann geht's auch in die andere.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Brauchst du auch nicht! Hat dich doch auch keiner danach gefragt, oder?!«
    »Und der Stein der Weisen? Ich dachte, dass…«
    »Jetzt mach deine Arbeit.«
    Während Lips das Messing feilte, beobachtete er Böttger. Der schüttete zuerst Asche in einen Tiegel. Aus einem Gefäß mit der Aufschrift Salpeter wog er ein gelbliches Pulver ab und vermischte alles mit einer Hasenpfote. »Das reicht!«, rief Böttger herüber. »Kümmre dich jetzt um die Glut. Noch mehr Hitze!«
    Lips drückte den Blasebalg. Die aufkommende Hitze trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Böttger schüttete noch einige andere Pulver in den Tiegel, mischte wieder alles und kniete sich dann neben Lips vor den Ofen. Mit einem langen Feuerhaken drückte er eine Mulde in die Holzkohlen, fasste den Tiegel mit einer Zange und stellte ihn auf die Glut. Schweigend beobachtete er den Tiegel. Nach kurzer Zeit kräuselte sich ein Nebel daraus und ein scharf-beißender Geruch machte sich breit. »Gut!«, sagte Böttger zu sich selbst. »Sehr gut!« Er griff nach einem Stundenglas, wie Lips mal eines in der Diebesbeute vom Schwarzen Frieder gesehen hatte.
    »Der Tiegel muss in der Glut stehen«, sagte Böttger und drehte das Stundenglas um, »bis kein Dampf mehr rauskommt. Wenigstens auf zwei Stunden.«
    »Und dann ist das Kupfer weiß?«
    »Nein, nein, das Kupfer ist da noch gar nicht drin. Das kommt später dazu. Bei der Alchemie muss man sich Zeit lassen, viel Geduld haben. Jedenfalls mehr Geduld, als der Apotheker hat. Manches Experiment dauert Jahre.«
    »Bis man den Stein der Weisen gefunden hat?«
    Böttger sah ihn überrascht an. »Was verstehst du denn von Alchemie!?«
    »Arnold, ehm, mein Vater hat viel davon erzählt.«
    »Dieser Schnallenmacher?«
    Lips nickte.
    »Und was hat der dir erzählt, der Herr Schnallenmacher?«
    Lips überlegte einen Augenblick. »Na, ja, das war mehr so ein Spiel. Von Basilisken hat er erzählt, die…«
    Böttger lachte auf. »Du meinst diesen Afterglauben von den Hähnen, die in den Ställen unter der Erde gemästet werden und sich dann gegenseitig besamen! Nachher werden die eingebrannt und zu Pulver gerieben und dann… Wie war das noch?«
    »Es wird dann zu einem dritten Teil das Blut eines rothaarigen Menschen dazugemischt und auf Kupferplatten gestrichen. Aber das war alles ziemlich umständlich, mit scharfem Essig und Rotkupfer…« Lips verstummte, als Böttger ihn mitleidig anlächelte.
    »Hast du mal Hähne gesehen, die es griechisch miteinander treiben? … Na also!« Böttger schichtete mit der Zange die glühenden Kohlen um den Tiegel. »Nein, den Gesetzen der Natur kommt man so nicht bei. Das ist alles wirre Panscherei, purer Zufall, wenn dabei etwas herauskommt. Nein, man muss eine klare Erkenntnis der Dinge haben, ihnen nach der

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