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Der Goldkocher

Der Goldkocher

Titel: Der Goldkocher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Adloff
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Ihre Haare kitzelten an seiner Wange, und er spürte ihre Hitze. Entfernt donnerte vom Lustgarten ein Feuerwerk. Lips zählte laut die Lustkugeln mit, die hoch in den Himmel schossen, dort auseinanderprasselten und ganze Sternenhimmel von sich gaben. Ihm war ganz leicht, auch wegen des Weins. Er wunderte sich, wie sich scheinbar alles wie von selbst ergab. Sein Herz klopfte heftig, als er ihre Hüften mit beiden Händen fasste. Ihr Kopf ruhte weiter an seiner Schulter. Er fasste nach und strich vorsichtig ihre Hüfte hoch. Von der Seite sah er, wie sie genussvoll die Augen schloss und ein aufforderndes Lächeln ihren Mund umspielte. Ihre Zungenspitze glitt zwischen ihre Lippen, die nass glänzten. Auf einmal drehte sie sich um. Er umschlang sie, beugte sich etwas zu ihr, ihre Münder fanden sich. Plötzlich spürte er ihre forschende Zunge – womit er nicht gerechnet hatte –, und er schreckte im ersten Augenblick zurück. Sie neckte ihn weiter, und er erwiderte dann das Spiel. Er sog den Geschmack ihres Mundes und den Geruch ihres Atems in sich ein; er wusste nicht, wie ihm geschah, und ihre Körper pressten sich aneinander.
    »Guckt euch die mal an!«, rief eine Männerstimme. Jemand lachte. »Unerhört!«
    »Alter Neidhammel!« Eine Frauenstimme keifte etwas. Lips ließ die Augen geschlossen, spürte Annas Körper. Sie hielt nun ihre Zunge zurück, und ihr Mund gierte nach seinem. Die Menschen drängten an ihnen vorbei, das Feuerwerk musste zu Ende sein. Abrupt hielt Anna inne, legte ihren Kopf zur Seite, dann sah sie ihn einen Augenblick fragend an, als wäre sie selbst überrascht über ihre Kühnheit.
    »Komm!« Sie hakte sich bei Lips unter und wollte unbedingt weiter zum Schlossvorplatz. Sie hatte gehört, dass dort dem Volke ein riesiger gebratener Ochse spendiert wurde. Wie Anna versicherte, hatte man den Ochsen mit Schafen, Ferkeln, Hasen, Rehen und Hühnern angefüllt. Sie zwängten sich an den Menschen vorbei. Manchmal fasste er sie dabei von hinten und führte sie vorbei an zwei Springbrunnen, aus denen roter und weißer Wein sprang. Soldaten standen in Zweierreihe um den Ochsen herum, andere prügelten die Betrunkenen in eine Reihe.
    Sie standen schon dicht vor dem Brett, auf das das gebratene Fleisch zum Mitnehmen gelegt wurde, da hörte Lips hinter sich Hörnerklang. Eine Reiterei kam über die Schlossbrücke. Die Menschen stoben auseinander, manche kamen nicht rechtzeitig weg und wurden zu Boden gerissen. Die Menschen schrien, jemand warf mit »Wiwa!« eine Flasche gegen einen Reiter. »Soldatenpack!«, »Geschmeiß, verfluchtes!«
    Der getroffene Reiter riss sein Pferd herum und versuchte den Werfer in der Dunkelheit auszumachen. Da flog ein Krug. »Vivat! Ihr Halunken!« Dann noch eine Flasche, die den Reiter an der Schulter traf. Sein Pferd stieg auf und war kaum noch zu halten. Die Menschen waren entfesselt. Flaschen flogen mit »Wiwa!«, Warnschüsse gingen in die Luft. Die Soldaten zogen ihre Degen, hielten die andere Hand schützend vor das Gesicht und scheuten sich offensichtlich, gegen die Übermacht loszugehen.
    Lips sah, wie ein Mann von dem Tumult weglief, sich gegen die aufgeputschte Menge warf und in seine Richtung durchdrängte. Lips duckte sich weg, er war sich nicht sicher, ob er ihn erkannt hatte. Der Mann verlor seine Perücke und drehte sich noch mal um. Für einen Augenblick sah Lips im Licht einer Straßenlaterne das Gesicht. Dann war der Schwarze Frieder wieder in der Menge verschwunden.
    »Komm!«, rief Lips und zog Anna in entgegengesetzter Richtung weg. »Mach schon!«
    Später erhaschten sie noch eine halbe Flasche Wein, dann schlenderten sie zurück. Vorsichtig sah er sich immer wieder nach Frieder um. Anna machte das strenge Gesicht des Hausknechts nach und konnte auch das Kinn so energisch vorschieben, wie dieser es tat, wenn er irgendwo den Schlendrian witterte. Sie lachten und juxten herum, und Anna zog ihr Gesicht immer wieder in Falten und äffte dann auch seine Worte nach. Jeden Satz begann sie mit »Wir wollen doch nicht…« und schlug dabei mit dem Zeigefinger. Nach einer Weile sagte sie nur noch »Wir!« und schob das Kinn vor. Sie wollten sich gar nicht beruhigen vor Lachen. Schließlich schob Anna nur noch das Kinn vor.
    Als sie auf die Apotheke zugingen, gingen sie wieder mit züchtigem Abstand nebeneinanderher. Lips schloss das Hoftor hinter ihnen, und sie standen einen Augenblick stumm voreinander. Er sah sich um, dann umfasste er sie und drängte sie in

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